♕ Victoria III ♕

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Katrina war gerade zu mir und Elion gestoßen und beglückwünschte uns zu unseren Kleidern, als Raven auftauchte. Elion neben mir schien in eine Art Schockstarre verfallen zu sein und ich konnte nicht anders, als Raven um ihre Sorglosigkeit zu bewundern. Dass sie unter den gedeckt gekleideten Ballgästen wie ein Pfau aus der Menge herausstach, schien sie nicht im Geringsten zu kümmern. Mit beschwingten Schritten kam sie auf uns zu, ihre rabenschwarze Mähne hing in Locken ihren Rücken hinab. Die Blicke der Leute folgten ihr, hinter vorgehaltener Hand ließen sie sich vermutlich über diese Zügellosigkeit und Freizügigkeit aus – ihr Rock bedeckte schließlich nur mit Müh und Not ihre Knie.

„Guten Abend, die Damen." Scherzhaft knickste Raven, als sie bei uns angekommen war, gekonnt den Blick ihrer Cousine ignorierend, die aussah, als könnte sie sich zwischen Tadeln und Lachen nicht entscheiden.

„Das Kleid ist atemberaubend!", meinte ich ehrlich und deutete auf ihren Rock. „Die Farben sind der Wahnsinn!"

„Danke, Victoria." Raven lächelte breit, als sie sich einmal um die eigene Achse drehte und der Rock um ihre Beine tanzte. Kleine Goldplättchen klingelten melodisch und die vielen bunten Falten verschwammen in einem Meer aus Farben.

„Es ist... außergewöhnlich.", meinte Katrina jetzt, sich um eine neutrale Miene bemühend, und auch Elion schien sich von ihrem Schock erholt zu haben und nickte zustimmend.

„Wo steckt eigentlich Juliana?", warf Raven ein, nachdem wir uns ein paar Minuten lang unterhalten hatten. „Ich hatte erwartet, dass sie schon längst an Jonathans Seite kleben würde."

„Vielleicht kommt sie ja später.", überlegte Katrina, zuckte dann aber mit den Schultern.

Elion warf mir einen äußerst auffälligen Blick zu, aber ich hatte nicht vor, mich sofort zu verraten. Wer wusste, ob die edle Lady von Ehrenhall die Seife überhaupt verwendet hatte. Bei meinem Glück hatte sie mitbekommen, dass da etwas gewaltig faul war und würde jeden Moment die Stufen hinunterstolzieren, alle Aufmerksamkeit auf sich ziehend.

„Ich frage mich, was sie wohl gerade macht.", meinte ich nachdenklich, mehr zu mir selbst.

***

Ich kochte vor Wut.

Leise Musik tönte bis in mein Zimmer herauf, da ich mein Fenster offen gelassen hatte, um etwas frische Luft hereinzulassen.

Ab und zu wurde auch der Klang eines Lachens heraufgetragen und schürte meinen Groll.

Zu Beginn des Abends war ich noch in meinem Zimmer auf und ab gelaufen, aber mittlerweile saß ich auf dem Bett, nicht in der Lage, einzuschlafen. Nur zu gern hätte ich dieses Desaster verschlafen! Es war der erste große Ball im Schloss, eine unbezahlbare Gelegenheit, an den Prinzen heranzukommen – und ich war nicht imstande, teilzunehmen! Wenn ich nur daran dachte, könnte ich etwas an die Wand werfen. Meine Mutter würde mir jedes Haar einzeln ausreißen, wenn sie wüsste, dass ich eine solche Gelegenheit verstreichen ließ – wenn auch nicht ganz freiwillig.

Diese verdammte Victoria, wenn ich sie bloß in die Finger bekam! Der Ausschlag, hervorgerufen durch die manipulierte Seife, würde mindestens zwei bis drei Tage nicht zu überdecken sein und bis dahin konnte ich mich in meinem Zimmer einsperren lassen wie ein aufmüpfiges Kind. Noch immer war es mir ein Rätsel, wie sie dahintergekommen war. Wann sie mir die Seife untergeschoben hatte, war dagegen nicht schwer zu erraten gewesen – schließlich hatte ich sie auf frischer Tat in meinem Zimmer erwischt. Allerdings hätte ich mir nicht gedacht, dass sie etwas anderes gemacht hatte, als meine Sachen auszukundschaften, um mehr über mich herauszufinden.

SilberblutWhere stories live. Discover now