DREIUNDVIERZIG - Das Spiel mit dem Tod, Du oder Sie und der Retter in der Not

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DREIUNDVIERZIG

Das Spiel mit dem Tod, Du oder Sie und der Retter in der Not





"I know you're thinkin' I'm heartless
I know you're thinkin' I'm cold
[...]
I'm just protectin' my soul."

Sam Smith – Too Good at Goodbyes


Ich habe viel geschlafen. Stundenlang, ich habe das Gefühl, es sind mehrere Tage. Wie es wohl Dad, Al und Ellie geht? Adam, Tyler und Emma? Ellie und die drei genießen sicher ihre Ferien, wohingegen Dad sich bestimmt Sorgen um mich macht – ich kenne ihn zu gut. Hoffentlich wirft mein Brief ihn nicht noch mehr aus der Bahn, doch er war nötig, falls ich es nicht schaffen werde.

Al, mein kleiner Goldschatz, wird sicher die Ferien über für die Schule üben, weil er sich so auf seinen ersten Schultag freut. Mir bleibt nichts anderes übrig als zu hoffen und zu beten, dass ich bei seiner Einschlung dabei sein kann, wie er es immer nennt. Bei dem Gedanken muss ich lächeln.

So langsam fange ich an zu müffeln, es sind sicher schon Tage vergangen. Das getrocknete Blut auf meinem Gesicht, meinem Hinterkopf und meinen Knien kratzt ein wenig. Durch das viele Schlafen habe ich die Schmerzen ausgeblendet, aber jetzt, da ich hellwach bin, spüre ich ihn umso deutlicher. Jede einzelne Bewegung schmerzt bis ins Mark. Nicht nur das regelrechte Herumwerfen, nachdem ich Valorac wütend gemacht habe, sondern auch das Eindringen in meine Gedanken haben körperliche Schmerzen verursacht. Aufgrund dessen versuche ich, mich so wenig wie möglich zu bewegen. Vor allem meine pochenden Knie, die besonders verletzt wurden, schone ich.

Mein Vorhaben wird jedoch unterbrochen. Ich möchte aufstehen, um nicht gewaltsam hochgezerrt zu werden, allerdings gelingt es mir nicht. Ein leises Zischen kann ich mir nicht unterdrücken. Es tut so höllisch weh.

„Mach schon, steh auf", raunt mich der Wächter an und zerrt mich auf die Beine, aber meine Knie knicken sofort um. Verdammt, geht das nicht sanfter?

„Stell dich nicht so an, Mädchen!"

„Ich habe Schmerzen", begründe ich mein Humpeln ruhig, doch ihn scheint das nicht zu interessieren. Warum auch? Ich bin nur ein Mittel zum Zweck für Valorac – in gewisser Maßen bin ich das ebenso für Concordia. Wir sind Mittel zum Zweck.

Humpelnd laufe ich vor dem Wächter her. Irgendetwas Spektakuläres steht offenbar auf dem Plan, denn Liz, Darius und Nicholas stoßen auch zu uns. Vage nehme ich wahr, dass wir uns alle kaum auf den Beinen halten können, wenn ich mich nicht irre, hat Darius sogar eine Schusswunde am Bein.

Hat er es auch bei Liz und Darius geschafft, in deren Gedanken einzudringen? Warum hat er es nicht bei Nicholas geschafft?

Erneut stehen wir unterwürfig vor Valorac, der aufgeregt vor uns steht. Hinter uns stehen die Wächter, wenige Milimeter hinter mir befindet sich ein Gewehr. Valoracs gerunzelte Stirn zeigt, dass er anscheinend über etwas nachdenkt. An seiner Schläfe ist eine kleine Schnittwunde zu erkennen, wo war er die letzten Tage bloß? Oder waren es nur Stunden? Ich habe absolut keine Ahnung mehr, wann Helen bei mir war. Und ich bei Nic... Meine Augen wandern immer wieder automatisch zu ihm, als würden sie ihn suchen und finden wollen. Er schaut nicht zurück.

Wenn er es so will, es nicht mehr will, musst du das akzeptieren...

„Darius, beginnen wir mit dir."

Ich frage mich schon gar nicht mehr, womit er anfangen möchte. Ist etwa jetzt die Zeit, um endgültig herauszufinden, wen er für seinen Plan nutzen wird?

Blazing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt