EINUNDZWANZIG - Rein wie Wasser, erster Versuch und loderndes Feuer

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EINUNDZWANZIG

Rein wie Wasser, erster Versuch und loderndes Feuer

Nachdem ich drei Spritzen bekommen habe und erstmal für eine Weile weggedöst bin, öffne ich ganz langsam die Augen und werfe zuerst einen Blick auf die Uhr neben mir. Ich habe mehr als eine Stunde geschlafen und keiner hat mich geweckt? Womöglich ist das nach der Impfung normal.

Schläfrig richte ich mich auf, kurz danach höre ich schon ein lautes Klopfen.

„Jaaa", murmle ich noch im Halbschlaf. Mit einem Quietschen geht die Holztür auf.

„Du bist wach", sagt Corin, während er eintritt.

„Und Sie haben vor der Tür gestalkt?"

„Sag du zu mir – und nein, eine Stunde Schlaf ist der Durchschnitt. Ich stehe also erst seit ungefähr fünf Minuten vor deiner Tür."

„Aha. Trotzdem Stalking für fünf Minuten", erwidere ich mit hochgezogenen Brauen.

„Ich hab ja nichts gesehen, nur gehört, als du aufgestanden bist."

„Jaja."

Er kommt um das Bett herum, verschränkt die Hände hinter seinem Rücken und bleibt vor mir stehen. Schluckend betrachte ich ihn. Wenn er so da steht, sieht er ziemlich einschüchternd aus.

„Wie fühlst du dich, Nora?", fragt er besorgt.

„Ganz gut. Ich bin nur noch etwas müde, was nach einem Schlaf eigentlich recht normal ist."

„Du hast die Impfung also gut vertragen, sehr gut. Ich würde dir dann jetzt anfangen, das Gebäude zu zeigen – zumindest das, was du bis jetzt noch nicht gesehen hast."

„Okay", nicke ich und stehe auf. Leicht schwankend halte ich mich an der Bettkante fest, währenddessen merke ich, wie Corin mich ebenfalls am Arm stützt.

„Geht's?"

„Ja ... Wo starten wir?"

Nach mehreren Stunden habe ich das ganze Gebäude und sogar ein wenig die Stadt erkundet. Ich bin wirklich beeindruckt, wie umweltbewusst und bescheiden die Menschen in Crovinja leben, und dennoch ist nichts veraltet. Wie kann solch eine Gesellschaft, die im Gegensatz zu uns ihre Welt gut behandelt, nur so ein Schicksal verdienen? Anfangs war ich skeptisch, das bin ich natürlich immer noch, doch mir wird immer bewusster, wie nett die Leute hier sind. Sie sind freundlich, liebevoll, respektvoll und zuvorkommend – ganz anders als zuhause. Zuhause zerstören wir unseren Planeten, sind respektlos und rassistisch gegenüber anderen Menschen.

Zugegeben – ein wenig habe ich mich schon in diesen Ort verliebt. Die Natur scheint zu verrotten, dennoch ist sie wunderschön und raubt einem den Atem.

Vielleicht wird es gar nicht so übel wie ich dachte. Meine Vorurteile sollte ich wirklich mal in den Griff kriegen.

Ich verabschiede mich von Corin, der mich erst wieder in ungefähr zwei Stunden abholen wird. In diesen zwei Stunden habe ich Zeit, mich zu duschen und umzuziehen, weil es rasch kälter geworden ist. Die Temperatur sinkt sehr schnell, was wohl daran liegt, dass ich ihre Sonne wiederbeleben soll ...

Ich gehe also rasch duschen und ziehe mich wärmer an, unter anderem wärmere Schuhe. Stiefeletten sollten reichen.

Tief einatmend schaue ich nach draußen. Es ist schon dunkler geworden, allerdings ist es noch hell genug. Nachdem mir teilweise die Stadt gezeigt wurde, ist mir aufgefallen, dass es mir nach der Impfung sogar besser ging. Irgendwie hatte ich viel mehr Energie, die mir anscheinend ein bisschen durch die Gifte geraubt wurde, was ich aber nicht wirklich bemerkt habe.

Blazing FireWhere stories live. Discover now