♕ Katrina II ♕

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„Mylady!"

Ich schrak aus meinem leichten Schlummer auf, als ich die Stimme meiner Zofe hörte. Das heiße Wasser schwappte an den Rand der Badewanne, als ich mich aufsetzte und mir die nassen Haare aus dem Gesicht strich.

„Ihr werdet bald an der Abendtafel erwartet", teilte sie mir mit, während sie nähertrat.

„Bei den Göttern, ist es schon so spät?" Ich wrang meine Haare aus und stieg aus der riesigen Wanne.

„Es ist noch ausreichend Zeit, um Euch fertigzumachen." Sie reichte mir ein flauschiges Handtuch, in das ich mich bereitwillig einwickelte.

Etwas später, als meine Haare trocken waren, ließ ich mir von meiner Zofe eine ordentliche Frisur machen und schlüpfte in ein blassrosa Seidenkleid, das hoffentlich angemessen für das anstehende Dinner war.

„Ihr seht hinreißend aus", schwärmte meine Zofe, während sie die letzte Strähne meiner hellblonden Haare feststeckte.

„Danke." Ich schenkte ihr ein sanftes Lächeln, als ich aufstand. „Ich sollte jetzt aber wirklich los."

Im kleinen Saal angekommen, waren Elion und Victoria die einzigen, die schon um den großen Tisch saßen. Ich ließ mich neben Ersterer nieder und strich mein Kleid glatt.

Bevor ich dazu kam, etwas zu sagen, rauschte Juliana zur Tür hinein. Mit wenigen, ausgreifenden Schritten war sie bei uns und ließ sich majestätisch auf den Sessel neben mir sinken.

„Euch ebenfalls einen guten Abend", meinte Victoria nachdrücklich an die Lady von Ehrenhall gerichtet, die damit beschäftigt war, an ihrem tiefen Ausschnitt herumzuzupfen. Wie immer hatte diese es sich anscheinend zum Ziel gemacht, alle anderen an Extravaganz zu übertreffen. Ich fragte mich ernsthaft, wann sie begreifen würde, dass sie damit nicht unbedingt bei jedem Sympathiepunkte sammelte, wenn sie ständig versuchte, alle in den Schatten zu stellen.

„Guten Abend.", kam es von Juliana gelangweilt, während ihr Blick über den aufwendig gedeckten Tisch wanderte.

Victoria hob eine Augenbraue und sah mich und Elion vielsagend an. Nur mit Mühe konnte ich ein Seufzen unterdrücken. Wenn das die nächsten Wochen so weiterging, konnte ich gut und gerne darauf verzichten, noch einen Tag länger hier zu sein. Ich war sowieso mehr aus Pflichtschuldigkeit als wegen irgendetwas anderem der Einladung des Königs nachgekommen. Das Schloss meiner Familie war meine Heimat, mein Zuhause und ich hätte den Sommer zehnmal lieber dort verbracht - auch wenn dort außer meinen Rosen niemand auf mich wartete.

„Wie war Euer Nachmittag?", richtete ich das Wort an Victoria, um die Stille zu brechen, die sich über den Tisch gesenkt hatte.

„Einfach herrlich - die Anlagen rund um das Schloss sind wunderschön. Ich war etwas im Wald spazieren und hätte mich fast verlaufen, aber irgendwie habe ich dann doch zurückgefunden." Victoria lächelte.

„Das-"

Juliana unterbrach mich. „Wisst Ihr, wo sich Eure Cousine so lange herumtreibt? Langsam bekomme ich wirklich Hunger."

Überrascht von ihrem Tonfall zog ich die Augenbrauen zusammen. War sie schlecht gelaunt, dass sie das an uns ausließ? Selbst wenn es so war, schickte es sich noch immer nicht. Gerade sie als diejenige, die Etikette und Manieren schätzte, sollte das wissen.

„Sie kommt bestimmt gleich", warf Elion sanft ein.

„Habe ich dich gefragt?", fuhr Juliana das Mädchen an.

„Da bin ich einmal nicht da und schon fällt die Stimmung auf den Tiefpunkt", tönte Ravens Stimme auf einmal von der Tür her und ich atmete erleichtert auf. Das wurde ja höchste Zeit. Noch ein offensichtlich gemeiner Kommentar von Juliana und ich wäre am Verzweifeln.

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