achtundvierzig

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So lag ich stundenlang in der Kälte. Ohne frische Luft, ohne Wasser und Essen und ohne Hoffnung. Ich versuchte nicht mal wieder an der Tür zu klopfen, da ich schon längst aufgegeben hatte. Das alles wird eh nichts mehr bringen. Ich werde eh sterben. Nicht einmal Tränen konnten fließen, da ich nichts mehr spürte. Ich war wie ausgelöscht und weggeschmissen.
Was wohl Ricardo gerade macht? Ob er durchdreht und überall nach mir sucht? Höchstwahrscheinlich. Aber ob er mich rechtzeitig findet, ist die wesentliche Frage.

Die schwere Tür ging mit einem Ruck auf und ein starker Mann kam in den Keller rein. Genervt stöhnte ich auf und setzte mich auf.

„Und wie sterbe ich? Mit einer Pistole, werde ich erhängt oder lebendig begraben? Ich würde ersteres wählen.", fragte ich ihn und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich will echt nicht wissen, wie ich gerade aussehe. Dieser Gorilla ignorierte mich einfach und zog mich harsch auf den Beinen. Dann zerrte er mich aus dem Keller und ich stolperte ihm die Treppen hoch.

„Kannst auch gerne langsamer laufen. Der Tod rennt nicht von mehr weg. Obwohl ich ihm seh dankbar wäre, wenn er do-...", weiter konnte ich nicht reden, da sich Gorilla wütend umdrehte.

„Kannst du einmal die Fresse halten.", sagte er wütend und drehte sich wieder um. Dann öffnete er eine Tür, die aus dem Keller ins Haus führte. Hier war es deutlich wärmer als dort unten. Ich konnte nicht viel vom Haus erkennen, da ich wieder eine Treppe hochgezerrt wurde. Das was ich erkennen konnte, ist das es eine Hütte im Wald war und das es draußen dunkel war.

„Oh, du kannst ja auch sprechen. Ich bin Mariah und du?", fragte ich ihn, worauf er genervt aufstöhnte. Ich weiß selber nicht wieso ich mich so verhielt aber ich glaub ich versuche die letzten Minuten meines Lebens etwas mit Ironie zu genießen.

„Halt die Fresse.", sagte der nette Herr und blieb vor einer Tür stehen und klopfte.

„Hallo Halt die Fresse. Schöner Name.", sagte ich, doch ohne zu antworten, öffnete er diese Tür und schmiss mich wortwörtlich in das Zimmer rein und knallte die Tür wieder zu.

„Ich dachte wir wären Freunde Halt die Fresse!", schrie ich ihm hinter. Durch eine Lache drehte ich mich erschrocken um und erkannte den Typen mit den grünen Augen. Dieser hatte einen großen Pflaster auf seinem trainierten Körper und er hatte eine Jogginghose an. Davor hatte er einen Anzug an.

„Gefällt dir was du siehst?", fragte er arrogant und grinsend. Genervt rollte ich mit meinen Augen und stellte meine Arme an meiner Hüfte ab.

„Dein totes dich würde mir mehr gefallen.", sagte ich genervt, worauf er wieder anfing zu lachen. Dann kam er mir näher, worauf ich nach hinten trat und auf eine Wand hinter mir stoß. Klischeehafter ging es wohl kaum. Kurz vor mir blieb er stehen und sah mit seinen grünen Augen zu mir runter.

„Ich sollte dich echt nicht überschätzen. Du bist auf jeden Fall mehr in Stande, als du aussiehst.", sagte er beeindruckt.

„Tja, mein Freund hat es mir beigebracht.", sagte ich und betonte das Freund mit Absicht. Er fing an zu lachen und nickte verstehend.

„Was hast du jetzt mit mir vor? Hast du dir schon überlegt wie du mich umbringst?", fragte ich ihn und versuchte ihn mit meinen Händen von mir zu drücken, was aber nicht funktionierte, da er sich nicht einen Meter bewegte. Er fing an zu lachen und schüttelte seinen Kopf.

„Ich werd dich nicht umbringen. Klar, was du getan hast war nicht nett, aber ich hab noch vieles mit dir vor.", erzählte er mir. Irgendwie fiel mir ein Stein aus dem Herz, als ich herausgefunden habe, dass ich doch nicht sterben würde.

„Was meinst du damit?", fragte ich ihn verwirrt. Er fing an zu grinsen und sah mich verträumt an. Da ich seinen Blick nicht mehr ertragen konnte, sah ich weg und erkannte einen gekippten Fenster im Zimmer. Man konnte erkennen das unter diesem Fenster so etwas wie ein Dach gab und man von dort aus runter springen konnte. Dadurch bekam ich eine Idee.

