zwanzig

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Ich klingelte an der Haustür und wippte mit meinem Bein nervös. Ich frag mich manchmal echt wieso ich immer so naiv bin, aber meine verdammte Neugier gewinnt immer.

Immer.

Nachdem ich Rico begegnet bin, habe ich zwei Tage lang überlegt, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Ich will die Wahrheit wissen und ich will wissen, wieso er es getan hat. Also habe ich mich dummerweise beschlossen zu ihm zu gehen. Ich weiß, ich bin dumm aber was soll's. Wenn er mich nicht umbringt dann sterbe ich sowieso wegen meiner Neugier. Als die Tür für eine lange Zeit nicht geöffnet wurde und ich dabei war mich wieder
umzudrehen, wurde die Tür doch geöffnet. Ein nasser, mit nur einem Handtuch bedeckter Ricardo machte die Tür auf. Erst sah er genervt aus aber als er mich sah, schaute er mich überrascht an. Sein Körper lenkte mich so ab, dass ich nicht mal in Stande war zu reden.

„Mariah?", holte mich Ricardo wieder auf die Welt zurück. Beschämt, richtete ich meinen Blick von seinem Bauch auf seine Augen und spürte wie ich rot wurde.

Verdammt nochmal, sein gutgebauter Körper!

„Ehm... Ich komm ein anderes Mal. Du bist ja beschäftigt.", sagte ich und drehte mich wieder um.
Aber Ricardo hielt mich am Arm fest und drehte mich zu ihm.

„Komm rein. Ich zieh mich sofort an." Ich nickte nur und betrat nach ihm die Villa.

„Warte hier.", sagte er und sprintete dann die Treppen hoch. Ich seufzte verzweifelt und ging ins Wohnzimmer.

Mache ich gerade einen gewaltigen Fehler?

In den fünf Minuten wo Ricardo sich anzog, sah ich mir Kinderfotos von ihm und Caro an, die auf einem Regal standen. Ich nahm mir einen in die Hand wo Ricardo wahrscheinlich erst noch fünf war und süß in die Kamera lächelte. Wer hätte gedacht das aus diesem Jungen zu dem Jungen von heute wird.

„Ich war schon ein süßes Kind.", sagte plötzlich Ricardo hinter mir. Ich legte das Bild wieder an seine Stelle und drehte mich zu ihm um. Er hatte sich eine Jogginghose und ein weißes T-Shirt angezogen und seine Haare waren noch nass.

„Caro war noch süßes.", sagte ich als Provokation und ging an ihm vorbei. Er hielt sich an der Brust fest und tat so als ob es dort schmerzen würde. Was ehrlich gesagt ziemlich dämlich aussah.

„Du hast mir gerade das Herz gebrochen.", sagte er und schmollte.

„Und du hast jemanden ins Herz geschossen.", sagte ich und sah ihm kalt in die Augen. Ricardo hörte auf zu schmollen und sein Blick wurde ernster.

„Mariah, ich hoffe du weißt, dass es kein zurück mehr gibt. Also hast du die Chance jetzt zu verschwinden oder du erfährst die Wahrheit.", sagte er ernst. Ich trat einen Schritt näher zu ihm und sah zu ihm hoch, da er mindesten eineinhalb Kopf größer als ich war.

„Ich will es wissen, Ricardo.", sagte ich so selbstbewusst wie ich nur konnte. Er seufzte und nickte dann.

„Folg mir!" Er verließ das Wohnzimmer und ich ging ihm verwirrt hinterher. Im großen Flur, was wahrscheinlich größer als die Wohnung meiner Mutter ist, stoppte er. Er schloss eine Tür auf, welches einigermaßen versteckt war. Er öffnete die Tür und man sah Treppen, die in die Dunkelheit führten. Skeptisch sah ich erst die Treppen, die in den Keller führten, an, dann Ricardo. Er verdeutlichte mir, dass ich hereingehen sollte aber ich zögerte.

„Ich werd dich schon nicht unten foltern.", sagte er und machte doch den ersten Schritt. Er ging durch die Tür und ich folgte ihm. Unten war es dunkel und kalt, bis Ricardo den Lichtschalter tätigte.

