8. Kapitel

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BJ hatte sich vorzeitig in den Feierabend geschickt und hatte es sich zur Aufgabe gemacht mich ins Krankenhaus zu fahren.

"BJ, mir geht es wirklich bestens!"
"Dann kann mir das der Arzt ja auch bestätigen."
"Natürlich, aber das ist doch nur pure Zeitverschwendung.
In der Notaufnahme sitzen jetzt sicherlich so viele, da brauch er nicht auch noch so einen Fall wie mich."
"Es ist 19:30 Uhr, da passiert nicht viel."
"Ach ja? Denkst du das wirklich?
Der Kampf von Patricia hat vorhin begonnen und es wird nicht lange dauern dann ist sie sicher ein Fall für die Notaufnahme."
"Wer weiß, vielleicht schafft sie es ja auch. Ich hab Vertrauen, denn Sie will Elijah nicht enttäuschen."

Ich lachte.

"Wie blind kann ein Mensch eigentlich nur sein."

Ich schüttelte leicht mit dem Kopf und schaute weiter aus dem Fenster.

"Was meinst du?"
"Sie tut das nur um ihm zu gefallen und riskiert IHR LEBEN damit, nur in der Hoffnung das er sie nicht verlässt wie die anderen.
Doch früher oder später wird ihm das zu Langweilig, wie immer und dann ist sie genau so Geschichte wie ihre Vorgängerinnen."
"Ach Ava, was kümmert es dich."

BJ hielt an und wir stiegen zeitgleich aus.

"Was es mich kümmert? Ich meine schau sie dir an, sie könnte jeden haben, aber sie will ausgerechnet ihn der keine will und alle wie Dreck behandelt. Was ist das für eine Scheiß Beziehung, wie kann man darauf nur eingehen."

Wir liefen auf die Notaufnahme zu.

"Er ist sowas von egozentrisch, selbstverliebt und Dumm.
Niemals, aber auch wirklich NIEMALS  würde ich mit jemanden wie ihm etwas anfangen wollen, denn es interessiert ihn einen scheißdreck wie es Patricia oder sonst einer anderen geht!"
"Warum bist du dir da so sicher?"

Wir betraten die Notaufnahme und dann sah ich Patricia auch schon.

Ihr Auge, genau wie ihre Wange war angeschwollen.
Ihre Lippe war aufgeplatzt und sie hatte sichtlich viel abbekommen.

"Genau deswegen."

Weit und breit war kein Elijah oder irgendwer von seiner Clique zusehen, sie war komplett allein.

"Aber sehen wir es mal so, die Notaufnahme ist fast komplett leer."
"Wow."

BJ und ich gingen unerwartet auf Patricia zu.

"Hey."

Sie schaute uns nur an und sagte kein Wort.

"Du hast ganz schön viel eingesteckt." entgegnete ich ihr.

Sie sagte immer noch nichts.

"War es so schlimm?" fragte BJ, nach ein paar weiteren Minuten.

"Es war schlimmer als Schlimm! Es war schrecklich, die reinste Folter. Sie hat mich vorgeführt!" platzte es wie wild aus ihr.

Als Patricia ihren Mund öffnete stockte mir der Atem und ich wusste nicht ob ich lachen oder weiter besorgt um sie sein sollte.

BJ musste sich ebenfalls zusammen reißen, denn ihr fehlte einer der oberen Schneidezähne sowie zwei Eckzähne, unten links und oben rechts.

"Du hast dein bestes gegeben Patricia." tröstet ich sie unerwartet, als im selben Moment ihr Vater mit Ihrer Mutter die Notaufnahme betrat.

"Schatz!" rief ihre Mutter besorgt und umarmte ihre Tochter sofort.

"Was ist nur mit dir passiert!"
"Ich hab dir gesagt dieser Typ ist nicht das richtige für dich!" sprach ihr Vater zornig.

"Und wer sind überhaupt Sie?"
"Das ist meine Begleitung und ich bin eine Mitschülerin von ihrer Tochter.
Mein Name ist Ava."
"Ava Wilson?"

Ich nickte.

"Patricia hat schon viel von dir erzählt."
"Ach wirklich?"

Ich verkniff mir das Grinsen und sah das es Patricia peinlich war.

".. doch sie hat Sie uns etwas anderes beschrieben."
"Ach ja?"

Der Arzt unterbrach unsere Gespräch.

"Wer ist die nächste? Sie Ms. Wilson?"
"Leider nein, sie dürfen Patricia zuerst mitnehmen. Sie hat schlimmere Verletzungen als ich."

Er schaute sich Patricia genauer an.

"Ein paar Platzwunden, ein paar Schwellungen,.. nichts kritisches vorerst.
Und sie Ms. Wilson?"
"Ach ich hab nichts schlimmes.. eine kleine Schnittwunde von gestern, ein paar Schwellungen und Verfärbungen an den Rippen.
Nichts wildes."
"Darf ich es kurz sehen?"
"Meinetwegen."

Ich zog den Hoodie ein Stück nach oben, doch ließ ihn in der selben Minute wieder los, als ich Elijah sah.

"Nehmen Sie Patricia mit, die halbe Stunde kann ich auch noch warten."
"Na gut Ms. Wilson.
Folgen Sie mir bitte."

Patricia und ihre Eltern folgten dem Arzt, während Patricia noch nicht mitbekommen hatten das Elijah die Notaufnahme betreten hatte.

Ich schenkte ihm nicht die leiseste Beachtung, denn sowas wie er hatte nicht mal ein lächerliches hallo verdient.

"Elijah, hey!" sprach BJ ihn an, während ich mir an die Stirn griff.

Wieso verstehen sich die beiden nur so gut?

Ich schaute auf mein Handy und versuchte beide zu ignorieren, als eine Krankenschwester auf mich zu kam.

"Ms. Wilson?"

Ich schaute von meinem Handy auf.

"Ja?"
"Ich soll Sie zum MRT begleiten."

Ich nahm meinen Rucksack.

"Tschau BJ." warf ich ihm förmlichst entgegen und lief der Krankenschwester nach.

"Ich warte auf dich." rief er mir hinterher.

"Vergiss es!
BJ, ich bin alt genug. Ich brauch keinen Aufpasser mehr, wie damals also Tschüss, bis morgen!"

Die Krankenschwester und ich traten in den Fahrstuhl, während BJ mich von weiten anschaute.

"Wehe du bist dann nicht weg, ich schwöre ich such mir ein anderes Fitti."  drohte ich ihm, bevor sich die Fahrstuhltüren schlossen.

♧♧

2 Stunden später hatte ich endlich auch jegliche Prozedur überstanden und durfte mich auf den Heimweg machen.

Ich schaute auf mein Handy.

"22:30 Uhr erst, na super." redete ich vor mir her.

Meine Motivation noch eineinhalb Stunden draußen zu verbringen hielten sich winzig und ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte.

Ich fuhr mir durch meine Haare und dachte nach, als ich im Augenwinkel Elijah sah.

Er lehnte an der Hauswand des Krankenhauses und zog an seiner Zigarette.

Augen rollend lief ich schnell los und machte mich auf den halben Weg nach Hause, um bloß weit genug von ihm entfernt zu sein.

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