Kapitel 60

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Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Mein Atem stockt.
„Ariana"‚ hauche ich.
Ich kann nicht lauter rufen, es fühlt sich so an, als hätte man Sandsäcke auf meinen Schultern getan.
..Ihr Anblick..
..es schmerzt..

Ihre Arme sind fest um ihren Kopf verschränkt. Ihren Kopf versteckt sie zwischen ihren Schenkeln. Ängstlich wippt sie hin und her.

Ihr Körper ist bedeckt von blauen Flecken, trockenes Blut bröselt sich an ihren Händen ab. Ihre sonst so seidigen Haare stehen zerzaust ab.

Ich schlucke fest, und bewege mich vorsichtig auf sie zu.

„Ariana", sage ich diesmal lauter. „Ariana, ich bin's Luan", füge ich ruhig hinzu.
Langsam erhebt sie ihren Kopf. Kälte durchbohrt mich mit Angst, Angst sie endgültig verloren zu haben. Sie mustert mich ruhig, keinen Ton gibt sie von sich.
„Ist alles oke?", wage ich mich zu fragen.
Natürlich ist nicht alles oke, ihr Gesicht ist so knochig, ihre Augen sind förmlich schon versunken, aber was hätte ich sonst fragen sollen.

Verwundert starrt sie mich an.
„Ariana, bitte sprich doch mit mir", flehe ich sie an.
Vorsichtig führe ich meine Hand zu ihrer Schulter, aber sie schreckt sofort zurück.
„Lass mich!", schreit sie mich an.

Ich spüre wie feucht mein Gesicht wird.

„Hast du mich wirklich vergessen?", wimmere ich fast schon. Sie so zu sehen, nimmt mir all meine Männlichkeit. Sie so zu sehen, macht mich wieder zu dem kleinen Jungen, der bei jeder Kleinigkeit zu weinen begann.

„Wer bist du, und was willst du von mir?", wütend starrt sie mich an.

„Verschwinde!", fügt sie schreiend hinzu.

Ich knicke zu Boden. Ich schaffe es nicht mich zu bewegen. Er hatte recht, sie hat mich vergessen. Ich hab alles verloren.

Ihr knochiger Körper strahlt so viel Kälte aus, so viel Trauer und so viel Hass.

Sie hasst mich. Sie weiß, ich bin der Schuldige.

Soziopathen können nicht lieben Where stories live. Discover now