ZEHN - Typrobleme, Ersatzmutter und Funken

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ZEHN

Typrobleme, Ersatzmutter und Funken

Als wir im Club ankommen, in den wir nur reingekommen sind, weil Adams Bruder den Besitzer kennt, kommt mir als erstes der dichte Nebel entgegen, der aus den an den Wänden angebrachten Nebelmaschinen austritt. Während Emma sich lauthals darüber aufregt, grinse ich wie eine Bekloppte und ziehe sie an der Hand mit. Die Jungs folgen uns. In dem dichten Nebel, wessen süßer Duft mir in die Nase steigt, könnte man sich fast verlieren, doch wir sind klug genug, um uns nicht aus den Augen zu lassen. Grinsend schnappe ich mir Tyler und fange an, mich zu der Musik zu bewegen.

Ty lacht mich aus, weil ich mich mit den hohen Schuhen nicht so graziös bewegen kann, doch das ist mir egal. Alles ist mir im Moment egal. Das einzige, was ich jetzt möchte, ist abschalten und den Abend mit meinen Freunden genießen. Wer weiß, wie viel schöne Momente mir mit ihnen noch bleiben, sobald ich mich meiner Fähigkeit stellen muss? Wer weiß, wie oft ich jetzt noch mit ihnen hier stehen, lachen und tanzen kann? Das Leben genießen und mich in Sicherheit wissen kann?

Glücklich drehe ich mich in Tys Arme und wieder raus.

„Wow, wir haben's hingekriegt!",brüllt er mir ins Ohr. Zwinkernd gibt er mir ein Highfive, weil wir es geschafft haben, nicht auf die Fresse zu fliegen. Kichernd schlage ich ein. Jap, bei uns ist das wirklich ein Wunder.

„AUF EINE GEILE NACHT!", höre ich plötzlich jemanden hinter mir schreien, der sich als Adam entpuppt. Er streckt Ty die Zunge raus und tauscht mit ihm, sodass ich jetzt von Ads Händen und Emma von Tys festgehalten wird. Wenn diese Olle das jetzt absichtlich gemacht hat, klatsche ich sie. Allerdings werde ich beruhigt, als ich sehe, dass Emma einfach nur ausgelassen mit Ty tanzt, denn wenn sie das nun absichtlich getan hätte, würde sie mir jetzt schelmisch zugrinsen. Breit grinsend passe ich mich Ads Rhythmus an und tanze mit ihm über die ganze Tanzfläche. Während wir tanzen, schwitzen, lachen, kichern und kreischen, bin ich doch froh, mitgekommen zu sein. So ein Abend hat mir gefehlt, um alles zu vergessen. Die Musik, welche den dichten Nebel in meinem Gehirn auszublenden scheint, hinterlässt eine Gänsehaut an meinem ganzen Körper. Lauthals singe ich das Lied mit und bewege mich im Takt. Ad grinst immer noch wie ein Honigkuchenpferd, während er mich unter seinen Armen hindurch schwingt. Der Bass dringt an meine Ohren, füllt mein Blut mit Adrenalin und lässt mich leben. Gelassen hüpfe ich mit Adam hin und her, bis Emma und Ty dazukommen und mittanzen.

Ein Blick meiner besten Freundin reicht aus, um Ad und mir zu signalisieren, dass Ty sich bald nicht mehr lange zurückhalten kann. Wir haben alle beschlossen, auf den Alkohol heute zu verzichten, damit er nicht in Versuchung kommt, allerdings scheint er trotzdem auf die Idee zu kommen. Aber wer kann ihm das verübeln, wenn jeder, der sich an uns vorbeidrängelt, ein alkoholisiertes Getränk in der Hand hat? Niemand.

Ad hat Emma zum Glück auch verstanden,weswegen er sich jetzt neben Ty stellt und weitertanzt. Ach, wir werden das schon hinkriegen. Sobald er zur Bar läuft, laufen wir ihm einfach hinterher. Mit diesem Gedanken lasse ich mich wieder fallen und genieße es, mich zur Musik zu bewegen. Eine große Last fällt mir von den Schultern – alles, was ich bis hierhin qualvoll verdrängt habe, scheint in meinem Kopf gerade nicht zu existieren. Das einzige, was ich gerade empfinde, ist pure Freude, Glück und Schwerelosigkeit. Langsam aber sicher erhitzt sich mein Körper, und ich spüre die Wärme der anderen um mich herum. Während ich lauthals weiter mitsinge, beobachte ich Ty, der zum ersten Mal an diesem Abend mitsingt. Lächelnd schweife ich mit meinem Blick umher, letztendlich landet er jedoch wieder auf Ty. Ich folge seinen Augen – und mir wird klar, dass er Emma beobachtet. Emma tanzt ausgelassen, wobei ihre schöne Mähne, welche sie heute gelockt hat, ihr Gesicht umhüllt.

Blazing FireWhere stories live. Discover now