BONUS (6)

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Ich sah Carolin zu wie sie ihre schwarzen Ballerinas anzog. Dann seufzte sie und blickte traurig in den Spiegel. Heute ist der Tag der Beerdigung und diese würde auch in zwei Stunden los gehen. Gerade bin ich bei Carolin und war dabei als sie sich für die Beerdigung anzog. Ich wollte nicht dass sie alleine ist und da ich sowieso hier gestern eingeschlafen bin, bin ich auch direkt geblieben. Langsam stand ich von ihrem Bett auf und lief zu ihr. Ihre Lippe bebte und sie blickte traurig auf dem Boden. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und sie sah zu mir. Ermutigend lächelte ich sie leicht an, was sie traurig erwiderte.

„Ich bin nicht bereit. Ich bin nicht bereit mich zu verabschieden.", sagte sie und brach in Tränen aus. Sofort nahm ich sie in meine Arme und strich ihr beruhigend auf den Rücken. Ihren Kopf hatte sie auf meine Schulter gelegt und Tränen flossen ihr über ihre Wange. Ich kämpfte mit mir um auch nicht sofort in Tränen auszubrechen. Gestern war sie noch so glücklich und sie jetzt so zu sehen zerbricht mir mein Herz. Dieses Mädchen hat das nicht verdient.

„Du musst dich aber noch nicht verabschieden. Auch wenn du ihn nicht siehst, ist er immer bei dir da. Klingt vielleicht kitschig aber er ist genau hier.", sagte ich und zeigte auf ihr Herz. Sie lachte leicht auf und wischte sich ihre Tränen weg.

„Du musst jetzt stark sein. Für ihn.", sagte ich und sie nickte einverstanden. Ich lächelte sie dann an, nahm ihre schwarze Tasche und übergab es ihr. Sie bedankte sich und gerade wollten wir aus ihrem Zimmer raus als plötzlich Clarissa aufgebracht ins Zimmer gestürzt kam.

„Ricardo ist weg! Er geht auch nicht an sein Handy ran.", sagte sie aufgebracht und sah uns besorgt an.

„Wo könnte er sein?", fragte Carolin verwirrt.

„Ich weiß es nicht aber er darf die Beerdigung nicht verpassen. Aber mein Gefühl sagt dass er genau das vor hat.", sagte Clarissa und strich sich gestresst durch die Haare. Ich überlegte stark als mir was in den Sinn kam.

„Ich glaub, ich weiß wo er ist.", sagte ich und erweckte die Aufmerksamkeit der beiden auf mich.

„Ich bring ihn.", sagte ich entschlossen, umarmte schnell Carolin und stürmte dann aus dem Zimmer. Mit schnellen Schritten lief ich zu dem Auto meiner Mutter mit dem ich hierher gefahren bin und stieg ein. Sofort startete ich den Motor und fuhr schnell davon.

Woher ich weiß wo er ist? Ricardo zeigte lange vor unserer Trennung einen Ort im Waldrand. Er erzählte mir dass er dahin geht wenn er sich mal zurück ziehen will. Wenn er alleine sein will und seine Ruhe haben will. Einmal sind wir dahin gegangen und hatten einen wundervollen Tag zusammen verbracht. Es war eine kleine Hütte, umgeben von Bäumen und abgeschottet. Aber es ist wirklich wunderschön und atemberaubend. Ich bin mir mehr als nur sicher dass er gerade dort ist.

Nach einer langen Fahrt kam ich endlich an und parkte das Auto vor der Hütte. Als ich Ricardos Auto ebenfalls vor der Hütte parken sah seufzte ich erleichtert aus. Ich stieg sofort aus und sprintete zur Tür. Diese öffnete ich, da sie nicht abgeschlossen war und betrat in das Innere. Sofort suchte ich nach ihm und erkannt sein schwarzes Jaget auf dem Sofa. Ich lief weiter und erkannte ihn im Garten. Er war mit dem Rücken zu mir gewandt und hielt mit der einen Hand eine Vodka Flasche. Mit einem Ruck nahm er sich einen Schluck und trank daraus. Plötzlich schrie er auf und schmiss die Flasche mit voller Wucht gegen die Wand. Erschrocken zuckte ich zusammen und meine Kinnlage fiel runter. Schnell rannte ich zu ihm während er mit schmerzender Stimme aufschrie und langsam auf seine Knie fiel. Bei ihm angekommen ging ich ebenfalls auf die Knie und nahm ihn in meine Arme. Weinend schlang er seine langen Armen um mich und schrie seine Seele raus.

„Ich will nicht mehr.", schrie er weinend und krallte sich an meinem Oberteil. Seine Hand blutete wegen einer Scherbe die zerbrach, was er aber garnicht beachtete.

RICARDOWo Geschichten leben. Entdecke jetzt