Kapitel 39

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"Ich hoffe wir können dich in Zukunft öfter auf unseren Veranstaltungen begrüßen, Roxana. Ich bin froh, dass Rafael endlich jemanden an seiner Seite hat. Eine feste Beziehung tut seinem Ruf wirklich mehr als nur gut." Wie aus dem nichts war Rafaels Vater neben uns aufgetaucht und beobachtete uns, vor allem mich, mit Argusaugen. Wahrscheinlich war er einer Beziehung zwischen uns doch nicht mehr ganz so abgeneigt, nachdem er rausgefunden hatte wer meine Eltern waren. Eigentlich schon traurig, dass erst das ihn dazu brachte mich irgendwie zu mögen oder zumindest zu akzeptieren.

Ich hatte das Gefühl Rafaels Hand, die auf meiner Hüfte ruhte, brannte sich nach und nach durch den dünnen Stoff meines Kleides. Eine unglaubliche Wärme ging von dem Jungen aus, die dafür sorgte, dass ich mich selbst in der Gegenwart von Mr. Salvatore nicht all zu unwohl fühlte.
Ich beobachtete Rafael leicht, als er sich mit seinem Vater über einen der Männer unterhielt, der mit einer Zigarre und einem Glas Wein an einem der Tische saß und alles mehr als nur genau zu beobachten schien.
Rafa zupfte mit seiner freien Hand an seiner Krawatte herum, wie er es schon den ganzen Abend über immer wieder machte. Man sah ihm an, dass er sich mit dem Hemd das sich über seine Brust spannte und der Krawatte die um seinen Hals geschlungen war, nicht so ganz wohl fühlte. Und trotzdem hatte diese kleine unbedeutende Geste, das Zurechtrücken der Krawatte auf dem weißen Hemd, etwas an sich das Rafael erwachsen wirken ließ. Wie ein erfolgreicher Geschäftsmann, der über allem und jedem stand. Die Tatsache, dass es nebenbei auch unglaublich gut aussah ließ ich einfach mal außer Acht.

"Es freut mich wirklich, dass deine Eltern und deine Brüder meiner Einladung gefolgt sind, Roxana. Ihr entschuldigt mich, ich muss noch ein paar Gespräche führen." Die dunklen, braunen Augen, die Rafael definitiv von seinem Vater geerbt hatte, richteten sich auf mich, bevor sich Mr. Salvatore mit einem kurzen Nicken in Rafaels Richtung umdrehte und zu einer kleinen Gruppe Männer ging.
"Ob du es glaubst oder nicht, aber auf seine verdrehte, distanzierte Weise mag er dich." Überrascht sah ich zu Rafa auf, der ein schiefes Grinsen auf den Lippen hatte.

"Hast du Lust zu tanzen?" Rafael trat einen Schritt vor mich und hielt mir auffordernd die Hand entgegen. Mit einem Lächeln legte ich meine Hand in seine und ließ mich von ihm in Richtung der Tanzfläche führen.
Mit diesem Jungen an meiner Seite fühlte ich mich irgendwie sicher. Die ganzen Blick die schon die gesamte Zeit über auf uns hafteten machten mich erstaunlicherweise nicht nervös oder unsicher und auch die hohen Schuhe die mich schon den ganzen Abend über quälten bereiteten mir weniger Probleme als ich dachte.
Mein Blick huschte durch den großen Saal und blieb bei Milo, Cara und Francesca hängen die mich allesamt mit einem verschwörerischen Blick angrinsten. Luca schien genauso wie meine beiden Brüder in bester weiblicher Gesellschaft zu sein. Die drei genossen die Aufmerksamkeit der Mädels sichtlich.

"Rafael!" Ein aufgeregter Ruf gefolgt von einem freudigen Quieken drang zu uns und brachte sowohl Rafa als auch mich zum Anhalten. Wir beide drehten uns um und ich erkannte ein Mädchen, vielleicht ein oder zwei Jahre älter als ich, auf uns zu kommen. Die langen braunen Haare schwangen bei jedem Schritt mit und ein kokettes Lächeln lag auf ihren vollen Lippen. Ich blickte zu dem großen Jungen neben mir auf und sah, dass sich auch auf seinem Gesicht ein erfreuter Ausdruck breit machte.
Kaum war das Mädchen bei uns entfernte sich Rafa einige Schritte von mir und begrüßte sie mit Küsschen links, Küsschen recht. "Was machst du denn hier? Solltest du nicht in Florenz sein?" "Mein Vater wollte ein paar Freunde in den Staaten besuchen und bekam dann eben eine Einladung von Carlo. Du hast dich wirklich sehr verändert. Wie geht es dir?" Ich beobachtete das Geschehen vor mir kurz und stellte fest, dass ich von beiden nicht ansatzweise wahrgenommen wurde.
"Ich geh dann mal zu Cara." Rafael schreckte kurz aus dem Gespräch, nickte und wandte sich dann wieder dem Mädchen zu.
Dann brauchte ich eben einen anderen Tanzpartner.

Rafael // ✔️Where stories live. Discover now