SIEBENUNDDREIßIG - Ehrliche Worte, der Todesbezirk und Todesangst

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SIEBENUNDDREIßIG

Ehrliche Worte, der Todesbezirk und Todesangst



"You can't wake up, this is not a dream

You're part of a machine, you are not a human being."

Halsey – Gasoline



Ich habe gar keine andere Wahl, als den Kuss zu erwidern, da der tobende Sturm in meinem Inneren die Entscheidung schon längst getroffen hat. Sanft hält Nicholas mein Gesicht in seinen Händen, während ich seine Handgelenke umklammere.

Seine Lippen sind rau, und dennoch schlägt mir das Herz bis zum Hals und meine Knie werden weich.

Es scheint, als würden wir uns perfekt ergänzen und trotz dessen etwas zurückhalten, weil wir uns langsam vorantasten.

Kurzzeitig lösen sich unsere Lippen. Nie hätte ich gedacht, dass selbst braune Augen wunderschön sein und mich um den Verstand bringen können. Mein Herz macht einen Satz, weil ich weiß, dass er gerade, selbst wenn es nur für einen minimalen Augenblick ist, glücklich ist, denn seine Augen strahlen wie noch nie zuvor.

Während er weiterhin auf meine Lippen starrt und offenbar auf meine Erlaubnis wartet, mich noch einmal zu küssen, lege ich meine Hände um seinen Nacken. Es ist zu spät, Nora. Du kannst keinen Rückzieher mehr machen.

Für eine kurze Zeit wandert sein Blick zu meinen Augen, und fast vergesse ich zu atmen.

Nun bin ich diejenige, die den ersten Schritt macht. Ich ziehe ihn zu mir, quälend langsam. Ich spüre seinen warmen Atem auf meinen Lippen, bis ich den Abstand überbrücke.

Zuvor waren wir etwas schüchtern, vor allem Nicholas, der sich unsicher war, ob er mich tatsächlich küssen sollte. Dieses Mal jedoch küssen wir uns verlangender und leidenschaftlicher, sodass mein Körper nach mehr verlangt.

Irgendwann, es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, lösen wir uns schließlich schweratmend voneinander.

Ich bin immer noch wacklig auf den Knien, und auch Nicholas, dessen Brust sich unregelmäßig hebt und senkt, erweckt den Eindruck, nicht ganz bei Sinnen zu sein.

Etwas schüchtern lächelt er mich an, weswegen ich nicht anders kann, als laut loszulachen, weil er gerade aussieht wie ein kleiner Junge. In mein Lachen verfallend zieht er mich an der Schulter zu mir.

Zögernd lege ich mein Kinn auf seiner Schulter ab, was ziemlich leicht ist, da wir fast gleich groß sind.

Mein Gefühl sagt mir, dass sein Lächeln in diesem Moment genau wie meins erstirbt, weil solche Momente immer von der Realität zerstört werden.

„Es tut mir leid", sagt Nicholas plötzlich leise und drückt mich fester an sich.

„Wieso?"

„Weil ich dir indirekt die Entscheidung abgenommen habe."

Wir beide wissen, worüber er redet, ohne es aussprechen zu müssen.

„Ich habe sie selbst getroffen, Nicholas. Ich habe mich entschieden."

„Okay", flüstert er in mein Haar. Sanft streichelt er mir den Kopf. „Ich musste es nur tun, falls es keine Möglichkeit mehr geben wird."

Erneut komme ich in der Realität an, als würde ich schmerzhaft auf dem Boden aufschlagen. Seine Worte verdeutlichen mir nur, warum ich mich die ganze Zeit über gewehrt habe.


Blazing FireWhere stories live. Discover now