ZWÖLF - Feuer, Schriftrollen und Vulcanus

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ZWÖLF

Feuer, Schriftrollen und Vulcanus

Abrupt drehe ich meinen Kopf zur Seite und erblicke eine schlanke Frau, die aus der Tür kommt. Erst jetzt fällt mir auf, dass gegenüber von mir unzählige Türen angebracht sind, die größte davon jedoch jene, die gerade wieder zugemacht wird. Von Cornelius, der gerade hinter dieser Tür verschwunden ist, ist weit und breit nichts mehr zu sehen.

„Hallo Nora", lächelt die brünette Frau mich an und schüttelt mir kräftig die Hand. „Ich bin Concordia." Ich erzwinge mir ein falsches Lächeln und beobachte sie, während sie sich auf das Sofa gegenüber von mir setzt. Für mich sieht sie überhaupt nicht aus wie eine Herrscherin, denn sie trägt eine rote Bluse und einfache Jeans. Die Stiefeletten geben auf dem Boden ein dumpfes Geräusch ab.

Entschlossen überschlägt sie die Beine und streicht sich ein paar braune Strähnen aus dem Gesicht. Für ihr Alter sieht sie noch recht hübsch aus, ich würde sie auf Mitte vierzig schätzen. Ihre Zähne blitzen erneut auf.

„Erstmal danke, dass du gekommen bist. Es freut mich, dass ich dich in Crovinja willkommen heißen darf." Crovinja? Was zur Hölle ist das?

„Crovinja?", frage ich mit gerunzelter Stirn nach. Concordia zeigt nach draußen.

„Das ist unser Land."

„Achso, okay." Crovinja also. Und das soll die Frau sein, die den Brief an meinen Dad verfasst hat. Woher kennt sie ihn überhaupt? Diese Frage hebe ich mir allerdings für später auf, denn es gibt viel zu viel, was ich erfahren möchte.

„Also Nora, eigentlich habe ich viel zu tun, aber ich wollte dir gerne alles persönlich erklären. Die anderen werden jeweils von meinen Botschaftern aufgeklärt", sagt sie mit ihrer sanften Stimme, die glatt von einem Engel kommen könnte. Welche anderen?

„Welche anderen? Und wenn die anderen von Ihren Botschaftern aufgeklärt werden, warum wollen Sie mit mir persönlich reden?" Concordia rutscht auf ihrem Sofa ein Stück weiter nach vorne und legt einen Arm auf die Lehne. Gelassen verknotet sie ihre Hände.

„Die anderen, die ebenfalls eine Fähigkeit besitzen. Außerdem wollte ich es dir persönlich erklären, weil ..."

„Weil?", bohre ich nach. Ihre braunen Augen mustern mich.

„Das wirst du später erfahren, jetzt muss ich dir erstmal das Wesentliche erklären." Das Wesentliche. Wow. Und dann soll es noch Nebensächliches geben oder wie soll ich das auffassen? Ganz klasse. Innerlich bereite ich mich auf einen ewig langen Monolog vor, der gleich folgen wird.

„Dann fangen Sie an. Ich will endlich wissen, was hier los ist", fauche ich sie ein wenig zu harsch an. Anstatt ausgeschimpft zu werden, lacht sie nur und legt den Kopf in den Nacken. Wenn sie lacht, wirkt sie so viel jünger. Warum ist sie nur so hübsch und freundlich? Kann sie sich nicht wie eine alte Hexe aufführen, damit ich wenigstens einen Grund habe, hier nicht mitzumachen?

„Das wird jetzt lange dauern, Nora. Dein Vater hat dir wahrscheinlich schon einiges erzählt, deshalb verzeih mir bitte, wenn ich ein paar Dinge wiederholen werde. Ich weiß ja nicht, was er dir schon alles berichtet hat." Mein Gott, kann die bitte mal weiterreden? Für einen Moment starrt sie mich nur ausdruckslos an.

„Können Sie jetzt bitte mal fortfahren?!", fauche ich zum zweiten Mal.

„Ich hab mir schon gedacht, dass du so bissig bist. Das warst du schon immer", grinst sie und räuspert sich. Bitte was? Das war ich schon immer? Woher will sie das wissen? Bevor ich das fragen kann, holt sie tief Luft und beginnt zu erzählen.

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