vierunddreißig

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Ich öffnete langsam meine Augen und erblickte sofort einen schlafenden Ricardo neben mir. Er schlief seelenruhig während sein rechter Arm um mich lag. Ich seufzte zufrieden auf und schmiegte mich näher an ihm ran. 

„Guten Morgen.", ertönte seine verschlafene und tiefe Stimme plötzlich. Ich lächelte und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht.

„Guten Morgen.", sagte ich ebenfalls und er öffnete daraufhin seine Augen.

„Ich könnte mich an diesem Anblick jeden Morgen gewöhnen.", sagte er dann und gab mir einen leichten Kuss an meinem Hals, weshalb ich auf kicherte. 

„Wir müssen aufstehen.", sagte ich und wollte aufstehen aber Ricardo zog mich an meinem Arm wieder zurück.

„Noch nicht. Ich will schlafen.", sagte er nörgelnd und umarmte mich so fest wie möglich, damit ich ja auch nicht aufstehen konnte. 

„Wir müssen aber in die Schule. Ich schreib eine wichtige Klausur heute. Ich darf sie nicht verpassen.", sagte ich, weshalb er genervt aufseufzte.

„Glaub mir, ich bin auch nicht davon begeistert.", sagte ich dann und schmollte dabei leicht auf. 

„Wir haben bestimmt noch Zeit. Wie viel Uhr ist es?", fragte Ricardo und rieb sich währenddessen die Augen. 

„Wahrscheinlich sieben Uhr.", sagte ich und beugte mich rüber zum Nachttisch, da dort mein Handy lag. Als ich auf die Uhrzeit sah, schreckte ich erschrocken auf, weshalb mich Ricardo verwirrt ansah.

„Verdammt! Es ist schon bald zehn.", sagte ich aufgebracht und stürzte aus dem Bett.

„Los! Steh auf.", befahl ich Ricardo und versuchte ihn am Arm hochzuziehen. Er aber bewegte sich nicht mal einen Zentimeter und sah mich nur belustigt an.

„Was versuchst du?", fragte er lachend, weil ich ihn einfach nicht hochziehen konnte. Ich boxte ihm daraufhin auf die Schulter und konnte selber nicht mein Lächeln unterdrücken.

„Du bist auch so fett wie ein Stein.", sagte ich und stürmte dann in das Badezimmer von Ricardos Zimmer. Also diesen Luxus, ein eigenes Bad im Zimmer zu haben, hätte ich auch gerne. Ich wusch mir sofort das Gesicht und kämmte mir die Haare mit Ricardos Kamm. Auch Ricardo kam schlapp ins Bad und holte seine Zahnbürste raus und für mich holte er eine Neue raus und zusammen putzen wir unsere Zähne.

„Was ist eigentlich mit Carolin?," fragt ich mit vollem Mund und zusammen mit der Zahnbürste lief ich schnell in Carolins Zimmer, um dann festzustellen, dass sie nicht da war. Diese kleine Göre ist in die Schule gegangen, ohne uns aufzuwecken. Als ich in Ricardos Zimmer zurückkam, war er gerade dabei sich ein neues T-Shirt anzuziehen. Während ich meinen Mund ausspülte, beobachtete mich Ricardo belustigt am Türrahmen.

„Du kannst dir was von mir ausleihen.", bat er mir an und ich sah mich im Spiegel an. Mit Ricardos Jogginghose und Pulli, die ich über die Nacht anhatte, konnte ich schlecht in die Schule gehen. Ich nickte und ging dann rüber zu seinem Kleiderschrank.

„Während du dich umziehst, bin ich schonmal unten.", sagte Ricardo mir Bescheid und ich nickte. Bevor er aber aus dem Zimmer ging, gab er mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Ohne lange zu überlegen, nahm ich einen sehr großen T-Shirt von Ricardo in die Hand, welches ihm sogar zu groß war und zog es mir über. Dann fand ich weiße Socken und zog sie mir bis zu den Knien hoch. Das T-Shirt sah an mir wie ein Kleid aus und die Socken passten perfekt mit dem weißen Sneaker, die ich dabei hatte. Dann eilte ich die Treppen runter und entdeckte Ricardo in der Küche. Er war dabei zwei Brötchen mit Nutella zu machen. Als er mich sah, fing er sofort an zu lächeln, nahm die Brötchen in die Hand und kam zu mir rüber.

„Du siehst umwerfend aus.", sagte er und küsste mich.

„Danke.", sagte ich lächelnd. Er übergab mir ein Brötchen und Hand in Hand liefen wir in die Garage. Dort setzten wir uns in sein Auto und sofort startete er den Motor und fuhr zur Schule. Während er fuhr, half ich ihm sein Brötchen zu essen, indem ich es ihm zuhielt und er reinbiss. 

