16|,, Wo ist mein Sohn?"

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Schwerfällig öffnet Arabella ihre Augen und schaut sich verwirrt im Raum um. Es ist weder ihr Schlafzimmer in Elija's, noch in Damien's Haus. Nein, es ist ihr Schlafzimmer.  

,, Was zur?", flüstert sie sich selbst zu und steht vom Bett auf. Leicht schwankend geht sie zur Tür und versucht diese zu öffnen. Mit einem leisen Quietschen tut sie es auch und der Geruch von Pancake steigt ihr sofort in die Nase.

Auf den Weg runter bemerkt Arabella, dass sie keinerlei Erinnerung daran hat, wie sie her gekommen ist. Zudem schmerzt ihr Kopf und ihr ist Übel. 

In der Küche angekommen fällt ihr Blick augenblicklich auf ihren Ex-Freund. Wütend geht sie auf ihn zu und verpasst ihm eine schellende Ohrfeige. Die Wut, und auch ein Teil ihrer Erinnerung, ist auf einmal wieder in ihr Gedächtnis gekommen und die Sorge um Jordan ließ sie in ihrer Bewegung einfrieren. 

,, Wo ist mein Sohn?", fragt sie wütend und ignoriert ihre Eltern, welche sie verwirrt anschauen. Das Einzige was sie gerade sieht, ist Daniel. 

Grinsend schnalzt er mit seiner Zunge und wischt sich mit einer Serviette über den Mund. Der rote Abdruck von Arabella's Hand war immer noch gut sichtbar. 

,, Bei Elija. Wieso sollte ich ihn mitnehmen?", provoziert er Arabella und fängt sich somit noch eine Ohrfeige. 

Arabella tritt einen Schritt an ihn heran. Ihr Vater steht zwar von seinem Stuhl auf, macht jedoch nichts um seine Tochter aufzuhalten. 

,, Weil es mein Kind ist.", zischt sie. ,, Außerdem, was fällt dir ein? Damien wird dich dafür in Fetzen reißen."

Daniel lacht humorlos auf. ,, Denkst du, ich habe Angst vor ihm? Wieso willst du überhaupt zurück zu ihm?"

,, Er ist mein Ehemann. Wir haben einen Sohn zusammen.", argumentiert sie, jedoch sind ihre Argumente schwammig. Sie überzeugen nichtmal sie selbst. 

,, Und? Jetzt kannst du sie hinter dir lassen. Ich habe dich wieder. Wir können zusammen weglaufen, glücklich werden.", versucht Daniel sie zu überzeugen. 

,, Welches Kind?", mischt sich auf einmal Arabella's Vater ein und schaut Daniel warnend an. 

,, Mein Kind." Arabella dreht sich zu ihrem Vater. ,, Junge. Jordan heißt er."

,, Du hast ihn bei diesem Monster gelassen? Bei dem Mann, der meine Tochter fast umgebracht hätte?", ruft Andrew fassungslos.

Arabella gefriert. Woher wissen sie von diesem Abend?,  fragt sie sich und setzt sich. Die Erinnerung an den Abend, wo sie Damien's schlechte Seite kennengelernt hat, kommt ihr wieder in den Sinn. 

,, Wo warst du?", zischt Damien bedrohlich und geht auf Arabella zu. Seine Augen strahlen ein gefährliches Funkeln aus und Arabella weicht, mit jedem Schritt den Damien tut, zurück. Ein Kloß bildet sich in Arabella's Kehle und die Angst lähmt sie. 

Damien hatte sie bis zur Wang zurück gedrängt und versperrt ihr jegliche Fluchtmöglichkeit. Ihr bliebt nichts anderes als ihn anzusehen. 

,, Ich habe dich etwas gefragt, Arabella." Sein Atem riecht nach Alkohol und Rauch. Arabella wird übel. 

,, M-mit Le-Leanne in der St-Stadt.", stottert sie zittrig und verspürt daraufhin einen stechenden Schmerz auf ihrer Wange. 

