FÜNFZEHN - Opferung, deine größte Schwäche und ein Abschiedsbrief

5.5K 309 124
                                    


FÜNFZEHN

Opferung, deine größte Schwäche und ein Abschiedsbrief

Ungläubig starre ich Concordia an. Ich möchte irgendetwas sagen, sie fragen wieso, doch ich bleibe stumm und mein Mund ist trocken. Mein Gehirn muss erstmal verarbeiten, was sie da gerade von sich gegeben hat. Meine Mutter ... war nie krank. Sie ... ist für mich gestorben? Nein, das kann nicht sein. Nein.

Ich bemerke erst nach einigen Minuten, dass die Frau, die mein ganzes Leben umkrempelt, beruhigend auf mich einredet, weil ich unregelmäßig atme. Es scheint, als würden die Wände näher kommen und mir die Luft abdrücken. Atme, Nora. Atme.

„Das ... das kann nicht sein", bringe ich atemlos hervor. Wer sagt mir, dass ich dieser Frau überhaupt vertrauen kann? Warum sollte ich ihr alles glauben, was sie mir erzählt? Allerdings ist Dad doch der beste Beweis dafür. Er scheint sie zu kennen und ihr zu vertrauen, also bleibt mir keine andere Wahl, als ihr zu glauben. Meine Mutter soll für mich gestorben sein – und mein Dad hat mir nie etwas davon gesagt.

„Erklären Sie es mir. Bitte." Das ist das erste Mal, dass meine Stimme nicht fordernd oder wütend, sondern flehend klingt. Diese Frau hat recht. Nach all den Jahren trauere ich immer noch um meine Mutter, und das hasse ich. Dein Herz ist deine größte Schwäche. Ich will kein Häufchen Elend sein, das immer noch wegen ihrer Mutter weint. Klar vermisst man seine Mutter nach ihrem Tod ewig, aber deshalb noch so zu trauern ... Nein, das möchte ich nicht mehr.

„Valorac hat schon sehr früh von der Legende erfahren. Verbrennen oder vernichten konnte er die Schriftrolle nicht, weil sie von uns noch nicht gelesen wurde – was er natürlich nicht wusste. Also hat er sie einfach versteckt und darauf gehofft, dass wir sie nicht finden. Jahrelang hat er gerätselt, warum sie sich nicht zerstören lässt. Und deine Mutter ..."

„Mom hat sie gefunden?", frage ich ganz leise. Mom hat die letzte und einzige Hoffnung für diese Menschen gefunden?

„Genau, das hat sie. Du glaubst nicht, wie dankbar ich ihr war. Allerdings ... hat Valorac sie vergiftet. Sie hat Cornelius, meinem Botschafter, einen letzten Brief und die Schriftrolle überreicht, dann ist sie so schnell wie möglich nachhause, um ihre letzten Stunden mit euch zu verbringen. Valorac ist ihr gefolgt – doch anstatt sie dann töten zu wollen, hat er gespürt, dass du das Feuermädchen bist. Und er wollte dich töten." Mom war ... eine Heldin. Unvermutet spüre ich, wie die Tränen an meinen Wangen herunter laufen. Hastig wische ich mir sie weg. Mein Herz scheint gerade viel zu schwer für meinen Körper zu sein.

„Er wollte dich töten, aber Alyah hat ihn aufgehalten."

„Er hat also meine Mutter statt mich getötet?"

„Ja. Bevor er dich auch noch töten konnte, sind wir gekommen und haben dich gerettet."

„Und wie kommt es, dass ich mich daran nicht erinnere?", frage ich verwirrt. Mom ist für mich gestorben. Sie hat mir Zeit verschafft, bis ich gerettet werden konnte. Sie hat mich gerettet. Und hat damit eine Legende wahr werden lassen, denn wenn ich gestorben wäre, hätte alles niemals funktioniert.

„Wir haben deine Erinnerungen manipuliert. Außerdem warst du ja erst fünf."

„Ach, großartig. Was könnt ihr denn noch alles?", raune ich nun. Wie können sie sich bloß dieses Recht nehmen? Was soll das?

„Ich sagte bereits, dass unsere Spezies über verschiedene Fähigkeiten verfügt. Jeder besitzt eine andere. Cornelius kann zum Beispiel deine Wahrnehmung manipulieren", erklärt mir Concordia, seit neustem eine gute Freundin meiner Mutter.

Blazing Fireजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें