Kapitel 8

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Angespannt saß ich auf einer Couch in Lewis Wohnzimmer. Laute Musik spielte und im Raum war es unglaublich stickig. Ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen während ich mich verzweifelt an den roten Plastikbecher in meinen Händen klammerte. Um mich herum wurden Trinkspiele gespielt, die Mädchen drückten ihre kaum bekleideten Ärsche an die Jungs und etwas weiter hinten im Zimmer hatte einer von den Sportlern in einen Blumentopf gekotzt.

Sam hatte es tatsächlich geschafft mich auf diese Party zu schleifen. Immerhin waren meine Brüder auch hier und ich hoffte inständig, dass die beiden noch zurechnungsfähig sein würden, wenn Sam seine Drohung wahr machen wollen würde. Bis jetzt hatte er sich allerdings beherrschen können und seit gut einer halben Stunde war er  wie vom Erdboden verschluckt. Vermutlich ließ er gerade bei irgendeinem blonden Püppchen Dampf ab. Wäre zumindest nichts neues.

Nachdem ich das erste Mal gesehen hatte, wie Sam mit einer anderen rumgemacht hatte, brach für mich eine kleine Welt zusammen. Und dann wurde ich wütend. So richtig wütend. Ich stellte ihn zur Rede und wollte mit ihm Schluss machen. An diesem Tag hatte er mich zum ersten Mal geschlagen. Jeder andere an meiner Stelle wäre vermutlich zu seinen Brüdern gerannt oder hätte sich sonst irgendjemandem anvertraut, aber Sam hatte mir solch eine Angst gemacht, mit seinen Drohungen und der Backpfeifer die er mir gab, dass ich mich schlichtweg nicht traute. Und ab da wurde es immer schlimmer. Sam wurde immer aggressiver, ich immer ängstlicher. Mein Selbstbewusstsein rutschte in den Keller und die selbstbewusste junge Frau zu der mich meine Mutter erzogen hatte exsistierte von jetzt auf gleich nicht mehr. Keine Ahnung wie Sam das geschafft, aber wegen ihm hatte ich mich unglaublich verändert. Und seine Schläge waren nicht einmal das was mich so fertig machte. Viel eher waren es die Worte die er zu mir sagte und die Beleidigungen die er mir tagtäglich an den Kopf warf. Das kratzte wirklich unglaublich am Selbstbewusstsein.

Seufzend sah ich mich im Raum um und blieb an einer Gruppe am anderen Ende des großen Wohnzimmers hängen. Luca und Rafael wurden von einer Horde Mädchen und auch einigen Jungs umringt, erzählten etwas und lachten hin und wieder. Auch Leo saß bei den beiden Brüdern auf der Couch und spielte an den braunen Haaren eines Mädchens herum, das es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte. Auch Rafael und Luca hatten beide jeweils ein Mädchen auf sich sitzen, die mit allen Mitteln versuchten die Aufmerksamkeit der Jungs auf sich zu lenken. Die beiden untehielten sich allerdings lieber mit den anderen Jungs, die zum Teil zu Lucas Freundeskreis, aber auch zu Leos Freunden aus dem Basketballteam gehörten. Gerade als ich meinen Blick wieder abwenden wollte, richteten sich Rafaels Augen auf mich und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Ertappt sah ich in eine andere Richtung. Hoffentlich hatte ich nicht zu auffällig gestarrt.

"Roxy, Baby. Mitkommen. Sofort." Sam stand vor mir, packte mich unsanft am Handgelenk und zog mich grob hinter sich her. Ich versuchte mich zu wehrer, aber er schleifte mich erbarmungslos durch die Menschenmenge. Ich warf einen verzweifelten Blick über meine Schulter zu Leo. Der allerdings hatte nur Augen für das brünette Mädchen auf seinem Schoß. Tränen sammelten sich in meinen Augen und in meinem Hals bildete sich ein Klos. Selbst wenn ich hätte schreien wollen, die laute Musik um uns herum verschluckte jeden Laut. Die tanzenden Menschen um uns herum schienen nicht zu bemerken, wie sehr ich mich gegen Sam wehrte. Oder es interessierte sie schlichtweg nicht. Ein letztes Mal versuchte ich mich aus Sams Griff zu lösen ehe wir das Treppenhaus betraten, nach unten gingen und dann von der kühlen Nachtluft eingehüllt wurden.

Anfangs hatte es mich wirklich gewundert warum Lewis dermaßen laute Partys veranstalten konnte und die Nachbarn nicht die Polizei riefen. Dann wurde mir erklärt, dass unter, über und neben ihm Studenten wohnten die einfach auf den Partys mitfeierten. Lewis Eltern wohnten am anderen Ende des Landes und hatten ihren Sohn so gut wie alleine in New York gelassen. Scheinbar schaute einzig und allein sein Onkel hin und wieder nach dem rechten.

Sam wohnte selbst nur ein paar Blocks von Lewis entfernt. An dem Weg den wir einschlugen erkannte ich, dass er sich auf den Weg zu sich nach Hause machten. Ein kleines bisschen Hoffnung keimte in mir auf. Seine Eltern waren meistens Zuhause und hatten mir schon etliche Male den Arsch gerettet.

Eine Gänsehaute breitete sich auf meinem Körper aus. Keine Ahnung ob von der Kälte oder doch von der Angst die sich in mir ausbreitete. Sam zog mich durch die dunklen Straßen und zerquetschte schmerzhaft mein Handgelenk. Meine Augen weiteten sich vor Schock als ich erkannte, dass wir vom eigentlichen Weg abwichen und in eine kleine dunkle Gasse einbogen. Ich war verloren. Ein Wimmern entwich meinen Lippen. Ich wollte das nicht. Ich hätte meinen Mund aufmachen sollen, als ich noch die Chance dazu hatte. "Halt deine Fresse." Mit einem Ruck schleuterte er mich gegen eine Wand. Mein Kopf knallte gegen die Mauer und ein Tränenschleier erschwerte meine Sicht. "Hast du wirklich gedacht ich schlepp dich zu mir nach Hause wo meine Eltern nur ein paar Zimmer weiter pennen. So eine kleine Nummer in einer dunklen Gasse hat doch auch was. Findest du nich auch meine Hübsche?" "Du bist krank." Seine eine Hand landete auf meiner Wange während sich seine andere fest um meinen Hals schloss. "Heute kommst du mir nicht davon. Das verspreche ich dir."

Weit entfernt hörte ich leise ein paar Stimmen. Vielleicht war das meine einzige Chance. Doch ehe ich überhaupt meinen Mund öffnen konnte drückte Sam seine raue Hand auf meine Lippen und nahm mir damit jede Möglichkeit auch nur einen Laut von mir zu geben. "Wie gesagt, heute entkommst du mir nicht." Die ersten Tränen lösten sich aus meinen Augenwinkeln. Ich sollte mich gegen in wehren, sollte um mich schlagen und ihn treten. Aber mein Körper gehorchte mir nicht. Ich war zu einer Salzsäule erstarrt und schaffte es nicht einmal meinen kleinen Finger zu bewegen.

Sams Hände entfernten sich langsam von meinem Körper. Wachsam beobachtete er mich in dem schwachen Licht, bereit mich jeden Moment wieder zum schweigen bringen zu können. Zitternd atmete ich aus. Mir war erst jetzt bewusst geworden, dass ich die Luft angehalten hatte. Ich hatte Angst, Panik. Ich schloss die Augen. Zu mehr war ich einfach nicht in der Lage. Wie gelähmt wartete ich einfach ab. Ich hatte keine Ahnung was mit mir los war. Ich wusste nicht warum ich das alles über mich ergehen ließ, warum ich ihn nicht kratzte und biss, ihn nicht von mir weg schubste oder ihm einfach in die Eier trat.

Ohne sich überhaupt große Mühe geben zu müssen schob Sam mir meine Lederjacke von den Armen. Ein leises Wimmern erklang aus meinem Mund und immer mehr Tränen bahnten sich den Weg über meine Wangen. Ein Ruck ging durch meinen Körper und kurz darauf spürte ich die kalte Luft die meinen Oberkörper umhüllte. Sam hatte mein Top zerissen und achtlos auf den Boden geworfen.

Noch immer hatte ich meine Augen geschlossen. Sams Hände suchten sich grob den Weg von meiner Hüfte zu meinen Brüsten während er seine Lippen unnachgiebig auf meine presste. Ein unglaublicher Ekel machte sich in mir breit. Ekel vor dem Jungen der gerade vor mir stand und Ekel vor mir selbst.

Sam hatte gewonnen.


Yo Potatoes :3

Na was sagt ihr?

Was denkt ihr wie es weiter geht?

Ich würde euch gerne ein kleines Ostergeschenk machen und am Sonntag ein extra langes Kapitel posten. Hättet ihr überhaupt Lust darauf? :D

Love you ♥

Rafael // ✔️Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum