KAPITEL 1.2

11.3K 435 33
                                    


„Süße, wie war es in Thailand?" Mama sah über den Rücksitz nach hinten zu mir. Ich bewunderte die Veränderungen, die ein Jahr Abwesenheit mit sich brachte. „Total schön, aber niemals mehr so lange. Ich hab alles hier vermisst." Sie lächelte und drehte sich zufrieden nach vorne. Ich sah wieder runter auf mein Handy und las die Nachrichten von meinen Freunden aus Thailand, aber hauptsächlich die von meinen Freunden hier. „Was möchtest du essen, Liebling?" Ich sah zu meinem Dad, er grinste in den Spiegel. Mein Dad war leidenschaftlicher Koch in seinem eigenen Restaurant. Meine Mum unterstützte ihn abends, während sie tagsüber in einem Kindergarten arbeitete, zumindest bis sie selber noch einmal Mutter geworden war. „Egal was, nur bitte keine Nudeln und kein Reis. Man würde meinen dort gibt es genug Fast Food, aber meine Gastfamilie war streng gegen gutes Essen." Dad lachte und bog in den Vorort von Toronto ein. „Das heißt Bacon Cheesburger", schloss meine Mutter aus dem Gespräch und Dad hielt die Hand nach hinten, damit ich ihm einschlagen konnte. Ich verstand mich super mit ihm, genau wie mit meiner Mum. Auch wenn sie immer wieder ihren Kopf darüber schüttelte, wie blind Dad und ich uns verstanden. Wir hielten schließlich vor der Haustür, an der ein riesiger "Willkommen zurück"-Banner aufgehangen war. Ich musste schmunzeln. Die kleinen Patschehändchen stammten eindeutig von meinen kleinen Geschwistern, Elias und Julie. Sie waren erst zwei, hatten aber anscheinend gerade Fingerfarbe für sich entdeckt. Mir liefen beinahe die Tränen. Dad nahm meinen Koffer aus dem Kofferraum und begutachtete dann mein Gesicht. „Ich weiß nicht, ob wir ihr noch mehr zumuten können." Ich schenkte ihm einen bösen Blick, bevor ich Mum ins Haus folgte. „Guckt mal ihr beiden, da ist Mila." Drinnen stand meine beste Freundin Lilly, mit Elias und Julie an der Hand. Die beiden erkannten mich natürlich nicht, aber Lilly schloss mich fest in die Arme, als Mum sich zwischen die beiden gekniet hatte. Jetzt war es soweit, mir liefen die Tränen in Bächen. „Ich hab dich so vermisst", flüsterte Lilly und wischte mir, als sie mich eine Stück weg hielt um mich zu begutachten, einige Tränen aus dem Gesicht. Ich lächelte. „Ich dich mehr." Sie lächelte und drehte sich mit mir zu den beiden Kleinen um, die mich neugierig ansahen. „Na ihr beiden." Ich kniete mich zu ihnen und gab ihnen jeweils einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin eure Schwester Mila." Julie lächelte und sprang dann einige Male auf und ab. „Mila!", rief sie immer wieder. Mir liefen weiter die Tränen. „Ich hab eben nochmal fleißig mit ihnen deinen Namen geübt", lachte Lilly und ich musste lachen. Ich nahm Elias schließlich auf den Arm und Julie an die Hand und ging weiter durch das Haus. Ich hatte alles hier so vermisst. „Ich fang dann mal an zu kochen", grinste mein Vater und nickte Lilly zu. „Du bleibst doch zum Essen?" Lilly lachte: „Auf jeden Fall! So wie ich Mila kenne, gibt es Bacon Cheesburger. Da lass ich mich nicht zweimal bitten." Ich grinste. Lilly war wie eine Schwester für mich, und entsprechend für meine Eltern die Tochter. Sie war nach einem Autounfall ihrer Eltern bei ihren Großeltern aufgewachsen, verbrachte die meiste Zeit aber bei mir. „Wir nehmen die beiden mit in mein Zimmer, wir haben viel nachzuholen", lächelte ich Mum zu, woraufhin sie nickte und meinem Dad versuchte einzureden, wenigstens die Zwiebeln schneiden zu dürfen. Ich lachte und ging den Flur weiter entlang, um an der letzten Tür Halt zu machen und mir das kleine Schild durchzulesen. „Elias' und Julies Bereich, betreten auf eigene Gefahr." Ich sah verwirrt über meine Schulter hinweg. Das Klappern in der Küche war verstummt. Meine Eltern lachten. Ich sah in das Zimmer. Tatsächlich standen dort zwei Kinderbetten und der Boden war übersät mit Spielzeug. „Wir haben gedacht, es wird Zeit für einen Tapetenwechsel und es bot sich an, da wir ein Zimmer für Elias und Julie in unserer Nähe brauchten." Dad reichte mir einen Schlüssel für eine Tür in der oberen Etage. „Ihr habt nicht wirklich-", lächelte ich, ohne den Satz zu beenden und ging die Treppe hoch. Ich probierte den Schlüssel für das Zimmer aus , das ich mir immer gewünscht hatte und er passte. Julie auf meinem Arm klatschte aufgeregt und ich betrat das Zimmer. Es war fantastisch, nicht groß aber total gemütlich mit meinen alten geliebten Möbeln. Das Highlight war jedoch der kleine Balkon, von welchem aus man bei klarem Wetter die Skyline von Toronto erahnen konnte. Mal wieder liefen mir die Tränen. Julie war, nachdem ich sie abgesetzt hatte, auf mein Bett gekrabbelt. Elias machte es sich neben ihr bequem. „Danke, tausend mal Danke!" Ich umarmte meine Eltern. Mum liefen auch Tränen. „Nicht weinen.", lächelte ich „Das sind die Zwiebeln von unten", versuchte sie sich halbherzig herauszureden. „Du wirst zu schnell erwachsen", meinte Dad und wuschelte mir durch die Haare. „Früher hättest du gefragt, warum die anderen Leute dann auch nicht alle weinen", fügte er hinzu und ich musste lachen. Als sie aus dem Zimmer verschwanden, setzte ich mich zu Lilly, Elias und Julie aufs Bett. „Habt ihr euch einfach mein Zimmer geschnappt", lachte ich und kitzelte Elias. Julie setzte sich auf meinen Schoss und spielte mit meinen Haaren, dann sah ich zu Lilly. „Was hab ich verpasst?" Sie lächelte und zuckte die Schultern. „Ich hab dir jedes einzelne Detail erzählt." Ich lachte. „Ach komm! Nicht's super geheimes, das du nicht der NSA verraten wolltest?" Sie sah auffällig unauffällig in der Gegend umher. Ich durchbohrte sie mit meinen Augen. Sie wurde rot und sah in Elias strahlend blaue Augen, versuchte dann aber abzulenken. „Und bei dir so?" Auch ich zuckte die Schultern, während Julie versuchte, sich auf meinem Schoss aufzustellen. „Aus Thailand hab ich dir alles erzählt. Aber ich hab eben am Flughafen Shawn Mendes gesehen. Und hatte davor einen Traum, in dem er gestorben ist ,nachdem ich mit ihm zusammen ein Hotel verlassen habe." Lilly zog eine Augenbraue hoch. „Das wird aber kein Fangirl-Anfall, oder?" Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Ich glaub die Heilung zum Fangirlen ist, mit niemand anderem ein Fan sein zu können. Ich bin über Celebrity Crushes hinweg, Zeit für einen richtigen Mann." Sie lachte und in diesem Moment wurden wir zum Essen gerufen.

A Little Smile (Shawn Mendes)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt