sechsunddreißig

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„Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.",sagte Ricardo und versuchte sich das Lachen zu verkneifen. Gerade sitzen wir im Diner, wo sich später Carolin und Cole treffen werden. Ricardo und ich sind schon mal früher gekommen, damit Cole uns nicht reinkommen sieht. Und damit man mich ja auch nicht wieder erkennt, habe ich mich wie ein Junge gekleidet. Das bedeutet ein Pulli von Ricardo, eine graue Jogginghose und dazu habe ich mir einen Bart gemalt. Eigentlich ist es total unnötig, dass ich mich so aufgerichtet habe, aber ich fand's witzig. Ich bin wohl nicht der Einzige, der es fand, da als Ricardo mich abholen kam, er erstmal fünf im Minuten lang im Auto sich den Arsch abgelacht hat.

„Was? Ich finde der Bart steht mir.", sagte ich und tat so als ob ich meinen Bart streicheln würde. Dadurch fing Ricardo wieder an zu lachen und schüttelte ungläubig seinen Kopf.

„Du bist verrückt.", sagte er lachend und blickte mich dabei belustigt an.

„Verrückt nach dir, Baby.", sagte ich während ich meine Stimme tiefer stellte. Dann machte ich mich breit und zwinkerte ihm zu. Also die Rolle eines Jungen spiele ich mehr als nur gut. Ricardo sah mich geschockt an und ignorierte einfach meine Anmache.

„Wann kommen die beiden überhaupt?", wechselte er das Thema und blickte auf seine Uhr runter.

„Müssten eigentlich gleich da sein.", sagte ich schulterzuckend. Nach einiger Zeit kam die Bedienung und das arme Mädchen war so verwirrt, da sie nur auf meinem Bart fokussiert war.

„Ehm... Was kann ich ihnen bringen?", fragte sie, nachdem sie ihren Blick von mir lösen konnte. Stattdessen aber gab sie ihre volle Aufmerksamkeit meinem Freund, was mir ganz und gar nicht gefiel. Sie lächelte ihn schmutzig an und ihre vollen Haaren schmiss sie nach hinten. Hallo?! Auch wenn ich hier wie ein Idiot sitze, heißt es, nicht dass du meinen Freund anmachen kannst.

„Also mein Freund und ich würden gerne einfach einen Kaffe haben und dazu noch ein Stück Schokokuchen.", sagte ich provozierend und betonte das Wort ‚Freund' mit Absicht. Ungläubig sah sie mich an und zog ihre perfekten Augenbrauen nach oben.

„Dein Freund.", sagte sie lachend und dachte, dass ich einen Witz gemacht hätte. Mein Mund klappte auf und wütend sah ich sie an. Während sie lachend unsere Bestellung aufschrieb, plante ich wie ich sie am besten umbringen konnte.

„Ja, mein Freund. Gibt es da ein Problem?", sagte ich wütend, wodurch ich wieder ihre Aufmerksamkeit bekommen hatte.

„Oh, das war kein Scherz? War nur so verwunderlich, da man nicht immer sieht, dass so jemand wie er...", dann zeigte sie auf Ricardo. „Mit jemanden so wie du zusammen ist", sagte sie provozierend und zeigte auf mich. Da mir das Wasser überkochte, konnte ich mich nicht mehr halten und ich sprang auf. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück. Ich war kurz davor auf sie zuspringen und all ihre blonden Haare zu zerreißen, hätte mich nicht Ricardo im letzten Moment gehalten.

„Beruhig dich.", sagte er leicht schmunzelnd und hielt mich an meiner Hüfte fest. Die blöde Kellnerin machte sich sofort aus dem Staub und erst als sie komplett verschwand, lies er mich wieder los.

„Diese kleine Zicke.", sagte ich wütend und sah bockig zu Ricardo.

„Lach nicht so behindert.", sagte ich wütend und boxte ihm daraufhin auf die Schulter.

„Schon gut.", sagte er und hielt seine Hände hoch. Dann setzte ich mich wieder hin und überkreuzte meine Arme ineinander.

„Also ich finde, dass ich sogar in diesem beschissenem Kostüm viel heißer als sie aussehe.", sagte ich schmollend.

„Glaub mir. Sogar in diesem Kostüm bist du die heißeste unter allen.", sagte Ricardo schmunzelnd. Ich nickte zufrieden auf und strich mir wieder durch meinen angemalten Bart.

RICARDOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt