18|Krankenschwester Martha

8.9K 362 17
                                    

Schweigend lässt sich Arabella von einem Krankenpfleger zu ihrem Zimmer bringen. Sie ist immer noch fassungslos und kann nicht glauben, das ihr eigener Vater ihr dies antut. Und das ihre Mutter dies zulässt.

,, Das hier ist dein Zimmer. Hier verbringst du die meiste Zeit. Frühstück ist um acht, Mittag um eins und Abendbrot um sechs. Zum Essen holt dich jemand ab. In den Aufenthaltsraum darfst du von drei bis fünf. Auch dafür wirst du abgeholt. Deine Therapiepläne werden noch erstellt.", informiert der Mann sie monoton und schubst sie leicht ins Zimmer.

Das Klicken der Tür schallt an den nackten Wänden wieder. Er hatte abgeschlossen, denkt sich Arabella verbittert und setzt sich steif auf das gemachte Bett.

Es gibt nur bedingt unter ihr nach und quietscht leise. Sie fragt sich, wie viele Menschen auf der Matratze bereits geschlafen haben und ob sie auch gegen ihren Willen hier waren.

Doch dann konnte sie sich nicht mehr selbst Ablenken und muss an Jordan denken. Und an Damien. Und an Leanne.

Unbemerkt laufen ihr Tränen über ihre Wangen und sie schließt ihre Augen. Auf einmal überfällt sie das Bedürfnis zu schlafen, sodass sie diesem, da sie keine andere Wahl hat, sofort nachkommt.

,, Aufstehen.", brummt eine schlecht gelaunte Frauenstimme nah an Arabella's Ohr und schmerzen breiten sich an ihrer linken Oberkörperseite aus.

Zischend öffnet sie ihre Augen und zieht, ohne auf die Person in ihrem Zimmer zu achten, ihr weißes Shirt hoch. Ihr Brustkopf ist an manchen Stellen leicht rot, an anderen jedoch bereits leicht lila.

Überfordert zieht sie ihre Augenbrauen zusammen und streicht über die unzähligen Blutergüsse.

,, Das sieht schlimm aus. Ich werde dem Arzt bescheid sagen.", reißt Arabella eine Stimme aus ihren Überlegungen. ,, Trotzdem musst du jetzt aufstehen. Abendessen."

Arabella nickt emotionslos und setzt sich langsam auf, da ihre Seite ihr ziemliche Schmerzen bereitet. Ihr Blick liegt auf dem Fenster. An ihm sind dicke Eisenstangen befestigt und ein riesiges Vorhängeschloss hängt am Griff.

,, Komm, beeil dich." Die Frau im grünen Kittel verdreht ihre Augen und zeigt auf ihre Armbanduhr.

,, Ich habe keinen Hunger." Arabella's Mund ist trocken. Der Geschmack nach Staub und Zigarettenqualm liegt ihr auf der Zunge. ,, Raucher."

,, Wie bitte?", fragt Martha beleidigt.

,, Sie rauchen.", antwortet sie und streckt ihre Zunge raus um ihre Speicheldrüsen anzuweisen, ihrer Funktion den Mund zu befeuchten nachzugehen.

Martha sagt nichts mehr, schaut sie mit zusammen gekniffenen Augen an. Ohne Augenkontakt herzustellen greift sie Arabella am Arm und zerrt sie von ihrem Bett auf.

Arabella schreit schmerzerfüllt auf. Sie versucht ihren Arm aus dem Todesgriff der Krankenschwester zu lösen, jedoch verfestigt sie diesen nur.

,, Lassen sie mich los.", zischt Arabella unter Tränen. Ihre Stimme zittert nichtmal. Stur schaut sie in die Augen von Martha.

Leicht ängstlich lässt Martha Arabella's Arm wieder los und dreht sich zur Tür um. Mit den Worten, sie solle ihr folgen, geht sie aus dem kleinen Raum.

Mit eiserner Miene stellt Arabella sich ans Ende der Schlange. Sie hat keinen Hunger und verspürt auch nicht den Drang Nahrung aufzunehmen, sodass sie sich am Ende mit einem leeren Tablet an einen der acht rechteckigen Tische setzt und stumm drauf schaut.

