SECHZEHN - Wahrheit, Bedrohung und Höllenferien

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SECHZEHN

Wahrheit, Bedrohung und Höllenferien

Als Ellie mitsamt Al nachhause kommt, habe ich zum Glück das Mittagessen schon zubereitet. Stirnrunzelnd kommt Ellie in die Küche und starrt auf das Essen.

„Hä, wieso bist du schon fertig?", fragt sie.

„Ich ähm ... Wir hatten zwei Stunden Entfall und dann hat Adam mich nachhause gefahren."

„Achso."

Mit diesen Worten verschwindet sie wieder. Seufzend hole ich drei Teller aus dem Regal und stelle alles auf den Esstisch. Al kommt im Nu angerannt.

„Nora, Nora, Nora!", ruft er aufgeregt, als er schlitternd zum Stehen kommt, da seine süßen Socken auf dem Boden rutschen.

„Ganz ruhig, Großer. Was ist denn?" Abwartend setze ich mich an den Tisch und belade meinen Teller.

„Ich hab bald Schnuppertag in meiner Schule!"

„Oh, ehrlich?", hake ich nach. Lächelnd sehe ich ihm dabei zu, wie er mit seinen kleinen Händen die Gabel in die Hand nimmt und anfängt, zu essen.

„Ja. Kommst du auch mit?"

„Aber klar doch. Jetzt iss aber, okay?"

Freudestrahlend nickt er, nach wenigen Minuten kommt Ellie ebenfalls zu uns und isst schweigend mit. Während dem Essen bin ich recht still, da Al ebenso Ellie überredet, mit zum Schnuppertag zu kommen und ich eigentlich nur warte, bis Dad nachhause kommt. Ich muss unbedingt mit ihm über diese ganze Sache reden. Im Grunde genommen ist das einzige, was mich in diesem Moment beschäftigt, die Wahrheit über Moms Tod ... Was ist mit Ellie? Wird sie ebenso die Wahrheit erfahren, obwohl sie keine Ahnung von allem hat? Wie soll Dad ihr das erklären? Denn ich kann unmöglich meinen Mund halten. Oder etwa doch? Möglicherweise kann ich das, wenn ich mir jeden Tag vor Augen halte, was für ein respektloses und herzloses pubertierendes Mädchen Ellie doch ist.

Tatsächlich habe ich diese anstrengende Ellie viel lieber. Ich sollte jeden Tag an diesem Tisch sitzen, mit meiner Familie essen, Al bei seiner Einschulung begleiten, und mit meinen Freunden das Leben genießen. Das ist es, was ich will. Jeden Tag Als und Dads Lächeln sehen, doch stattdessen soll ich ein Land vor dem Zerfall retten. Andererseits bleibt mir keine andere Wahl, Mom hat es so gewollt und außerdem bringe ich meine Geliebten nur in Gefahr, wenn ich nicht gehe. Demnach muss ich sie sozusagen verlassen, um sie zu schützen. Denn wenn ich nicht lerne, mein Feuer zu kontrollieren, werde ich sie lebensbedrohlich verletzen ... Ich bin eine Bedrohung für meine Familie und Freunde.


Etwas früher als erwartet kommt Dad nachhause, was ich daran höre, dass die Haustür zufällt.

„Ich bin zuhause", ruft er monoton durch die Wohnung.

„Dad, komm mal her!"

Eine Minute später schlüpft er durch die Tür und schließt sie hinter sich.

„Was ist denn?"

„Ich war am See." Nur vier Worte, die mir in Sekundenschnelle herausgerutscht sind. Nur vier Worte, um Dad in Schockstarre zu erleben. Vier Worte, um alles auf den Kopf zu stellen.

Mit großen Augen schreitet mein Vater auf mich zu, setzt sich neben mich und sieht mich von der Seite an. Meine Augen sind allerdings starr geradeaus gerichtet, bleiben an der Pinnwand hängen, an der mein Stundenplan angebracht ist.

„Oh ...", sagt er leise.

„Ja, oh. Ich denke, dass ich noch lange nicht alles weiß, aber das war für heute genug. Und ich habe einen Brief von Mom bekommen. Ihr seid in Crovinja aufgewachsen?"

Blazing FireWhere stories live. Discover now