♕ Katrina V ♕

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Es war bereits Vormittag, als Elion durch die Tür des Salons trat und sich eine Strähne ihres Haares, das sich aus dem Flechtzopf gelöst hatte, hinters Ohr strich, während sie unsere Runde ansteuerte. Neben Viktoria, die ihren Fuß auf einem Schemel hochgelegt hatte, war noch ein Platz auf der gepolsterten Bank frei, auf den sie sich schließlich fallen ließ. „Guten Morgen! Ich hatte gedacht, dass ich die letzte sein würde, aber Juliana scheint auch noch nicht da zu sein."

„Die Komtess lässt sich entschuldigen.", erklärte ich, während ich das Häferl Tee, das ich auf meinem Schoß gehalten hatte, zum Mund hob und einen Schluck nahm. Prinz Jonathan hatte zum Tee geladen und wir waren alle der Einladung gefolgt – bis auf die Komtess von Ehrenhall, die sich vermutlich noch mit den Nachwehen einer drohenden Erkältung auseinandersetzen musste. Prompt meldeten sich wieder meine eigenen Kopfschmerzen und ich stellte das Häferl ab, um mir unauffällig die Schläfen zu massieren. Die vielen Bälle und Gesellschaften schlugen mir langsam auf die Gesundheit. Auch heute schmerzten meine Glieder und die Kopfschmerzen plagten mich, seit ich das Bett verlassen hatte.

Elion gab ein verwundertes Geräusch von sich und griff nach einem Keks, der mit anderen Köstlichkeiten auf einem Tablett aufgeladen war. Raven murmelte etwas in ihren nicht vorhandenen Bart und ich bemühte mich, es auszublenden. Juliana mochte vielleicht nicht gerade hoch in meinem Ansehen stehen, aber Ravens törichte Aktion war auch nicht notwendig gewesen.

Während Raven und Viktoria in ein Gespräch verfielen, wechselte ich einige Sätze mit Elion und fragte sie nach dem gestrigen Ball aus, da ich sie im Laufe des Abends aus den Augen verloren hatte.

Mein Blick huschte erwartungsvoll zur Tür, die sich in diesem Moment erneut öffnete und den Blick auf Prinz Jonathan freigab, der hineintrat und uns einen guten Morgen wünschte, bevor er weiter in den Raum hineintrat, eine blonde Dame in einem blassroten Kleid am Arm. Er räusperte sich. „Ich darf Euch vorstellen: Rosalie, Komtess der Grafschaft Erzbach. Sie wird die nächsten Wochen ebenfalls hier auf Schloss Walestein verweilen."

Verwundert musterte ich die junge Komtess, die sich alle Mühe gab, uns freundlich anzulächeln.

„Rosalie, das sind Komtess Elion, Tochter des Grafen von Ostwald, Gräfin Katrina, Herrin der Rosenburg, Prinzessin Raven, neunte Tochter der Königin des Westens und Komtess Viktoria, Tochter der Gräfin von Schnellwasser."

Bei der Erwähnung unserer Namen knickste die Komtess aus Erzbach, wie es sich gebührte und bis auf Viktoria, die sitzen blieb, um ihren Knöchel zu schonen, erwiderten wir die Geste. Für einen Moment herrschte Stille, während Rosalie sich auf einen der leeren Polstersessel zwischen Elion und mir setzte und Jonathan auf der anderen Seite zwischen Raven und Viktoria Platz nahm. Bedienstete huschten in den Raum, um mehr Gebäck aufzutragen und Tee nachzuschenken.

„Ich hatte angenommen, dass außer mir fünf andere Gäste auf Walestein verweilten...", ließ Rosalie gerade verlauten, während sie anmutig ihr Häferl Tee an die rosa geschminkten Lippen hob. Das Sonnenlicht, das durch die großen Fenster in den Raum fiel, ließ ihre Locken golden glänzen.

„Komtess Juliana aus Ehrenhall ist leider unpässlich.", antwortete ihr der Prinz vom anderen Ende des Tisches und ich könnte schwören, dass Raven neben mir tiefer in die Pölster sank.

„Oh." Rosalie schlug verlegen die Augen nieder und strich über ihren bestickten Rock.

Wohl um die darauffolgende Stille zu durchbrechen, begann Elion, die Komtess aus Erzbach über ihre Heimat auszufragen und auch Jonathan wechselte ein paar Worte mit Raven, Viktoria und mir, bis ein Bediensteter neben ihm auftauchte und ihm etwas ins Ohr flüsterte, woraufhin er seinen Sessel zurückschob und aufstand.

SilberblutWhere stories live. Discover now