„Wieso ist bei euch niemand zu Hause gewesen?", fragte ich neugierig nach und biss selber in mein Brötchen.

„Meine Eltern sind auf Reisen für ne Woche und unsere Köchin hat Urlaub. Weshalb ich auch gezwungen war die Brötchen zu machen.", sagte er und ich lachte auf. Er sah dann lächelnd zu mir rüber und nahm meine Hand in seine Hand und drückte einen leichten Kuss auf meinen Handrücken.

„Ricardo, schau auf die Straße bevor du einen Unfall baust.", sagte ich lachend.

„Aber deine Schönheit lenkt mich ab. Ich kann nichts dafür.", sagte er schmollend und sah dann wieder auf die Straße. Ich schüttelte belustigt meinen Kopf. An der Schule angekommen, parkte Ricardo sein Auto an dieselbe Stelle, wo er sie immer parkt. Da die Schule gerade Pause hatte, standen viele Schüler auf dem Pausenhof und sahen zu uns rüber. Vor einer Woche habe ich meine Mitschüler noch angeschnauzt, da sie dachten, dass ich mit Ricardo ein Paar wäre. Jetzt kreuzten wir zusammen auf und ich habe seine Sachen an. Wenn das nicht für Gesprächsthemen führen wird, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

„Scheiße! Die Klausur beginnt in fünf Minuten.", sagte ich während ich auf meine Handyuhr sah. 

„Schon gut.", sagte Ricardo dann belustigt und stieg mit einem fetten Grinsen aus dem Auto. Ich tat dasselbe und sofort lagen viele geschockten Blicke auf uns. Ich versuchte sie aber gekonnt zu ignorieren. Ricardo kam zu mir rüber und hielt sofort meine Hand. Händchen haltend liefen wir den Pausenhof runter während gefühlt jeder uns anstarrte. Ricardo machte diese Aufmerksamkeit nichts aus, während ich mich mehr als nur Unwohl fühlte. Zusammen liefen wir zu meinem Spind und während ich meine Bücher suchte, beobachtete mich Ricardo dabei. Plötzlich hörte ich ein Räuspern hinter mir und ich drehte mich verwirrt um. Eine wütende Luisa stand vor mir.

„Dürfte ich mal fragen, wieso ich die Letzte bin, die davon mitbekommt.", sagte sie sauer und zeigte auf mich und Ricardo. Ich zuckte mit meinen Schultern und schloss meinen Spind zu.

„Tut mir leid.", entschuldigte ich mich, worauf sie dann leicht lächelte.

„Ricardo, obwohl du mir höllisch Angst machst, werde ich dich eigenhändig umbringen, falls du ihr Herz wieder brichst.", sagte sie streng und gab ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.

„Aua.", sagte Ricardo schmollend und hielt sich an die Stelle. Kopfschüttelnd und lachend sah ich die beiden an.

„Wisst ihr eigentlich was mit Tyler und seinen Freunden passiert ist?", fragte uns Luisa und ich spannte mich bei seinem Namen an.

„Was denn?", fragte ich neugierig nach und sah dann Ricardo an, der meinen Blick mied.

„Na, er und seine Freunde wurden gestern total demoliert und verletzt aufgefunden.", sagte sie. 

„Und das krasse kommt jetzt. Gegen denen liegt eine Strafanzeige hervor. Sie sollen anscheinend junge Mädchen angelockt haben und mit ihnen krumme Dinge angestellt haben. Und das mehrmals. Es gibt anscheinend auch Beweise.", erzählte Luisa. Ich war total geschockt und konnte nicht ein Wort mehr rausbringen. Das, was sie mit mir vorhatten, haben sie schon mehrmals gemacht? Solche Schweine! 

„Ich muss dann los. Schön dass ihr endlich zusammen seid.", sagte Luisa, umarmte mich kurz und verschwand dann. Als sie weg war, drehte ich mich zu Ricardo um.

„Deshalb bist du so spät nach Hause mit einem demoliertem Gesicht gekommen!", sagte ich entsetzt und blickte ihn mit großen Augen an.

„Diese Schweine haben es verdient windelweich geprügelt zu werden. Niemand tut etwas meinem Mädchen an.", sagte er und strich sich wütend durch seine Haare. Ich drückte ihm einen Kuss auf dem Mund und hielt dabei seine Wange mit meiner Hand.

„Danke.", sagte ich nach dem Kuss und blickte ihn lächelnd an. Die Klingel ertönte dann, weshalb ich mich von Ricardo sofort trennen musste.

„Man sieht sich dann in der Pause.", sagte ich und entfernte mich von ihm.

„Viel Erfolg bei deiner Klausur.", schrie er mir hinterher während ich den Gang runterlief. Ich drehte mich um, gab ihm einen Luftkuss und bog dann an einer Ecke ab.  

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