ZWEIUNDZWANZIG - Faszination, schweres Herz und Erschöpfung

4.3K 276 112
                                    




ZWEIUNDZWANZIG

Faszination, schweres Herz und Erschöpfung

Laut aufkeuchend öffne ich die Augen und stolpere ein paar Schritte zurück. Irgendjemand fängt mich auf, doch meine Sinne sind noch zu benebelt, um festzustellen, wer es war. 

Meine Beine knicken weg, im nächsten Moment falle ich schon auf die Knie. Meine Hände sind immer noch unglaublich heiß und während ich auf meine Hände starre, geht mir das Bild mit den Flammen nicht aus dem Kopf. Ich habe ein Feuer entfacht. Ich habe die Funken zum Leben erweckt.

Ich weiß nicht, ob mich das fasziniert oder abschreckt – wahrscheinlich beides.

Ungläubig schaue ich weiter auf meine Hände. Was habe ich da gerade getan? Zu so etwas bin ich fähig?

Ich fühle mich, als würde ich keine Luft mehr bekommen, als würde das Feuer, das sich ausgebreitet hat, immer noch weiter brennen. Meine Atmung geht unregelmäßig.

„Nora", höre ich irgendwann jemanden durch den Nebel. „Nora, beruhige dich."

Meine Sicht verschwimmt, weil ich so schockiert bin, aber ich konzentriere mich auf die Stimme, die mich ruft. Es ist Corin, der mich zu beruhigen versucht.

Mein Mentor kniet vor mir, hebt meinen Kopf an, damit ich ihm in die Augen sehe. Er hat mich dadurch in die Halluzination geführt, weshalb er mich dadurch womöglich wieder herausholen kann.

Streng sieht er weiter in meine Augen und redet auf mich ein, bis ich zur Beruhigung komme. Meine Atmung geht wieder regelmäßiger, meine Hände kühlen ab.

Es fühlt sich an, als würde ich auftauchen und wieder richtig hören können.

„Alles okay?", fragt Corin mich besorgt und hilft mir auf. Die anderen Mentoren haben den gleichen Blick wie Corin, der einfach nur Sorge und Verwunderung aussagt. Nicholas, Elizabeth und Darius hingegen sehen ziemlich schockiert und ängstlich aus. Möglicherweise graut es ihnen davor, was auf sie zukommen wird.

Mit zittrigen Beinen stehe ich da und nicke. Es war nur eine Halluzination, es ist alles gut. Es war nur eine bloße Vorstellung. Woher weiß Corin, was mich wütend macht? Haben sie uns alle studiert? Uns beobachtet?

„Bist du bereit, jetzt bei Nicholas' Halluzination zuzusehen oder willst du dich erstmal ausruhen?", fragt Livia mich.

„Es geht schon." Eigentlich dachte ich, wir würden jetzt erstmal darüber reden, aber offenbar werden wir erst alle getestet.

Ein plötzlicher Händedruck erschreckt mich, deswegen schaue ich panisch zur Seite, stelle allerdings fest, dass es nur Elizabeth ist, die beruhigend meine Hand drückt. Lächelnd sehe ich sie an, bis ich wieder von Corins Blick in Gewahrsam genommen werde.

Schon wenige Sekunden, nachdem ich meinen Körper wieder unter Kontrolle gebracht habe, dämmere ich wieder weg und schließe die Augen.

Für eine kurze Zeit fühle ich mich, als wäre ich kurz vor dem Einschlafen, aber dann öffnen meine Augen sich automatisch. Neben mir stehen Elizabeth und Darius, wir können uns alle nicht bewegen, sondern stehen starr wie eine Statue auf einer Stelle. Stirnrunzelnd nehme ich die Umgebung in Anschein. Jetzt bin ich mir bewusst, dass es nur eine Halluzination ist, weil es nicht meine eigene ist.

Wir befinden uns in einem seltsamen Raum mit weißen Wänden, der mich an einen Beratungsraum beim Psychologe erinnert, da links eine große, graue Couch und gegenüber von uns ein Schreibtisch steht. Auch wenn ich mir im Klaren darüber bin, dass dies nicht real ist, kann ich mir vorstellen, warum Nicholas denkt. Alles sieht so real aus.

Blazing FireWhere stories live. Discover now