„Ich weiß nicht genau. Vielleicht in eine andere Gegend wohnen, zusammen Essen vorbereiten, zusammen Filme schauen, dich zu verwöhnen und dich glücklich zu machen. Das alles was Ricardo nicht mal ansatzweise in Stande wäre zu tun.", erzählte er mir. Dann stellte er seinen rechten Arm links von mir an die Wand ab und kam mit dem Kopf runter zu mir.

„Ach, ist es so?", flüsterte ich und sah ihm tief in die Augen. Er nickte langsam und leckte sich über die Lippen.

„Wenn es so ist, dann bin ich dabei.", sagte ich und strich mit meinem Finger über seine Brust entlang. Dies gefiel ihm anscheinend, da er anfing breit zu grinsen und mit seinem linken Arm umgriff er meine Hüfte und zog mich zu ihm. Dann drückte er seine Lippen gegen meine und ich erwiderte es. Der Kuss verstärkte sich und meine Hände befanden sich in seinen Haaren wieder.

„Ich will dich. Jetzt.", knurrte er mir ins Ohr und fing an meinen Hals zu küssen.

„Weiß du was du jetzt bekommst?", fragte ich verführerisch und er schüttelte seinen Kopf.

„Das!", schrie ich und stieß mit meinem Knie in seine Kronjuwelen. Mit einem lauten Schrei lies er mich los und stürzte in sich ein. „Mariah!", schrie er vor Schmerz.
Ich nutzte die Chance und stieß ihn von mir weg und rannte zum Fenster und öffnete diese. Und ich hatte Recht. Wenn man auf das Terrassen-Dach klettert und von dort aus springt, kann ich fliehen.

„Ich werd dich finden, Mariah. Egal wie lange es dauert!", schrie er und hielt sich an seinen Juwelen fest.

„Du Psycho.", war das Letzte was ich sagte, bevor ich aus dem Fenster sprang und mit viel Mühe auf dem Boden gelangte. Ich hörte nur, wie er nach seinen Männern rief, weshalb ich anfing zu rennen. Ich rannte in den Wald rein und schaute nicht einmal nach hinten. Ohne einmal zu stoppen, rannte ich zwischen den vielen Bäumen und suchte nach einer Straße. Nach fünf Minuten rennen, fand ich tatsächlich eine Einwegstraße und ging sofort auf sie zu. Dort streckte ich meine Hand raus und hoffte auf eine Mitfahrgelegenheit. Nach paar Autos, die einfach an mir vorbei fuhren, stoppte endlich ein Auto.

Eine Frau, ungefähr dreißig Jahre alt, rollte ihr Fenster runter und sah mich verwirrt an. „Brauchst du Hilfe?", fragte sie und ich nickte. Dann öffnete sie die Autotür und ich stieg sofort ein.

„Du armes Ding. Was machst du hier in der Dunkelheit?", fragte sie besorgt und fuhr weiter.

„Eine sehr lange Geschichte. Dürfte ich bitte ihr Telefon benutzten?", bat ich sie und sie übergab mir ihr Handy.
Ich bedankte mich und gab sofort die Handynummer von Ricardo ein. Nach paar mal Läuten ging er auch endlich ran.

„Ricardo?", fragte ich erleichtert.

>Mariah?<, fragte er verwirrt. >Mariah. Bist du es?<, fragte er wieder.

„Ja ich bin es, Ricardo.", sagte ich überglücklich.

>Heilige Scheiße du lebst. Verdammt, wo bist du? Wo bist du und ich komm sofort.<, sagte er erleichtert und besorgt zugleich.

Sofort wandte ich mich wieder zu der Frau und fragte wo wir eigentlich waren. Erst war sie deutlich verwirrt aber sie sagte mir letztendlich die Stadt. Ricardo meinte dann das die Frau mich zum Bahnhof bringen sollte und er mich dann von dort abholen würde. Am Telefon erzählte er mir wie er nach mir überall gesucht hatte und wie er ausgerastet ist, als er dieses Foto von mir gesehen hatte. Ich konnte ihm nicht erzählen was derzeit mir passiert ist, da die Frau ja neben mir saß und alles hören würde. Die arme Frau ist sowieso total durcheinander und weiß nicht was ab geht.

Am Bahnhof bedankte ich mich herzlich bei ihr und sie fuhr dann weiter. Meine Augen suchten sofort nach Ricardos Auto aber ich fand ihn weit und breit nirgends.

„Mariah!", schrie plötzlich mir eine bekannte Stimme und ich drehte mich glücklich um. Ricardo kam zu mir gerannt und als ich ihn sah, fing ich an vor Glück zu weinen. Ich lief ihm entgegen und als er bei mir war, nahm er mich sofort in die Arme und lies mich nicht los. Ich genoss seine Wärme und nahm seinen Duft ein.

„Mariah.", sagte Ricardo erleichtert und küsste meine Stirn.

„Ricardo."

RICARDOTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon