18. Kapitel

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'Du bist genauso wie dein Vater.. '
'Wir hätten dich raus schmeißen sollen, schon damals...'

Seine Sätze schwirrten mir im Kopf herum, während ich wie wild auf den Boxsack einschlug.

"Hey Hey Hey, ganz ruhig Ava."

BJ zwang mich dazu zu stoppen, während ich erschöpft aufhörte und mir gestresst durch die Haare fuhr.

Ich war direkt nach den Aussagen meines Stiefvaters abgehauen.

Ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten.
Der Hass zwischen ihm und mir war größer als alles erdenkliche.
Ich war Abschaum für ihn, nur wegen meinem Vater.. meinem Vater den ich sowieso kaum kannte.

Wieso?
Meine Mom hatte ihm erzählt das mein Vater straffällig war.

Er hatte keine reine Weste, doch Menschen ändern sich.
Davon hielt mein Stiefvater dennoch leider rein garnichts.

Er glaubte nicht an die kleinste Veränderung einer Person die im Gefängnis saß und so war ich ebenso Abschaum für ihn, da ich gewisse Eigenschaften meines Vaters übernommen hatte die mir selbst nicht gefielen.

Ich unterdrückte sie und versuchte mich zu ändern, doch mein Stiefvater glaubte nicht daran, vor allem nicht seit meinem kleinen Ausraster auf den ich selbst nicht stolz war.

Meine Mutter begegnete mir seit dem mit Vorsicht, da ich sie einmal beinahe verletzt hätte, aus Wut und Hass auf meine neue Familie.

Denn Sie hatte mich persönlich vor den Pranger gestellt.
Sie hatte mir nichts von alle dem erzählt und irgendwann als ich heim kam von der Schule, hatte unser Haus Zuwachs bekommen von einem Mann mit 1 Kind & 2 Zwillinge, die bereits in dem Bauch meiner Mom heranwuchsen.

Seit dem ich sie beinahe geschlagen hätte, hatte ich mir geschworen was zu unternehmen und BJ hatte mir geholfen.

Er kam gerade im richtigen Augenblick, doch die Geschichte ist zu lang um sie euch jetzt zu erzählen, ein ander mal vielleicht.

"Was ist nur los mit dir? Du bist garnicht ganz bei mir." entgegnete mir BJ.

Ich nahm meine Handschuhe ab und schmiss sie hin.

"Es ist alles ok."
"Wenn alles ok wäre, würdest du nicht so überhastig und unkontrolliert zuschlagen."

Ich seufzte.

"Können wir einfach nicht darüber reden? Ich will das alles einfach nur verdrängen und am besten Löschen und verbannen."
"Dafür musst du dich damit auseinandersetzen."
"Das kann und will ich einfach nicht. Ich hab es versucht, wirklich doch es klappt nicht."

Ich schlug erneut auf den Boxsack ein.

"Hey, rede mit mir."
"Ich kann nicht.. ich will hier einfach verdammt nochmal nur noch raus BJ..."

Er schaute mich besorgt an.

"Ich hasse es, einfach alles.
Sie werden niemals normal zu mir sein.. ich bin Abschaum für sie.. da bringt selbst mein 1,3 Durchschnitt in der Schule nichts."

Ich boxte etwas kontrollierter darauf los.

"Sie hassen dich nicht."
"Ach ja? Sie haben Spaß dabei mein Zimmer zu zerstören und meine Mutter lässt das alles auch noch zu.
Sie ist genau wie sie geworden..."

Ich boxte erneut meinen kompletten Hass heraus, während die Trauer in mir langsam aufstieg.

"Ich möchte einfach nur das es aufhört.
Ich will nicht mehr Abstand zu so vielen halten müssen nur aus Angst, aus Angst jemanden zu verletzen oder schlimmeres zutun.
Ich kann nicht mal bei Charline schlafen, weil ich Angst habe.
Angst das ich was dummes tu was sie gehen lässt wie die anderen.."

Ich hörte auf und brach in Tränen aus.

BJ nahm mich in den Arm und versuchte mich zu trösten.

"Hör auf dir so viel Druck zu machen, das bringt dir nichts und den anderen genauso wenig.
Du musst es langsam angehen."
"Langsam? Ich versuche die Scheiße seit 6 Jahren und ich kann nicht mehr.
Wieso muss ich ausgerechnet das von ihm bekommen?" fragte ich verzweifelt.

"Beruhig dich Ava.. es ist schon fast vier Uhr, du solltest nach Hause gehen und etwas schlaf nachholen."

Ich nickte, während ich mir die Tränen weg wischte.

Als ich mich umdrehte sah ich Elijah der aus der Richtung der Umkleiden kam und dessen Training in wenigen Minuten mit BJ beginnen würde.

Er schaute mich an, doch ich ignorierte ihn und ging weiter in Richtung der Umkleiden.

Ich streifte mir die verschwitzten Sportsachen vom Körper, wickelte mir ein Handtuch um und ging zu den Duschkabinen.

Leicht geschafft ließ ich das kalte Wasser über mein Gesicht laufen und versuchte mich wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Der Schmerz das meine Mom Angst vor mir hatte und meine "Familie" mich nie akzeptieren wird, war groß, doch was hatte ich für eine Wahl, ich musste weiter machen egal ob ich wollte oder nicht, denn auch wenn ich gehen würde, wüsste ich nicht ob meine Mom wirklich damit klarkommen würde, alle aus ihrer alten Familien verloren zu haben.

Das kalte Wasser prasselte nur so auf mich herab.
Meine Tränen liefen erneut über meine Wange, während meine Angst alles zu verlieren immer größer wurde.

Ich schluchzte Leise, in der Hoffnung das mich niemand hören würde.
In der Hoffnung alles für einen Moment über mich ergehen lassen zu können.

Ich schaltete die Dusche nach einer ganzen weile aus, wickelte mir mein Handtuch erneut um und ging zurück zu den Umkleiden.

Ich zog mir meine frischen Sachen über und band mir meine nassen Haare zusammen, bevor ich mir meine Sachen schnappte und mich auf dem weg zum Bus machte, der erst in einer Stunde kommen würde.

Immer noch nachdenklich lief ich durch die Straßen und hatte keine Ahnung was ich tun sollte um mein Leben auf die Reihe zu bekommen.

Jemand riss mich plötzlich aus meinen Gedanken.

"Willst du mitfahren?"

Ich schaute rüber zu Elijah, der in seinem Wagen saß.

"Schon ok, ich laufe gerne."
"Sicher?"

Ich stoppte.
Er tat es mir gleich und stoppte ebenfalls mit seinem Wagen.

Ich wusste nicht wieso ich es tat, doch ich stieg wortlos in seinen Wagen ein und ließ mich von ihm nach Hause kutschieren.

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