SECHS - Zerrendes Wasser, ein nackter Ty und ein seltsamer Brief

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SECHS

Zerrendes Wasser, ein nackter Ty und ein seltsamer Brief

Noch bevor ich realisieren kann, was gerade vor sich geht, schnappe ich keuchend nach Luft. Das Wasser scheint in meinen Lungen zu brennen und mich förmlich von innen ertränken zu wollen.

Meinen Kopf automatisch nach rechts und links drehend bemerke ich, dass ich an einem ganz anderen Ort bin, an dem ich gerade eigentlich sein sollte. Das Wasser, welches unerklärlicherweise an meiner Haut zerrt, hat eine ganz andere Farbe. Trotz der Dunkelheit kann ich das dunkle Grün und Blau erkennen, das mich gerade auch unter Wasser empfangen hat. Der schwarze See, die Kieselsteine und die entfernten Häuser sind verschwunden, stattdessen erblicke ich unmittelbar ein paar Meter vor mir einen großen Wald, dessen Bäume wie unheimliche Schatten aussehen, die mich gleich auffressen wollen. Links von mir kann ich große Berge erblicken, die mir die Sicht in die Ferne rauben.

Vollkommen aus dem Konzept starre ich in der Umgebung umher. Wo zum Teufel bin ich? Wie ist das möglich? Ich war doch gerade eben noch zuhause am See!

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und mittlerweile spüre ich, wie das Wasser tatsächlich an mir zerrt. Es kommt mir plötzlich so vor, als würde es mir die Luft rauben und meine Gliedmaßen auseinanderreißen wollen, weshalb ich instinktiv ganz schnell zum Ufer schwimme, das Gott sei Dank nur noch ein paar Meter entfernt ist. Keuchend und nach Luft schnappend komme ich an, ich muss mich förmlich aus dem Wasser ziehen.

Kann mir mal einer sagen, was hier los ist? Träume ich etwa? Nein, das ist unmöglich. Ich bin nicht eingeschlafen – oder? Habe ich etwa zu viel getrunken und halluziniere jetzt?

An meinen Haaren reißend schreie ich durch die Gegend, welche ein Tal zu sein scheint.

„EMMA?", schreie ich. „TY! AD!"

Keine Antwort. Das einzige, was ich höre, ist das Plätschern des Wassers, das – wie ich bemerke – von mir wegfließt. Was ist hier bitte los?

„EMMA! TYLER! ADAM! HÖRT MICH DENN NIEMAND?"

Die Stille macht mir Angst. Wo bin ich hier? Was ist passiert? Im Grunde genommen habe ich in der Dunkelheit keine Angst, doch alleine in solch einer gruseligen, dennoch schönen Umgebung zu sein, in der man nichts anderes außer Wasserplätschen hört, raubt mir meine Nerven. Meine Sinne wollen mich offenbar täuschen, denn wieso fließt das Wasser von mir weg? Warum kriege ich plötzlich keine Luft im Wasser, obwohl ich an der Oberfläche war? WIE BIN ICH HIERHER GEKOMMEN, VERDAMMT?!

Tropfend drehe ich mich im Kreis, um irgendein Anzeichen von Leben zu finden. Ich werde definitiv verrückt, ganz klar. Die Verbrennung bei Ellie war ja das eine – aber das? Das kann ich mir nur einbilden.

„Verdammte Scheiße!", rufe ich und stampfe mit dem Fuß auf. Ich drehe hier gleich komplett durch, kann mir mal bitte einer sagen, was hier abgeht?

Als ich mich umdrehe, um in die Tiefen des Waldes hineinzublicken, fällt mir auf, dass die Nadeln der Bäume stumpf sind und ihr kräftiges Grün verloren haben. Im Moment ist die Tatsache, dass ich so etwas im Dunkeln erkennen kann, eher irrelevant, denn ich habe gerade deutlich mehr Probleme, die ich nicht lösen kann. Die Bäume sehen allerdings krank aus.

Abrupt schrecke ich zurück, da ich auf einmal eine Bewegung entdecken konnte. Oh Gott, ich bin doch nicht alleine.

Inzwischen höre ich das Blut in meinen Ohren rauschen und mein Puls, der gerade dabei ist, seinen Höchstwert zu erreichen, lässt mich instinktiv langsam und mit kleinen Schritten zurück ins Wasser laufen. Rückwärts, dennoch leise, bewege ich mich und starre auf die Bäume. Diesmal höre ich ein klares Rascheln.

Blazing FireWhere stories live. Discover now