EINUNDFÜNFZIG - Das Ende hat seinen Preis

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EINUNDFÜNFZIG

Das Ende hat seinen Preis


Nein. Nein. Nein. Nein.

Ich schreie mir die Seele aus dem Leib – zumindest denke ich das, denn mein Kopf scheint unter Wasser zu sein. Ich höre nichts, alles um herum verschwimmt, als würde mir jemand die Sicht nehmen. Es vergeht alles in Zeitlupe und gleichzeitig auch so schnell, dass ich kaum reagieren kann.

„Ein Schritt, und ihr seid auch gleich tot", dringt Valoracs Stimme gedämpft zu mir, aber es kümmert mich nicht. Ich muss sofort zu ihm.

Schreiend, rasend vor Wut und Angst, will ich losrennen, aber jemand hält mich von hinten fest, sodass ich mich nicht bewegen kann. Ich winde mich und schreie, alles was ich tue, ist schreien. Mein Geschrei wäre selbst für meine Ohren unerträglich, wenn ich nicht alles gedämpft hören würde. Ein Piepen in meinem Ohr. Ein Messer in meinem Herzen. Und ein blutender Nicholas, der gleich sterben wird.

Nein, das darf nicht passieren. Ich darf ihn nicht verlieren. Ich muss zu ihm. Ich muss ihm helfen. Ihn retten. Ich habe immer noch nicht aufgehört, mich in Darius' Armen, wie sich herausstellt, zu winden, ich kratze und schlage um mich.

„LASS MICH VERDAMMT NOCHMAL LOS!"

Dann soll er mich doch töten, dann soll er es doch verdammt nochmal tun! Aber ihn nimmt er mir nicht.

Meine Wut gewinnt die Überhand, als ich Darius eine Brandwunde verpasse. Er schreit laut auf, dabei lässt er mich los, weswegen ich die Chance nutze und losrenne.

„NORA!"

Concordia, Liz und Darius rufen nach mir, aber sie können mich nicht aufhalten. Ich werde ihm ganz sicher nicht beim Sterben zusehen – wie können sie sich nur weigern, ihm zu helfen?!

„Du konntest ihn nicht beschützen, Nora. Du kannst ihm nicht helfen." Seine Stimme macht mich nur noch rasender.

Valorac versucht, mich aufzuhalten, aber ich weiche ihm aus. Das Adrenalin, das durch meinen Körper fließt und die Wut auf Valorac, die Angst um Nicholas, lassen mich Dinge tun, die ich selbst niemals von mir erwartet habe. Du konntest ihn nicht beschützen. Du kannst ihm nicht helfen.

Er nutzt den Kernpunkt meiner Wut aus.

Ich renne so schnell wie ich kann, und Concordia, Darius und Liz versuchen, mir Rückendeckung zu geben. Vier Menschen auf einmal kann er nicht aufhalten, weswegen ich einen kleinen Vorsprung habe. Ich habe das Gefühl, meine Schusswunde reißt immer weiter auf, ich kann nicht mehr rennen, ich habe keine Kraft mehr, aber ich habe keine andere Wahl.

Als ich bei Nic ankomme, brennt mein Gesicht wie Feuer. Das liegt an den Tränen. Die Tränen haben mir die ganze Zeit die Sicht genommen.

Ich schütze uns mit einer Feuerwand, die zwar wahrscheinlich nicht lange halten, aber etwas helfen wird.

„Nic", flüstere ich zitternd und lege seinen Kopf auf meinen Schoß. Sein Atem geht stoßweise. Oh Gott. Das darf nicht passieren. Bitte lass es nicht geschehen. Alles wird gut werden.

„Hey, sieh mich an. Sieh mich an."

Schwach sieht er zu mir auf. Ich kann unmöglich den kurzen Speer herausziehen, das würde alles noch schlimmer machen, weshalb ich mir die Wunde hilflos ansehe.

„Du kannst ... nichts machen", krächzt er hervor und drückt meine Hand, die ich auf seinen Kopf gelegt habe. „Es ist okay."

„Nein, ist es nicht!", brülle ich und blicke panisch umher. Ich muss doch etwas tun!

Blazing FireWhere stories live. Discover now