43| Die Entscheidung

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Gegen sieben Uhr kommt Damien nach Hause. Erschöpft und frustriert. Er hatte die Nacht nicht gut geschlafen und die Gedanken, wie sich Arabella entscheiden wird, zerfrisst ihn seitdem er das Haus mitten in der Nacht verlassen hat. 

Er hat Angst. Angst, dass sie ihn verlassen wird; wie eigentlich jeder in seinem Leben bisher. Er möchte sie nicht gehen lassen -vor allem wegen Jordan. Er möchte, dass sie eine zufriedene Familie werden und zusammen glücklich sind. 

Aber das geht nicht. Er muss sich um das Familiengeschäft kümmern. Er kann Arabella und Jordan nicht einfach schnappen und verschwinden, so wie er es gerne will. 

Sie würden ihn finden. Und dann würden sie ihm alles nehmen, was er liebt. Nur damit er in seiner Rolle bleibt und nicht rebelliert. 

Mit einem langen seufzen zieht Damien seine Jacke über die Schultern. Seine Muskeln sind verkrampft und sein Schädel pocht unangenehm. 

,, Damien?", ruft Arabella's Stimme aus der Küche aus nach ihm. 

Mit jedem Schritt steigt die innere Unruhe, die Angst, in ihm. Er möchte wissen, wie sie sich entschieden hat -hoffentlich für ihn. Gleichzeitig hat er Angst, dass sie sich gegen ihn entschieden hat. 

Und er kann es ihr nicht übel nehmen. Ja, man hat ihn auch in diese Ehe gezwungen. Doch er kennt es nicht anders. Was Daddy sagt, wird gemacht. Aber Arabella hatte Träume. Sie wollte etwas aus sich machen. Sich verlieben, Erfahrungen machen.

Das weiß er. Und sie tut ihm deswegen Leid. Er hat irgendwie ihr Leben zerstört. 

Als er in der Küche ankommt, sitzt Arabella bereits am gedeckten Tisch und schaut ihn auffordernd an. 

,, Setz dich. Wir haben einiges zu besprechen.", erklärt sie mit einem kleinen, jedoch falschen, Lächeln. 

Ohne ein Wort zu sagen, nickt er und setzt sich ihr gegenüber auf den Platz. 

,, Wo ist Jordan?", fragt er mit heiser Stimme und räuspert sich. 

,, Oben, schläft.", antwortet sie und schaut ihn ernst an. 

Seine Angst wird größer. Seine Knie fangen an zu zittern und sein Herz klopft viel zu schnell und stark gegen seinen Brustkorb. 

,, Hast du keinen Hunger?", fragt Arabella nach einigen Minuten des Schweigens und deutet auf das dampfende Essen auf dem Tisch. 

Damien schüttelt den Kopf. Er hat das Gefühl, dass, wenn er isst, er sich übergeben muss. Zudem kriegt er gerade keinen Bissen runter, dafür ist er viel zu aufgewühlt. 

Arabella lässt seufzend den Kopf hängen. 

,, Wie hast du dich entschieden?", fragt Damien leise und schaut auf seinen leeren Teller. 

,, Dein Ultimatum war schwierig, Damien. Wirklich.", fängt Arabella ernst an und verschränkt die Arme. ,, Und ganz ehrlich, ich wollte Freiheit. Aber dann habe ich mit Leanne geredet und sie hat mich noch einmal zum Nachdenken gebracht und ich kann nicht einfach gehen."

,, Wie meinst du das?", fragt er verwirrt und schaut auf. ,, Was hat dir Leanne gesagt und warum hat es dich umgestimmt?"

Arabella blickt ihm in die Augen. In Damien bricht ein Gefühlschaos aus. Er hatte nie erwartet, dass sie so eine Wirkung auf ihn hat. Und es macht ihm irgendwie Angst. 

Sie ist seine Schwäche und dabei sein Fels in der Brandung. Er kann nicht mit und auch nicht ohne sie. Das ist klar. Zumindest für ihn. 

Mit einem kleinen Lächeln steht Arabella von ihrem Platz auf und stellt sich vor Damien hin. Ohne etwas zu sagen steckt sie ihm ihre Hand aus und wartet darauf, dass er sie annimmt. 

Unsicher und mit schwitziger Hand, greift er nach ihrer und verschränkt sofort die Finger ineinander. Mit pochendem Herzen steht auch er auf und lässt sich von ihr führen. 

Im Garten angekommen, lässt Arabella seine Hand wieder los. Mit einem Kopfnicken deutet sie auf die Hollywoodschaukel und sagt ihm, er solle sich schonmal hinsetzen, sie würde gleich kommen. 

Immer noch Unsicher, und auch irritiert, setzt sich Damien in die Schaukel und beobachtet Arabella, wie sie im Haus verschwindet. Er streicht sich über's Gesicht und schließt kurz seine Augen, um durchzuatmen. 

Nach wenigen Minuten kommt Arabella wieder zurück in den Garten. In ihrem Arm hält sie eine Schüssel Popcorn. 

Verwirrt zieht Damien eine Augenbraue nach oben und legt seinen Kopf leicht schief. 

,, Leanne hat mir klar gemacht, dass du dich um mich sorgst. Sehr sogar. Auch wenn du nicht wirklich gut darin bist, dich mit Worten auszudrücken, hast du es mit deinen Taten getan. Wir oft hast du mich jetzt aus Situationen retten müssen, in die ich mich selbst gebracht habe?", sie lacht kurz auf. ,, Oft auf jeden Fall. Leanne hat mir klar gemacht, dass du das nicht für irgendwen gemacht hättest. Aber du hast es für mich gemacht. Wie oft habe ich dich zur Weißglut getrieben? Wie oft bin ich abgehauen? Und du hast mich jedesmal mit offenen Armen, zwar etwas angepisst, aber mit offenen Armen, empfangen."

Damien schaut Arabella in die Augen. Sein Herz schlägt wieder normal. Er fühlt sich geborgen und sicher. Gefühle, die ihm fremd sind und dabei so bekannt. Sie erfüllen ihn und er möchte sie nie mehr gehen lassen. 

,, Und ich kann dich nicht einfach verlassen. Dafür liebe ich dich zu sehr. Auch wenn wir ziemlich kaputt sind, kann es klappen. Aber dafür musst du mir mehr vertrauen.", flüstert sie so als hätte sie angst, dass Damien sie auslachen würde. Oder wieder von sich stoßen. 

Doch das hat er nicht vor. Ihm wurde klar, dass er sie nicht immer verletzen kann. Und er muss ihr irgendwann die Wahrheit sagen -zu ihrer eigenen Sicherheit. 

,, Du musst mir nicht sofort alles sagen, wir können langsam anfangen.", flüstert sie und legt ihre Hand an seine Wange. 

,, Okay.", erwidert er und schließt die Augen. Er möchte diesen Moment nicht mit weiteren Worten zerstören. Am liebsten würde er diesen Moment einfrieren und für ewig aufbewahren. 

,, Okay.", haucht Arabella und küsst ihn. ,, Aber erst morgen. Heute gucken wir einen Film."

,, Okay, dann lass uns rein gehen.", lächelt Damien und möchte aufstehen, doch Arabella hält ihn zurück. 

,, Nein, hier im Garten.", erklärt sie ihm. 

Verwirrt zieht er die Augenbraue nach oben und lässt sich wieder in die Schaukel fallen. 

,, Ich hab einen Beamer aufgetrieben. Außerdem wäre es sonst viel zu langweilig."

,, Du bist verrückt."


His Empire ✔Where stories live. Discover now