11. Kapitel

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Elijah betrat das Zimmer in dem ich lag und ich wurde unruhig.

Ich hörte wie er sich im Raum bewegte und sich letztendlich auf seinen schwarzen Sessel setzte.

Keinen Millimeter versuchte ich mich zu bewegen, denn ich wollte nicht das er merkte das ich wach war.
Ich hatte nämlich nicht annähernd vor mit ihm zu reden.

Meinen Atem hielt ich deshalb möglichst flach und hoffte auf ein Zeichen das er eingeschlafen war.

Endlose Minuten verstrichen wie Stunden und ich hörte nichts weiter außer seine Atmung.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen in der Dunkelheit und suchte den Raum nach ihm ab.

Mein Blick traf wenige Sekunden später auf seinen und ich griff mir an den Kopf.

"Super Ava.." nuschelte ich leise vor mir her und richtete mich vorsichtig auf.

"Wie geht's dir?"

Ich schaute vom Boden auf zu ihm und antwortete nicht, als mein Blick schon wieder seinen traf.

Ich wollte sofort aus der Situation, aus diesem ganzen Dilemma verschwinden und hatte vor so schnell wie möglich aufzustehen und zu verschwinden, doch an der Umsetzung haperte es leider.

Als ich aufstand und meinen Plan umsetzten wollte, schwankte ich geradewegs ein paar Schritte später und blieb stehen.

Mein Kopf schmerzte und alles drehte sich.

"Setz dich, bitte." bat er mich.

Ich spürte seine Hand an meinem Arm und zuckte zusammen.

Automatisch ging ich ein paar Schritte rückwärts um mich von ihm zu entfernen und lief gegen das Bett.

Seufzend setzte ich mich wieder und fuhr mir über mein Gesicht.

"Wie lange war ich weg?"
"Ein paar Stunden."

Erschrocken von seiner Antwort schaute ich auf seinen Wecker.

"Fuck.. es ist schon 3 Uhr!
Meine Eltern rasten bestimmt schon aus.." entgegnete ich ihm ängstlich gespielt um nach Hause gehen zu können.

"Sie schlafen, keine Sorge Ava. " antwortete er leicht kalt.

Erstaunt schaute ich ihn an.

Er hatte meinen Namen seit der
5. Klasse nicht mehr ausgesprochen.

"Wieso hast du mich nicht liegen lassen?" fragte ich ihn.

"Hättest du mich liegen gelassen, wenn es umgekehrt gewesen wäre."
"Ja." entgegnete ich ihm kalt, denn ich wollte ihm nicht das alte Gefühl der Sicherheit zurück geben.

Er lachte sanft auf.

"Ich schätze das hab ich verdient."

Ich zuckte mit den Schultern.

"Du solltest deinen Bruder besser zurückholen." sprach ich kurz darauf in die Stille hinein.

"Egal was er getan hat, es ist nicht gerechtfertigt aber er hatte gute Absichten, in gewisser Hinsicht.

Ich nehme es ihm nicht übel, wenn es möglich wäre würde ich mich auch überfahren wollen und auch wenn er ein Arsch ist, genauso wie sein Bruder.."

Ich stichelte ihn leicht an.

".. sollte er nicht so abgestoßen werden wie du es jetzt vor hast.
Wir alle machen Fehler." entgegnete ich ihm leicht kritisierend, denn ich kannte ihn leider immer noch zu gut, egal wie sehr ich es verdrängte.

Ich stand erneut auf, nur dieses mal etwas langsamer.

"Denk darüber noch einmal nach."

Ich schnappte mein Handy, was auf seinem Nachttisch lag, meine Tasche und dann verließ ich auch schon das Haus über den Garten.

Ich kletterte über den Zaun, schnappte mir die Leiter und kletterte über das Dach bis zu meinem Zimmer.

Nachdem ich es geschafft hatte ließ ich meine Tasche fallen und schaltete meine Nachttischlampe an.

Ich betrachtete mich im Spiegel und schob mein Shirt ein Stück nach oben um meine Rippen zu begutachten, als ich das ganze Ausmaß des Unfalls sah.

"Shit.."

Meine Rippen, die beinahe verheilt waren, hatten erneut leiden müssen.

Sie hatten weitere Verfärbungen und Blutergüsse dazu bekommen, ganz zu schweigen von den Schürfwunden.

"Glück gehabt Wilson." redete ich vor mir her und hörte einen Motor aufheulen.

Ich schaute aus dem Festen und sah Elijahs Wagen.

Er schaute geradewegs hoch zu mir, wie als hätte er darauf gewartet das ich aus dem Fenster schaue, bevor er aus der Einfahrt fuhr und in der Ferne verschwand.

Ich griff mir an die Stirn.

"Vergiss alles Ava." sprach ich mir gut zu, bevor ich ins Badezimmer ging und mich kalt duschte.

Als das Wasser über die frischen Wunden lief spürte ich einen Hauch von Schmerz.

Mein Körper hatte stark gelitten und ich beschloss nach der Schule nichts weiter zutun, als mich ins Bett zu legen.

Nachdem ich meine Haare geföhnt, meine Wunden versorgt und mir eine einfache schwarze Skinny Hose mit einer Bluse über gezogen hatte, schnappte ich mir meine Brille, meine Tasche und ging los zur Schule.

Auf dem weg dahin bemerkte ich das ich meinen Hoodie vergessen hatte und betete das ich noch einen in meinem Spind in der Schule hatte.

"Guten Morgen." entgegnete mir Charline.

"Morgen." erwiderte ich.

"Bist du bereit für Algebra?"
"Nicht einmal annähernd. Ich bin einfach gestern immer mehr verzweifelt."
"Charline, ich.."

Leichter Schwindel plagte mich erneut, als ich plötzlich Orsen, Elijah und seine Clique sah.

Alle machten Platz und starrten sie an, einschließlich mir.

Anscheinend hatte er meinen Rat berücksichtigt, zum ersten mal in seinem Leben.

Ich wendete mich wieder meinem Spind zu und nahm ein paar Bücher heraus, als sich alles wieder anfing langsam zu drehen.

Charline stupste mich mehrmals perplex von der Seite an, also schaute ich kurzerhand später zu ihr.

Sie starrte jemanden hinter mir an.

Ich schloss für ein paar Sekunden meine Augen und biss die Zähne zusammen.

Bitte nicht!

Ich schloss meinen Spind und drehte mich um.

Alle starrten mich an, weil direkt gegenüber von mir Orsen stand.

Er schaute mich an, doch ich wollte die nächsten Minuten verhindern, denn mein Streberimage sollte auch für das letzte Jahr noch bestehen bleiben.

"Tut mir leid, i-i-ich wollte dir nicht im Weg stehen." sprach ich kleinlaut um es möglichst echt herüber zu bringen und ging an ihm und den anderen vorbei.

Charline kam mir kurz darauf hinterher bis zur Toilette.

"Okay, JETZT musst du mir sagen was los ist."
"Ich weiß nicht was du meinst." sprach ich und stellte mich dumm.

Orsen Johnson stand gerade vor dir und wollte was von DIR.

"Vielleicht die Hausaufgaben für seinen Bruder."
"Ava, als ob er.." Charline hörte auf zu reden.

Ein paar Mädchen die eine Stufe unter uns waren, betraten die Toiletten und ich nutzte die Chance um aus Charlines Kreuzverhör zu verschwinden.

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