,, Lüg mich nicht an.", zischt Damien und presst sie enger an die Wand. Nichtmal ein Stück Papier hätte zwischen sie gepasst. ,, Leanne ist bei Verwandten."

Arabella schluckt, sagt jedoch nichts. Damien schlägt gegen die Wand, nur wenige Zentimeter an ihrem Kopf vorbei. Knurrend packt er sie am Arm und schleudert sie auf die Couch. 

,, Bitte, wenn du mir nicht antworten willst."

,, Woher wisst ihr davon?", fragt sie mit leiser Stimme. Ihr Mund fühlt sich trocken an. Das fehlen an Feuchtigkeit in ihrem Mund, macht jedoch den Wasserüberschuss in ihrem Augen wieder wett. 

Arabella meidet die Blicke ihrer Eltern und dem ihres Exfreundes. Sie schämt sich. Die Bilder der Nacht wollen sich nicht verflüchtigen. Jedoch fällt ihr eine Sache auf. 

Er ist fast wie sein Vater. Zwar hatte Damien sich wenige Tage später bei ihr Entschuldigt und alles getan, damit sie ihm verzeiht. Doch er hatte sie verletzt. Physisch und psychisch. 

,, Das ist irrelevant.", verwirft ihr Vater die Frage. ,, Der Punkt ist, du wirst diesen Mann nie wieder sehen. Deinen Sohn, naja, wahrscheinlich auch nicht mehr."

,, Nein."

,, Was nein?"

,, Ich möchte zurück. Ich möchte meinen Sohn in meine Arme nehmen und Damien sagen, dass er ein Idiot ist.", erwidert sie stur und verschränkt die Arme vor der Brust.

,, Nein.", erwidert ihr Vater daraufhin und schüttelt verständnislos den Kopf. ,, Ich werde dies nicht zulassen."

,, Ganz klar, Stockholm-Syndrom.", sagt Daniel, als wäre es das Normalste der Welt. ,, Wir müssen sie in eine Klinik bringen. Dort wäre sie auch vor Damien sicher."

,, Hört ihr mir nicht zu oder ignoriert ihr einfach meine Entscheidungsfreiheit?", mischt sich Arabella fassungslos ein. ,, Ich gehe zurück zu ihm. Punkt."

,, Hol du ihre Tasche, ich bringe sie ins Auto.", kommandiert Andrew und steht auf, da er sich zwischenzeitlich wieder hingesetzt hat. 

Hilfesuchend schaut Arabella ihre Mutter an, jedoch schaut diese nur aus dem Küchenfenster und ignoriert den stechenden Blick ihrer Tochter. 

,, Mum.", versucht Arabella es, während ihr Vater sie vom Stuhl zerrt. ,, Bitte, lass es nicht zu."

Sie reagiert immer noch nicht. Arabella wird wütend und fängt an sich mit Händen und Füßen zu wehren. 

,, Es ist alles deine Schuld. Ich hasse dich.", ruft sie durch das Haus und fängt an zu weinen. Sie fühlt sich schwach und hilflos. Ihr tut nicht nur der Kopf weh, sonder auch das Herz. 

Und sie realisiert, sie hat nie eine Wahl. 

Sie musste Damien heiraten. 

Sie musste Jordan bekommen. 

Sie muss weg von Damien. 

Sie muss in eine Klinik. 

Ihre Tränen hörten auf. Sie wischt sich über die Wangen. Sie hört auch auf sich zu wehren; zu schreien. 

Andrew setzt sie auf den Rücksitz ab und schnallt sie an. Kurz überlegt er, ihr ein Betäubungsmittel zu spritzen, doch sie hatte aufgehört sich zu wehren. Deshalb liegt kein Grund vor, sie Ruhig zu stellen. 

Emotionslos starrt Arabella ihren Vater im Rückspiegel an. 

,, Es ist nur vorübergehend. Wenn du wieder gesund bist, werden wir dich wieder nach Hause holen.", versucht Andrew seine Tochter zu beruhigen. 

Arabella antwortet nicht. Sie zeigt keinerlei Reaktion. Jedoch wusste sie, dass sie nie wieder nach Hause gehen würde. 


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