,, Du musst neu sein.", reißt eine weibliche Stimme Arabella wieder aus dem Gedanken.

Erschrocken und mit rasenden Herzen dreht sie sich zu der Person um und bemerkt erst jetzt, dass sich Personen zu ihr gesellt haben. Und dies bereits vor einiger Zeit, da sie ihre Teller bereits fast leer sind.

,, Ich bin Noah und das ist Jay.", stellt sich das Mädchen grinsend vor.

Sie ist erschreckend dünn, denkt sich Arabella als erstes. Ihr Blick wandert zu dem Jungen, Jay, und dieser sieht zwar normal aus. Nicht zu dünn. Nicht zu dick. Sofort fragt sie sich, weshalb er hier ist.

Jedoch ist sie sich bei einer Sache ziemlich sicher. Sie sind nicht freiwillig hier.

Genau wie sie.

,, Noah ist ein Jungen-Name.", murmelt Arabella mit immer noch trockenem Hals.

,, Ich wusste nicht, dass Namen Geschlechter haben.", erwidert Jay mutig und wirft ihr auf einmal giftige Blicke zu.

Arabella verdreht ihre Augen und schaut sich nach Martha um. Als sie sie nicht entdeckt steht sie, ohne ein Wort zu sagen, auf und macht sich auf den Weg zurück in ihr Zimmer. Das Tablet stellt sie natürlich in die dafür vorgesehene Ablage.

,, Ja, sie hat bisher nicht geredet. Zumindest zu dem Thema.", hört Arabella Martha als sie um die Ecke geht und damit die Mensa verlässt.

,, Ich muss auflegen, ich muss sie langsam wieder in ihr Zimmer bringen und ihr ihren Plan erklären."

Anstatt wegzulaufen oder so zu tun, als würde sie gerade um die Ecke laufen, bleibt sie mit verschränkten Armen an ihrem Platz stehen und schaut Martha auffordernd an.

,, Solltest du nicht Essen?", fragt Martha schockiert und versucht dies mit strenge zu überspielen.

,, Mit wem haben sie telefoniert?" Arabella geht noch nichtmal auf ihre Frage ein. Wieso auch? Damit sie sie anlügen kann?

,, Ich habe zuerst gefragt.", erwidert Martha zickig.

Arabella lacht humorlos auf. Sie kann sich denken, mit wem sie telefoniert hat. Zumindest kann sie es auf zwei Personen beschränken.

,, Machen wir einen Deal.", schlägt Arabella mit einem Grinsen vor. ,, Sie lassen mich kurz telefonieren und ich bin die perfekte Insassin."

,, Nein.", schlägt Martha das Angebot sofort aus und versucht weiterhin ihre Unsicherheit mit Strenge zu überspielen.

Arabella zuckt mit den Schultern und bereitet sich auf Plan B vor. Ohne weiteres drängt sie sich an Martha vorbei, greift in ihre Kitteltasche und fischt ihr Handy heraus. Natürlich ohne das Martha es merkt.

,, Bringen sie mich einfach in mein Zimmer zurück.", zischt Arabella dann genervt und steckt sich das Handy in ihre Hosentasche.

Augenverdrehend drängt sich nun Martha an ihr vorbei und läuft stampfend den Flur entlang. Arabella folgt ihr mit einem riesigen Zahnpastalächeln auf den Lippen.

,, Deine Therapie fängt morgen direkt nach dem Frühstück an. Also, sei vorbereitet." Mit diesen Worten zieht Martha die Tür hinter sich zu und das allbekannte 'Klick' ertönt.

Ohne weiter zu zögern holt sie das Handy aus ihrer Hosentasche und wählt Damien's Nummer. Sie kennt sie mittlerweile auswendig. Fast täglich starrte sie diese Zahlenanordnung an, sie rief sie niemals an.

Doch heute ist es anders.

Es klingelt drei Mal bis sich die allzu bekannte Stimme am anderen Ende meldet.

,, Hallo?"

,, Wer ist da?"

,, Damien.", haucht Arabella in den Hörer. ,, Hör mir zu-"

__________________

Ich weiß nicht, ob ich Sonntag updaten kann. Also wird das Update vorgezogen. Schönes Wochenende noch!

His Empire ✔Where stories live. Discover now