35|Widerlicher metallischer Geschmack

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Damien steht an seinem Auto. Zigarette in einer und ein Feuerzeug in der anderen Hand. Er wollte das beruhigende Nikotin in seinen Adern, in seinem Blut, spüren. Gleichzeitig wollte er warten. Er möchte seine letzte Zigarette der Marbolo-Schachtel als Siegerzigarette rauchen. Heute würde er, nach all den Jahren, als Gewinner da stehen. Es würde ein Ende haben. Nach einer halben Ewigkeit nach ihrem Tot. 

Der schwarze Mustang kam leise und langsam angefahren. Damien konnte Liam's Gesichtsausdruck genau sehen; seine Empfindungen. Wut, Mut und Angst. Damien kann sich vorstellen, dass er nicht sterben möchte. Jedoch hatte Liam es sich nicht anders ausgesucht. Er hätte einfach seine Familie nehmen und verschwinden können. Aber er wollte Rache. 

Langsam steigt Liam aus seinem Auto aus. Damien beobachtet ihn genau. Jede einzelne Bewegung wir genauestens studiert und interpretiert. 

,, Damien.", begrüßt ihn Liam diesmal ohne den ganzen Hohn in seiner Stimme. Er versucht sich so groß wie möglich, gerade Haltung, ernster Gesichtsausdruck. Seine Mimik strahlt Stärke und Mut aus. Jedoch erzählen seine Augen eine ganz andere Geschichte. Angst, Reue und Selbsthass. 

Auf Damien's Lippen bildet sich ein Lächeln. Er verspottet Liam innerlich und drückt sich von seinem Auto ab, lässt die Zigarette und das Feuerzeug in seinen Jackentaschen verschwinden. Liam beobachtet Damien dabei. Jedoch nicht so genau wie ihn Damien beobachtet hat. 

,, Wie willst du sterben, Liam? Hast du dir das so vorgestellt?", fragt Damien amüsiert und bleibt drei Meter vor Liam stehen.

Liam's Mimik ändert sich nicht. Er versucht weiterhin mutig zu sein und sich nicht von Damien einschüchtern zu lassen. 

,, Das solltest du dich fragen.", erwidert Liam mit einem verschmitzten Lächeln und verspürt in der Sekunde, wo er seine Antwort gegeben hat, einen stechenden Schmerz im Gesicht. 

Schmerzerfüllt stöhnt er auf und versucht sich weiterhin in einer aufrechten Position zu halten, obwohl er sich am liebsten hinsetzen möchte. 

Damien hingegen spürt keinen Schmerz in seiner Faust. Die einzige Emotion die er gerade spürt ist Genugtuung; sein Lächeln wird breiter.

,, Wir können es so machen, du sagst mir, wo meine Frau und mein Sohn sind und du stirbst schnell. Wenn du aber weiter deine dämlichen Klugscheißer-Sprüche verkünden willst, können wir zu dem Ort fahren, wo deine Schwester war und uns dort weiter unterhalten. Die zweite Möglichkeit ist natürlich auch mit dem Standort meiner Familie und Schmerzen verknüpft.", erklärt Damien bedrohlich und boxt Liam in den Magen. 

Stöhnend lässt sich Liam auf die Knie fallen und versucht angestrengt sich nicht zu übergeben. 

,, Entscheide, Liam.", fordert Damien lautstark und schlägt Liam noch einmal mit der Faust ins Gesicht. 

Liam schmeckt den widerlichen metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund und spukt vor sich auf den Boden. Wie vermutet ist es Blut und kein Speichel. 

Damien beobachtet das Geschehen vor seinen Füßen amüsiert. Am liebsten hätte er weitergemacht, jedoch brauchte er noch eine Information von ihn, sodass er wohl oder übel kurzzeitig aufhören muss. 

Mit ernster Miene kniet Damien sich, darauf bedacht nicht in die Blutspuke zu geraten, vor Liam hin und schaut ihn in die Augen. 

