24|Frust

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,, Er ist anders seitdem er wieder wach ist.", fängt Arabella melancholisch und fasst sich an die Nasenwurzel. Auch ihre Augen schließen sich für einen Moment. 

,, Ja, das habe ich auch schon bemerkt. Warum glaubst du, ist er so?", erwidert Elija leicht besorgt um seinen kleinen Bruder und spielt nebenbei mit Jordan, welcher auf seinem Schoss sitzt. 

Arabella zuckt mit den Schultern, lässt diese jedoch dann seufzend hängen. Sie fühlt sich ausgelaugt; erschöpft. 

Ihre Nackenmuskulatur ist angespannt, fast so hart wie Stein, und ihr Gesicht zieren Spuren des Schlafmangels, sowie Falten. 

,, Du solltest mit ihm reden.", bricht Elija das angespannte Schweigen. ,, Er liebt dich, er würde alles für dich tun."

,, Denkst du, ich habe es nicht schon versucht?", schreit Arabella auf einmal frustriert und reißt von der Couch hoch.

Elija zuckt unmerklich zusammen und drückt Jordan instinktiv enger an sich, welcher jedoch die Ruhe behält und vollkommen fasziniert mit seinen Füßen spielt; er scheint in seiner eigenen kleinen Welt zu sein. 

,, Ich kann nicht mehr.", flüstert Arabella mit gebrochener Stimme. 

,, Wo ist er eigentlich?", fragt Elija um das Thema zu wechseln. 

,, Bei der Arbeit.", lacht Arabella verbittert und hockt sich hin. Ihre Finger fahren zitternd durch ihre Haare. 

Elija mustert die Ehefrau seines Bruders. Leicht geschockt stellt er fest, dass sie schlecht aussieht. Ihre Nägel sind abgekaut, ihr Gesicht sieht knochig und alt aus, ihre Augen haben aufgehört zu strahlen und betteln förmlich um Hilfe. 

,, Wie lange hast du nicht mehr geschlafen?", fragt Elija weiter, hebt seinen Neffen von seinem Schoss und setzt ihn neben sich wieder ab. 

Besorgt geht er auf seine Schwägerin zu. Wie ein Häufchen Elend sitzt sie auf dem Boden und starrt vor sich auf einen Punkt. 

,, Alles wird wieder gut.", flüstert Elija als er sie umarmt und ihr über die Haare streicht. 

Arabella spannt sich kurz an und möchte Elija von sich stoßen, doch dieser hält sie fest in seinen Armen und versucht sie zu beruhigen. 

Damien war vor fast fünf Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Ärzte hatten ihm zwar geraten, noch zu bleiben. Doch er wollte kein Wort von ihnen hören. Er packte seine Sachen und fuhr nach Hause. Arabella war geschockt und bat ihn, wieder ins Krankenhaus zu fahren, aber er sagte ihr, sie solle sich keine Sorgen machen und verschwand in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer. 

,, Lass mich in Ruhe.", schreit Arabella panisch und fängt an, um sich zu schlagen. ,, Verdammt noch mal, lasst mich doch alle einfach in Ruhe."

,, Arabella, du bist auch nicht mehr du selbst, du brauchst schlaf. Und Essen.", erwidert Elija besorgt und lässt sie endlich los. 

Sie sagt nichts. In ihrem Kopf dreht sich alles. Sie fühlt sich schlecht und befürchtet, sich übergeben zu müssen. Vorsorgend steht sie vom beheizten Boden auf und rennt in die Küche. 

Nachdem Arabella ihren Mageninhalt in den Abfluss der Spüle verfrachtet hat, hält sie sich für einen kurzen Augenblick an der Kücheninsel fest, ehe sie sich wieder auf den Boden niederlässt und anfängt zu weinen.

,, Arabella, so geht es nicht weiter.", fängt Elija an und kniet sich vor sie hin. Mit seiner Hand bringt er sie dazu ihn anzusehen und wischt ihr grob über die Wangen. 

,, Lass mich in Ruhe.", flüstert sie voller Hass und beißt die Zähne zusammen. 

,, Das kann ich leider nicht.", flüstert er verletzt und steht auf. 

Arabella beobachtet ihn, wie er aus ihrem Sichtfeld verschwindet. Nachdem sie hört, dass die Haustür zu gefallen ist, begibt sie sich wieder ins Wohnzimmer und hebt ihren Sohn, welcher schlafend auf der Couch liegt, auf ihren Arm. 

Sie bringt Jordan in sein Zimmer und legt ihn in sein Bett. Wie jeden Tag schaltet sie die kleine Spieluhr, welche eine wunderschöne Melodie spielt, ein und verlässt dann wieder das Zimmer. 

Müde legt auch sie sich hin und schläft innerhalb weniger Minuten ein. 

,, Damien?" Arabella reibt sich über die Augen und setzt sich auf. Ihr Blick schweift durch das Schlafzimmer und bleibt an der offenen Badezimmertür stehen. 

Leicht zittrig macht sie sich auf den Weg zum Badezimmer und klopft leicht an der Tür als sie ankommt. 

Heißer Dampf lässt den Spiegel beschlagen, sodass Arabella sich nur schemenhaft in ihm erkennen kann. Kurz spielt sie mit dem Gedanken über die dünne Wasserschicht zu streichen um sich sehen zu können, lässt dies jedoch sein, als ihr und in den Sinn kommt, dass sie höchstwahrscheinlich schlecht aussieht. 

,, Arabella?", fragt Damien vorsichtig und wedelt mit seiner Hand vor ihrem Gesicht herum. Die andere Hand ist an ihrer Taille und drückt sie enger an ihn. 

,, Was ist los mit dir?", fragt Arabella monoton und schaut gedankenverloren in den dampfüberzogenen Spiegel. 

,, Was meinst du?" Verwirrt legt Damien nun auch die andere Hand an ihre Taille und legt sein Kinn auf ihre Schulter, welche sofort feucht wird. 

,, Du redest wenig, arbeitest viel und bist distanziert mir gegenüber. Geschweige dessen, dass du unsren Sohn komplett ignorierst. Hast du ihn überhaupt gesehen, seitdem du wieder hier bist?" Arabella fühlt sich gut. Sie hat ihm ihre ehrliche Meinung gesagt; ihrer Wut Raum gelassen. 

Damien antwortet nicht. Er stellt sich nur aufrecht hin und verstärkt seinen Griff an Arabella's Taille. 

,, Damien, ich kann nicht mehr. Es ist zu viel. Ich bin kaputt und erschöpft.", spricht Arabella verbittert und verkrampft sich. ,, Können wir nicht einfach verschwinden? Unsere Sachen zusammen packen und weg?"

,, Das können wir nicht.", erwidert er wütend. 

,, Und wieso nicht? Weil du ein braves Hündchen sein und für deinen Vater Männchen machen musst?", zischt sie verärgert. ,, Oder liegt es einfach nur daran, dass wir dir nichts bedeuten?"

,, Nein, verdammt. Du und Jordan seid alles für mich. Denkst du, ich möchte hier bleiben? Nein, aber wir können nicht weg. Nicht solange hier einige Typen sind, die mich Tod sehen wollen.", schreit Damien.

,, Ausreden.", zischt Arabella. ,, Wir könnten einfach fliehen, aber nein, du möchtest nicht, dass deine Feinde und dein Vater denken, du wärst ein Feigling. Du, du egoistisches Arschloch, lässt dich lieber fast Umbringen."

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Da ich jetzt endlich Ferien habe, dachte ich, wieso nicht Updaten? Naja, hoffe es gefällt euch. 


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