NEUN - Pancakes, Kasten und Timmy Turner

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NEUN

Pancakes, Kasten und Timmy Turner

Abrupt reiße ich die Augen auf. Schweißnass richte ich mich auf und sehe mich um. Okay ... okay. Ganz locker, offenbar war es nur ein Traum. Oder? In unglaublicher Geschwindigkeit winde ich mich aus dem Bett, sprinte ins Wohnzimmer und schreie nach Dad.

„Du meine Güte, was ist denn mit dir los?", ertönt seine kratzige Stimme. Erleichtert wische ich mir den Schweiß von der Stirn und setze mich zu ihm. Es geht ihm gut. Es geht ihm gut. Ellie und Al geht es demnach auch gut. Was war das bitte für ein kranker Traum? Wird es etwa so ausgehen, wenn ich nicht dorthin gehe? Hoffentlich nicht!

„Ich ... nichts", lüge ich, weil ich meinen Vater nicht noch mehr belasten möchte. Er hat ohnehin schon genug Angst um mich.

„Sag schon", drängt er mich und legt seine Zeitung zur Seite. Seine grünen Augen durchbohren mich. „Du bist schweißnass."

Lachend, weil er gespielt angeekelt das Gesicht verzieht, seufze ich und sehe ihm in die Augen.

Für einen kurzen Moment glaube ich ein wenig Erleichterung in ihnen zu finden. Ich glaube eigentlich nicht an diese Augenlesen Sache. Von wegen man kann in den Augen Gefühle ablesen, aber bei Dad macht es sofort immer einen Unterschied, wenn er sauer, traurig oder erleichtert ist. Vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass man es ihm aufgrund seiner Mimik ansieht.

„Ich habe schlecht geträumt." Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Die Uhr über dem Fernseh zeigt mir erstmal neun Uhr morgens an, weshalb ich davon ausgehe, dass Ellie und Al noch schlafen. Eigentlich würde ich jetzt auch noch schlafen, nach diesem Traum jedoch kann ich das ganz sicher nicht mehr.

„Was genau? Hat es etwas mit dem von gestern zu tun?", fragt Dad sanft. Sachte nicke ich.

„Ich ... Ich hab geträumt, dass ... keine Ahnung, das Wasser hat sich in Rauch verwandelt, du lagst tot auf dem Boden, Ellie und Al auch, mit Brandwunden übersäht, glühene Händeabdrücke ..."

Ich kann nicht weiterreden. Okay, es war nur ein Traum – doch was, wenn das wirklich passieren könnte? Was, wenn ich dazu fähig wäre?

„Oh Gott, Nora." Mitfühlend nimmt Dad mich in den Arm. Natürlich liebe ich meinen Vater und ich liebe es ebenso, dass er immer für mich da ist, allerdings brauche ich seine Umarmungen in letzter Zeit für meinen Geschmack zu oft. Ich will stärker sein. Ich will nicht immer getröstet werden müssen. Eigentlich muss ich das auch nicht, doch wenn Dad mich einfach so in den Arm nimmt, bricht es ohne Vorwarnung über einen herein. Bedrückt lege ich meinen Kopf auf seine Schulter.

„Du solltest dich heute erstmal ablenken."

„Ja, ich wollte sowieso heute zu Emma. Ihre Sachen einräumen."

„Oh, ist ihr Zimmer schon fertig geworden?", fragt er und löst sich von mir. Es geht auch ohne Umarmung. Ich brauche das nicht. Ursprünglich war ich auch ein starkes Mädchen. Ich will wieder stark sein. Ich muss wieder stark sein.

„Ja, das ist es. Ich ... mache eben Frühstück. Willst du irgendetwas Bestimmtes?"

„Mach einfach Pancakes, Liebling." Schmunzelnd nicke ich und begebe mich in die Küche. Pancakes sind Dads Lieblingsgericht, was man wohl unschwer erkennen kann. Mit einem Lächeln im Gesicht bereite ich Pancakes für Dad, Ellie, Al und mich zu. Selbst bei meinen selbstgemachten Pancakes kann Ellie nicht widerstehen und sich ab und zu ein kleines Dankeschön abringen.

Nachdem wir schweigend gegessen haben und Al tausendmal gefragt hat, ob wir heute etwas unternehmen, ziehe ich mich an und mache mich auf den Weg zu Emma.

Blazing FireWhere stories live. Discover now