,, Also, Liamlein, wo ist meine Frau und mein Sohn?", fragt Damien nun nett und legt Liam seine Hand auf die Schulter.  

,, Weißt du, dass deine Frau freiwillig mit mir gegangen ist? Ich habe sie nicht gezwungen.", erwidert Liam mit einem Lächeln auf den Lippen und bereitet sich mental auf den nächsten Schlag vor. 

,, Du hast sie bedroht. Sie wäre niemals freiwillig mit dir mitgegangen.", sagt Damien aggressiv und nimmt seine Hand von Liam's Schulter. 

Liam steht schwerfällig vom Asphalt auf und wischt sich über den Mund. Ohne groß nach zu denken setzt er zu einem Schlag an und erwischt Damien am Kiefer. 

Damien stolpert einige Schritte nach hinten und hält sich den Kiefer. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und die Atmosphäre wird unangenehmer als so schon. 

,, Hoffentlich weißt du, dass das gerade eine Dummheit war.", fängt Damien an und bewegt seinen Kiefer nach links und rechts um zuschauen, ob er ausgerenkt ist. ,, Ich weiß, wo deine Familie ist."

,, Lüge. Du weißt nichtmal, wo deine Familie ist.", erwidert Liam vorlaut. 

,, Venezuela.", sagt Damien ohne weiteren Kontext und setzt sich in Bewegung, um in Liam's Auto zu steigen. 

,, Wohin gehst du, du verdammter Mistkerl?", ruft Liam außer sich und dreht sich zu Damien um, der gerade in seinen Wagen eingestiegen ist. 

,, Etwas in deinem Navigationssystem nachgucken. Das tolle, und gleichzeitig dumme, an diesen Dingern ist, man kann nachschauen, woher man kommt.", erklärt Damien während er diese Information im Navi abruft. Nachdem er diese bekommen hat, steigt er wieder aus und geht auf Liam zu. ,, Man sollte sich niemals an einem fremden Ort mit jemanden treffen, wenn man seine Familie entführt hat. Mann kann einen dann so leicht zurückverfolgen."

Bevor Liam etwas erwidern kann, schlägt Damien ihn K.O. Grinsend holt Damien sein Handy aus seiner Hosentasche und öffnet den Chat mit seinem Bruder. Schnell schreibt er Elija, wo er ist und dass er Liam abholen soll und steckt, nachdem er eine Antwort bekommen hat, das Handy wieder weg. 

Triumphierend holt er die Zigarette und das Feuerzeug aus seiner Jackentasche, steckt sich die Zigarette zwischen die Lippen und zündet diese dann mit dem Feuerzeug an. Genüsslich zieht er am Filter und inhaliert den giftigen Rauch des krebserregenden Stängels. 

Auf diesen Augenblick hat Damien jahrelang gewartet. Nun wird er seine Rache bekommen. Endlich kann er mit ihr abschließen. 

Nach zwanzig Minuten sieht Damien, wie sein Bruder angefahren kommt. Elija ist jedoch nicht alleine gekommen. 

,, Was will er hier?", fragt Damien irritiert und mustert Colin, den besten Freund seines Bruders. 

,, Er soll Liam's Wagen fahren. Wäre ziemlich dumm, Liam's Wagen am Straßenrand stehen zu lassen und da ich mein Auto fahre und du deins musste ich eben irgendwen mitbringen.", erklärt Elija leicht genervt und verdreht seine Augen. 

,, Solange er die klappe hält ist es mir egal.", murmelt Damien. ,, Der Schlüssel steckt übrigens."

,, Ist er tot?", fragt Colin leicht schockiert und schaut Damien mit riesigen Augen an. 

,, Noch nicht.", erwidert er und geht auf ihn zu. ,, Aber du wirst kein Wort zu niemanden hierüber verlieren, verstanden?"

Eingeschüchtert nickt Colin. ,, Verstanden."

,, Hör auf Colin zu verängstigen und fahr deine Frau und dein Kind abholen."

His Empire ✔Where stories live. Discover now