Kapitel 21

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Roxana P.O.V.

"Gioia mia, ich weiß, dass dir das nicht gefallen wird, aber Mr. Miller hat mich vorhin angerufen." Augenblicklich spannte ich mich an. Meine Dad setzte sich zu mir auf mein Bett und sah mich an. "Warum?" "Er will wegen der Anzeige reden." "Wir sollen sie fallenlassen?" "Vermutlich, aber das werden wir nicht. Trotzdem will ich hin, und ich möchte, das du mit mir kommst." Ich nickte. Mein Dad wusste was er tat und ich vertraute ihm. Trotzdem sah er mich ungläubig an. "Du kommst mit? Ich hätte erwartet, dass du mich anschreist und mich hochkant aus deinem Zimmer wirfst." Ich schmunzelte und schüttelte den Kopf. "Keine Sorg, heute ausnahmsweise nicht." Er lachte und stand auf. "Ich würde in einer Stunde fahren, okay?" Nickend erhob ich mich. Nachdem mein Dad das Zimmer verlassen hatte schälte ich mich aus meiner Jogginghose und quetschte mich in eine Jeans. Auch wenn ich mit gemischten Gefühlen dem Treffen entgegen sah, wollte ich wissen, was Sams Vater zu sagen hatte.

Ich lief die Treppe nach unten uns setzte mich zu meinen beiden Brüdern auf die Couch. "Jetzt mal im Ernst. Wieso seid ihr vorhin so schnell abgehauen. Ein paar Leute aus der Unterstufe meinten sie hätten gesehen, dass Rafael verletzt war. Ist da was dran?" Rafael hatte mir eingeschärft mit niemandem zu reden und wenn doch irgendjemand etwas fragen sollte, sollte ich lügen. "War er deshalb letzte Woche auch nicht in der Schule. "Ich weiß nicht wo er letzte Woche war und ich weiß nicht was vorhin mit ihm los war. Ich weiß nur, dass es ihm nicht gut ging und ich ihn nach Hause bringen musste." "Und wieso hat das nicht Luca gemacht?" "Weil er eine Klausur schreiben musste." "Und wie genau hast du ihn nach Hause gebracht?" "Mit Lucas Auto." Ich zuckte die Schultern. "Du kannst mir nicht erzählen, dass Luca dir sein Auto gegeben hat oder?" "Doch." Die beiden sahen mich ungläubig an. "Das Ding ist ihm heilig! Einer von den Frischlingen hat sich mal daran angelehnt. Du willst nicht wissen wie Luca ausgetickt ist."

Die beiden Zwillinge diskutierten weiter über Luca während ich mich dem Fernseher vor mir widmete. Mir kamen wieder Rafaels Worte in den Kopf. Das Bild das die Gesellschaft von diesen typischen Bad Boys hatte ließ so gut wie keinen Spielraum. Das diese Bad Boys aber sich aber auch einfach mit jemandem anfreunden konnten oder jemanden gern haben konnten kam für die meisten erst gar nicht in Frage.
Dass ich mich so gut mit den beiden Brüdern verstand, wollte wohl meinen Brüdern und dem Rest der Schule nicht so recht in den Kopf.

Gut eine halbe Stunde später saß ich zusammen mit meinem Vater im Auto. Wir fuhren in Richtung des Büros von Mr.Miller. Ich war aufgeregt und angespannt, keine Frage. Mr.Miller war genau wie sein Sohn unberechenbar. Er würde zwar kaum körperlich auf uns los gehen, aber er hatte eine Menge Einfluss und konnte einem das Leben damit schwer machen. "Mach dir keine Sorgen, Principessa. Ich bin da und dir wird nichts passieren." Das wusste ich. Und ich war ihm wirklich dankbar.

"Deine Mutter macht mich noch verrückt. Sie will, dass du endlich mal den Jungen einlädst der dir geholfen hat." Ich lachte. Mom lag nicht nur ihm damit in den Ohren. Auch mich hätte sie die letzten Tage wirklich genervt. "Er war die letzte Woche nicht da. Da kann ich ihn ja schlecht fragen. Und außerdem hab ichs ihm schon gesagt und er meinte, dass es nicht nötig sei und es selbstverständlich gewesen sei zu helfen." "Der Junge hat eine gute Einstellung. Zivilcourage kommt mittlerweile viel zu kurz. Es sollten wirklich mehr Leute so sein wie er." Nickend sah ich aus dem Fenster. Da hatte er recht.

Einige Minuten schlängelte sich Dad noch durch den New Yorker Stadtverkehr ehe er vor einem großen Gebäude parkte. "Wenn du nicht willst..." "Doch, Dad. Schon in Ordnung." Mit leicht zitternden Händen öffnete ich die Autotür und stieg aus. Sofort würde ich vom kühlen Wind eingehüllt und schlang meine Jacke enger um mich. 
Ich würde lügen wenn ich sagte, dass ich keine Angst hatte. Ich wusste nicht was mich da drin erwartete. Eigentlich hatte ich nichts zu befürchten. Ich war nicht alleine und ich wusste nicht einmal ob Sam überhaupt auch hier war. Und trotzdem spürte ich ein ungutes Gefühl in mir.

Ich war schon einige Male mit Sam hier gewesen. Hier waren wir immer das Vorzeigepaar. Aber jedes Mal wenn sich die Aufzugtüren schlossen und wir alleine waren war er das selbe Arschloch wie immer.
Als Dad und ich den Fahrstuhl betraten überkam mich ein Schauer als ich daran dachte wie Sam mich an die verspiegelte Wand gedrückt hatte.

Im richtigen Stockwerk angekommen gingen wir zu Mr.Millers Sekretärin. Ich war mir ziemlich sicher, dass die beiden schon zusammen in der Kiste waren. Da fiel der Apfel wohl nicht weit vom Stamm. "Mr.Miller hat gerade Besuch. Wenn Sie kurz warten würden." "Wir haben einen Termin. Und der ist jetzt. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, also bitte." Widerwillig stand die blonde Bohnenstange auf und lief vor uns voraus zur Tür.

Als wir den Raum betraten konnte ich nicht glauben wen ich sah.

Lesenacht #3

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now