VIER - Zweiten Grades, der Alte und Blaubeermuffins

8K 438 200
                                    


VIER

Zweiten Grades, der Alte und Blaubeermuffins

Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen. Der heutige Tag hat sich als sehr anstrengend entpuppt, deshalb möchte ich mich jetzt einfach nur hinlegen und in Ruhe schlafen. Bevor ich mir meinen erholsamen Schlaf allerdings verdient habe, stehe ich nochmal auf und schaue nach Al. Ganz leise trete ich ein und finde einen kleinen Al vor, der emotionslos auf seinem Bett sitzt.

„Hey, Großer. Hast du schon deine Zähne geputzt?"

„Nein", kommt schlichtweg von ihm zurück.

„Dann aber los."

Bereits umgezogen hievt er sich von seinem Bett und läuft ins Badezimmer. Es ist einfach zuckersüß, wenn er sich immer noch ein wenig strecken muss, um an die Türklinke heranzukommen.

„Nora?", höre ich ihn rufen, als ich gerade in mein Zimmer gehen möchte.

„Ja?"

„Kannst du mit mir Zähne putzen?"

Eigentlich hasst er es, wenn wir ihn wie ein kleines Kind behandeln, also kann ich daraus schließen, dass der heutige Tag ihn sehr mitgenommen hat – genau wie mich.

„Aber klar doch." Hastig begebe ich mich ebenfalls ins Badezimmer und stelle mich grinsend neben ihn. Er steht auf dem Hocker und hält schon seine blaue Zahnbürste bereit.

„Wo sind Daddy und El hin?", fragt er mich, während ich mir Zahnpasta auf meine Zahnbürste schmiere.

„Ähm ... Sie sind ins Krankenhaus, weil Ellie hohes Fieber und gebrochen hat", lüge ich.

„Achso."

Gleichzeitig setzen wir die Zahnbürste an unsere Zähne an und fangen an, zu schrubben.

Als wir fertig sind, grinst Al so breit, damit ich seine Zähne begutachten kann.

„Perfekt geputzt!", lobe ich ihn, woraufhin er kichert und mich auffordert, auch meine Zähne zu zeigen.

„Du hast auch gut geputzt!", erwidert er fröhlich. Lächelnd wuschle ihm durchs Haar und dann schalten wir auch schon das Licht aus. In seinem kuschligen Spiderman-Pyjama watschelt er zu seinem Zimmer, bleibt jedoch kurz vor der Tür stehen. Langsam dreht er sich nochmal um.

„Nora?"

„Ja?"

„Kann ich heute bei dir schlafen?", fragt er zuckersüß. Natürlich kann ich ihm dieses Angebot nicht abschlagen, aber Dad mag es nicht, wenn Al nicht lernt, alleine zu schlafen. Trotzdem muss man sagen, dass er sehr selten bei einem von uns schlafen will – und falls das der Fall ist, hat er entweder Angst oder ist traurig. Heute tippe ich eher auf zweiteres, weshalb ich nicke.

„Okay, aber dann musst du jetzt flott schlafen, es ist nämlich schon halb neun, ja?"

Er scheint sich zu freuen, denn er nickt ungefähr hundertmal und läuft mir anschließend hinterher in mein Zimmer. Ich schließe die Tür und sehe, wie Al sofort auf mein Doppelbett hüpft.

„Ich schlafe hinten!", stellt er sofort klar.

„Schon klar", grinse ich und ziehe mir schnell meinen Schlafanzug über. Al ist erst fünf, also ist das nicht schlimm, wenn der Kleine mich in Unterwäsche sieht. Abgeschminkt habe ich mich schon direkt nach dem Essen, sodass ich mich jetzt einfach in mein Bett legen kann. Müde lege ich mich zu Al, der sich schon mit der zweiten Decke zugedeckt und die Hände unter seinen Kopf gebettet hat. Da es mittlerweile erst halb neun ist, habe ich noch nicht wirklich vor, schlafen zu gehen, und drehe mich mit dem Gesicht zu Al, damit das Handylicht ihm nicht ins Gesicht scheint.

Blazing FireWhere stories live. Discover now