DREIUNDDREIßIG - Mörderin, Valoracs Macht und sein Spiel

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DREIUNDDREIßIG

Mörderin, Valoracs Macht und das Spiel

Eine sanfte Hand, die mir über den Kopf streicht, veranlasst mich dazu, meine Augen zu öffnen.

Das helle Licht blendet mich etwas, aber ich gewöhne mich schnell daran.

„Hey", lächelt Liz mich mit einem Hauch von Sorge an. „Wie fühlst du dich?"

Bevor ich ihr antworten kann, muss ich mir erstmal darüber klar werden, wo ich mich befinde. Ich liege in einem Bett, offenbar auf der Krankenstation. Ein paar Meter von mir entfernt sitzt Corin, dessen Schusswunde an der Schulter gerade genäht wird, auf einer Liege. Wie kann er nur so ruhig bleiben? Mir wird schon bei dem Anblick schlecht.

Mein Blick bleibt wieder an Liz hängen.

„Hast du Schmerzen?", fragt sie, während ihre Hand meinen Arm streichelt. Ich blicke hinunter auf mein Bein und hebe es leicht an. Sofort verziehe ich mein Gesicht, aber der Schmerz ist deutlich schwächer geworden. Das werde ich schon schaffen. Meine Füße brennen ein wenig, weil ich barfuß gerannt bin, doch das ist nur Nebensache.

„Es ist okay", erwidere ich nach einer gefühlten Ewigkeit. Meine Stimme hört sich ziemlich kratzig an.

„Geht es den anderen gut? Darius, Nicholas und den Mentoren? Und dir?"

„Wow, hol mal Luft", lacht die Schwarzhaarige neben mir. Sie hat eine kleine Schürfwunde an der Wange, ansonsten scheint es ihr gut zu gehen. Erleichtert atme ich innerlich auf.

„Also: Mir geht es gut, nur meine Füße tun schrecklich weh, wie bei dir wahrscheinlich. Die anderen sind alle wohlauf."

„Okay", sage ich leise. „Und was ist mit den Leuten? Im Ballsaal?"

Liz presst die Lippen aufeinander und tätschelt meinen Arm. Nervös streicht sie sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.

„Liz, sag schon", dränge ich. „Geht es den Menschen gut?"

Ich ergreife ihren Arm ein wenig zu fest, denn ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn den Menschen von Crovinja etwas passiert ist, während wir uns aus dem Verkehr gezogen haben.

„N-Nora, das tut weh-"

„Jetzt spuck es aus!"

„Ein paar ... Ein paar wurden angeschossen, okay? Aber sie werden durchkommen, ehrlich."

Beruhigt lasse ich meinen Kopf in das Kissen fallen, das erstaunlich hart ist. Wow, Nora, was erwartest du von einer Krankenstation?

Als Liz' Nachricht durchsickert, und ich realisiere, dass es den Menschen gut geht, wir alle mit einem Schrecken und Verletzungen davongekommen sind, kommt mir wieder in den Sinn, was ich getan habe.

„Liz ...", beginne ich leise.

„Ich ... Ich." Meine Stimme bricht, genau wie mein Herz. Ich kann den Satz nicht aussprechen, denn dann kann ich es nie wieder zurücknehmen, aber ich kann das, was ich getan habe, ohnehin nicht rückgängig machen, also was macht das schon für einen Unterschied?

„Hey, beruhige dich", wispert Liz und wischt mir eine Träne weg. „Was ist los? Rede mit mir."

„Ich ... ich kann es nicht aussprechen."

Ich habe Menschen getötet. Wie viele waren es? Zehn? Fünf? Fünfzehn?

Das war etwas, was ich um jeden Preis vermeiden wollte. Etwas, was ich niemals tun wollte. Und was jetzt? Ich bin noch nicht lange in Crovinja und schon habe ich Schreckliches getan, wovon ich mich nie wieder erholen werde. Und mir wird niemals vergeben werden.

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