„Hier entlang.", sagte er und wir gingen einen Flur entlang. Ricardo blieb bei einer Tür am Ende des Ganges stehen und öffnete dann diese. Als ich sah, was da war, stockte mir der Atem. Kampfanlagen, Boxsäcke, Waffen und vieles mehr.

„Willkommen in meiner Welt."

Er ging in den Raum rein und sah um sich.

„Was ist das hier alles?", fragte ich nach.

„Seit dem ich ein kleines Kind bin, werde ich trainiert. Mir wurde nicht nur das Alphabet beigebracht, sondern auch wie man kämpft.", erzählte mir Ricardo.

„Nicht nur das Kämpfen. Auch das Umgehen mit Waffen und das Verhandeln, ist ein wichtiger Teil."
Er ging an ein Regal, wo viele Waffen aufgelagert waren und nahm eine in die Hand.

„Ich war nicht interessiert in Autos und Videospielen. Nein, ich wollte nur noch diese Waffe in der Hand halten.", erzählte er mir und legte wieder die Waffe weg.

„Wieso?", war das einzige, was mir in den Kopf ging.
Wieso bringt man sowas einem kleinen Kind bei. Ich dachte immer Carolins Eltern wären normale stinkreiche Eltern. Hatte Carolin auch so eine Kindheit?

Ricardo kam wieder auf mich zu, weshalb ich einen Schritt zurücktrat.

„Du musst keine Angst vor mir haben, Mariah. Du solltest langsam bemerken, dass ich dir niemals was antun würde.", sagte er sanft.

„Und woher kann ich dir vertrauen. Nicht jeder vertrauensvoller Mensch hat so ein Waffenlager im Keller!"

„Tja, ein Mafiaboss schon."

Geschockt sah ich ihn an. Das ist doch nicht sein Ernst?!

„Du verarschst mich.", sagte ich und trat wieder einen Schritt nach hinten.

„Du wolltest die Wahrheit wissen, Mariah. Hier ist die Wahrheit! Ich leite eine Gruppe, welche mit Drogen dealt und weiterleitet. Ich bin der Junge aus der Schule, mit dem man sich nicht anlegen sollte. Ich bin der Sohn eines Mafiabosses und irgendwann werde ich die Mafia meines Vaters leiten!"

Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, schwieg ich. Ich bin gerade in einem Raum mit einem zukünftigen Mafiaboss. Ricardo, der große Bruder meiner Freundin, der heiße Badboy aus meiner Schule, der Junge mit Mafia Eltern.

„Wieso vertraust du mir das an? Hast du keine Angst, dass ich in die nächstgelegene Polizeistation renne und dich und deine Familie verrate?", fragte ich ihn. Ricardo lachte leise auf und schmunzelte mich an.

„Hättest du mich verraten wollen, hättest du es schon längst gemacht. Ich weiß, dass du keine Verräterin bist.", sagte er und kam mir wieder näher.

„Was macht dich so sicher?" Der Junge riskiert die Identität seines Vaters. Meinetwegen.

„Weil ich weiß, dass tief in deinem Inneren, du etwas für mich empfindest.", sagte er selbstbewusst. Mit großen Augen sah ich ihn an und zeigte ihm den Vogel.

„Du spinnst doch!", damit drehte ich mich um und lief ganz schnell wieder nach oben. Als ich gerade die Haustür aufmachen wollte, stoppte mich Ricardo.

„Keine Sorge, euer Geheimnis ist sicher, solange du dich von mir fern hält's. Ich will nichts mit der Sache zu tun haben.", befahl ich ihm und sah ihm streng in die Augen.

„Willst du nicht wissen, wer es war?", fragte er mich, woraufhin ich ihn verwirrt ansah.

„Er wollte dich umbringen, Mariah. Und entweder er würde sterben oder du. Ich hatte keine andere Wahl, Mariah. Du warst in Gefahr.", redete er weiter.

„Was meinst du?"

„Ich hab Leonardo erschossen. Für dich!"

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