BONUS (7) ENDE

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Ricardo

„Nochmal mein Beileid.", sagte eine Freundin meiner Mutter und verabschiedete sich dann mit ihrem Mann und ging.

Nach der Beerdigung kam jeder zu unserem Haus um nochmal was zusammen zu trinken und zu essen. Gerade gingen die meisten schon und es wurde zum Glück etwas ruhiger hier. Mein Kopf platzte und brummte die ganze Zeit, was an dem ganzen Alkohol in der Hütte liegt.

Da es mir zu stickig wurde ging ich den Garten und trat in die kalte Nachtluft. Es wird bald Mitternacht weswegen die Sterne sich schon blicken lassen haben. Ich blickte auf den Pool und atmete die frische Luft ein. Meine Gedanken lenkten sich sofort zu Mariah und ich konnte auch an nichts an was anderes denken. Dieses Mädchen schafft es immer wieder mich aufs neue durcheinander zu bringen. Ihre wunderschönen Augen und ihr bezauberndes Lächeln will einfach nicht aus meinem Kopf gehen. Auch wenn es nur zwei Monate waren habe ich ihre Stimme und ihre Wärme so unglaublich vermisst.

Die ganze Beerdigung lang blieb sie bei mir und hielt mich an der Hand. Ihre Berührung brachte mir so viel Kraft dass ich Angst hatte dass sie es wieder los lässt.

Das ich ein ziemliches Arschloch bin, das weiß ich auch. Denn als Mariah mich verlassen hatte, erkannte ich mich selber nicht mehr. Mein Alltag bestand ab dann nur noch aus Drogen und Alkohol. Meine Familie und Freunde hatte ich vernachlässigt und hab mich abgegrenzt. Ich verfiel in eine Depression die ich einfach nicht los wurde. Und als dann mein Vater starb verlor ich mich komplett. Ich hatte seither kein einziges Mal gelacht. Kein einziges Mal habe ich seither wieder Glück erlebt. Dazu kommt noch dass viel Druck und Erwartungen auf mir liefen. Zwar wollte ich immer die Geschäfte meines Vaters übernehmen aber nicht jetzt sofort. Es war nicht geplant es jetzt schon zu übernehmen. Aber da mein Vater nicht da ist, liegt es wohl an mir volle Verantwortung zu zeigen.

Aber jetzt wo Mariah wieder da ist, habe ich Hoffnung. Vielleicht ist es nur Einbildung aber ich glaube daran dass sie wieder zu mir zurück kehrt. Sonst bin ich für immer verloren. Denn sie ist meine einzige Hoffnung. Und das wird sie auch nur bleiben.

„Wie fühlst du dich.", sagte Mariah und stellte sich plötzlich neben mich. Ihre Haare waren zu einem Zopf hochgebunden und sie hatte ein schwarzes Kleid an. Immer wieder aufs Neue bewundere ich ihre atemberaubende Schönheit.

„Ich will nur noch weg. Weit weg.", sagte ich seufzend und blickte wieder auf den Pool. Mariah nahm meine Hand und drückte es fest zu. Ich sah sie wieder an und sie lächelte mich ermutigend an.

„Würdest du mir glauben wenn ich dir sagen würde dass alles wieder gut werden wird.", sagte sie und streichelte mit dem Daumen über meine Hand. Ich drehte mich zu ihr um und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

„Wenn du an meiner Seite bleibst.", sagte ich und sie grinste leicht. Dann nickte sie und legte ihre Arme um meinem Hals. Ich drückte sie näher zu mich und atmete ihr liebliches Geruch ein.

„Für immer.", flüsterte sie mir ins Ohr worauf ich meine Augen schloss.

„Für immer."

————-

Nach 20 Jahren

„Kann es sein dass du irgendwie bei der Geburt auf dem Kopf gelandet bist?", sagte Julia und sah ihren großen Bruder sauer an.

„Nicht so sehr wie du, wie es aussieht. Denn ich bin nicht derjenige der mit diesem Stock die ganze Zeit telefoniert.", sagte James und hielt Julias Handy hoch. Diese wurde nur noch wütender und versuchte es von ihm wieder zurück zu bekommen.

„Erstmal heißt er Paulo und zweitens hat er mehr Muskeln als du es jemals haben wirst.", sagte sie und kniff ihre Augen zusammen. Während die beiden immer noch weiter stritten deckte ich kopfschüttelnd den Gartentisch mit Tellern zu.

„Deren Streitigkeiten gehen mir so auf den Sack.", sagte Marcus und seufzte genervt aus. Marcus ist mein letztes Kind und tut mir manchmal echt leid. Da Julia und James Zwillinge sind muss er immer die Streitigkeiten von denen ertragen.

„Wann kommt eigentlich pàpà?", fragte er und setzte sich auf eines der Stühle hin.

„Müsste auf dem Weg sein.", sagte ich und zuckte leicht mit den Schultern.

„Kannst du bitte das Besteck verteilen.", bat ich ihn und zeigte auf das Besteck.

„Julia soll es doch machen. Sie ist das Mädchen im Haus.", sagte er und zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte ich gehofft dass Julia es nicht gehört hat aber unsere kleine Feministin hört alles in einem Radar von Kilometern.

„Das ist mal schon wieder typisch Marcus. Die ganze Arbeit erwartet er von den Frauen.", sagte sie und kam zu uns gelaufen.

„Ach, sei leise.", sagte Marcus und nahm sein Handy raus.

Plötzlich klingelte das Handy von Julia, worauf sie sich wieder zu James umdrehte da er das Handy immer noch hielt.

„James, geh nicht ran! Ich bring dich um wenn du rangehst!", sagte sie mahnend aber er hörte nicht auf sie und rannte los. Sofort rannte Julia ihm hinterher und eine wilde Verfolgungsjagd entstand.

„Bin wieder da.", sagte plötzlich Ricardo und umarmte mich von hinten. Als er mir leichte Küsste auf meinem Schulter verteilte, musste ich leicht anfangen zu grinsen.

„Macht das wo anders.", sagte Marcus angeekelt woraufhin mich Ricardo wieder los ließ. Er wuschelte durch die Haare unseres Sohnes und setzte sich auf den Stuhl neben ihm.

„Weswegen streiten die sich wieder?", fragte Ricardo und zog sein Jacket aus.

„Wegen einem Typen mit dem Julia die ganze telefoniert.", sagte Marcus und Ricardo nickte verstehend.

„Kommt jetzt zum Essen!", schrie ich die an. Schimpfend kamen sie dann auch zum Essen und saßen sich hin.

Während ich das Essen verteilte diskutierten sie weiter und schafften es einfach nicht sich zu verstehen.

„Könnt ihr das nach dem Essen ausdiskutieren?", fragte ich und sie stimmten dann endlich zu.

Nachdem Essen gingen die Kinder aufs Zimmer und Ricardo half mir den Tisch wieder aufzuräumen. Danach setzten wir uns auf eine Bank im Garten und Arm in Arm sahen wir uns die Sterne an.

„Ich liebe dich.", sagte er und küsste meine Handoberfläche. Ich seufzte glücklich und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

„Ich dich auch."

Ende

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