einundvierzig

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„Wie wärs mit wenn ich hier einfach ausbreche?", sagte Ricardo gedankenvoll und überzeugt von seiner Idee. Skeptisch sah ich ihn an und stopfte meinen Mund voll mit dem Krankenhauspudding. Seit Tagen, immer wenn ich Ricardo besuchen kam, aß ich in der Cafeteria Pudding, während Ricardo immer Café trank. Schon seit einer Woche ist Ricardo im Krankenhaus und die Ärzte hatten auch nicht vor ihn in nächster Zeit wieder gehen zu lassen. Immer nach der Schule fuhr ich ins Krankenhaus und verbrachte meinen ganzen Tag mit Ricardo. Hin und wieder kamen die Eltern von ihm, Carolin und die Jungs vorbei. Aber mich fand man hauptsächlich immer hier bei ihm. Heute fiel meine ersten beiden Stunde aus, weshalb ich schonmal Ricardo vor der Schule kurz besuchen kam. „Kannst du vergessen, Ricardo.", sagte ich und er seufzte. „Ich halt es hier nicht mehr einen Tag lang aus. Die Ärzte wollen mich doch nur verrückt sehen.", sagte er genervt. „Die Ärzte haben wohl einen Grund weshalb du noch hier bist. Du schaffst es schon.", sagte ich und versuchte ihn zu motivieren.

Als ich auf die Uhr sah, bemerkte ich, dass ich für die Schule los gehen musste. „Ich muss wieder los.", sagte ich und Ricardo sah mich mit großen Augen an. „Ach komm, bitte. Geh nicht.", bat er mich. „Du weißt ich muss in die Schule. Wenn mein Vater mich hier sieht, bringt er mich um.", sagte ich und stand vom Stuhl auf. „Kommst du wieder nach der Schule?", fragte er und ich beugte mich zu ihm runter und küsste ihn. „Natürlich.", sagte ich nach dem Kuss und drehte mich um und verließ das Krankenhaus. Draußen stieg ich in mein Auto ein und während der Fahrt hörte ich Musik an. Nicht mal nach zehn Minuten kam ich in der Schule an und parkte dort, wo eigentlich immer Ricardos Auto geparkt war.

Es klingelte gerade für die Pause, weshalb viele Schüler nach draußen geströmt kamen. Auch ich lief in den Pausenhof und bemerkte die Jungs an der Raucherecke. Wo denn auch sonst?! Sofort lief ich zu ihnen und als ich bei ihnen ankam, setzte ich mich sofort auf die Tischtennisplatte. „Ein Wunder das ihr überhaupt noch in die Schule kommt.", sagte ich beeindruckt. „Irgendwie müssen wir unseren Abschluss auch noch schaffen.", sagte Paul genervt und zog an seiner Zigarette. „Das ist ungesund.", sagte ich und nahm die Zigarette aus Thomas Hand und schmiss es auf den Boden. „Wieso meine?", sagte er schmollend und sah seiner Zigarette traurig nach. „Du kleine Hexe.", sagte er und wuschelte durch meine Haare. Lachend versuchte ich mich zu wehren aber da er mich an meiner Hüfte hielt, konnte ich mich nicht von ihm entfernen. „Lass das Thomas.", sagte ich gespielt beleidigt. Eigentlich würde er weiter machen, wenn Carolin nicht panisch zu uns gerannt kommen würde.

„Da ist eine Gruppe Jugendlicher die nach euch fragen.", sagte sie außer Atem. Sofort lies mich Thomas los und mit den restlichen Jungs liefen sie aus der Raucherecke heraus. Ich lief zu Carolin und sah sie fragend an, aber sie zuckte unwissend mit ihren Schultern. Wir folgten den Jungs und sofort sprang eine Gruppe von Jugendlichen in meine Augen. Diese standen vor deren Autos, welche mitten auf dem Pausenhof standen. Neugierig waren alle Schüler an den Seiten versammelt und fieberten mit. „Bleibt hier.", flüsterte uns Paul zu und eilte dann zu den anderen rüber. „Was wollt ihr?", fragte Thomas und stellte sich ganz nach vorne. „Wir suchen nach Lopéz.", sagte einer von den Typen und stellte sich gefährlich vor Thomas hin. „Dann endet hier eure Suche. Verpisst euch!", schrie Thomas. Der Typ fing an zu lachen und schüttelte belustigt seinen Kopf.

„So leicht werdet ihr uns nicht los.", sagte der Typ. „Wir wissen nicht mal wer ihr Unwichtigen seid.", sagte Tyler plötzlich. „Das werdet ihr noch früh genug wissen.", sagte der Typ wieder und dann glitt sein Blick plötzlich zu mir. Eigentlich hätte ich gedacht, dass er wieder weg sehen würde, aber sein Blick hing an mir. Thomas verfolgte seinen Blick und als er bemerkte, dass er mich ansah, stieß er ihn an seinen Schultern. Somit kamen die Jungs von dem Typen einen Schritt nach vorne und der Typ brach den Blickkontakt mit mir ab. „Verpisst euch.", sagte Thomas bedrohlich. „Ist schon gut. Man sieht sich wieder.", sagte der Typ mit den grünen Augen und drehte sich um. „Sagt dem kleinen Lopéz, dass er noch was von uns hören wird.", sagte er während er seine Autotür aufschloss. Kurz blickte er wieder zu mir und zwinkerte lächelnd. Geschockt sah ich zu wie er mit den anderen zwei Autos aus dem Pausenhof wegfuhr.

Rasend kam Thomas zu mir und sah mir streng in die Augen. „Kennst du den Typen?", fragte er mich. „Nein.", sagte ich und schüttelte meinen Kopf. „Geht zum Unterricht! Es gibt nichts zum Beobachten.", schrie Paul unsere Mitschüler an, worauf sie sich tatsächlich wieder verteilten. Auch die restlichen Jungs und Carolin kamen zu mir. „Wieso habe ich das Gefühl, dass diese Jungs noch ziemlich uns an den Sack gehen werden.", sagte Samuel genervt. Thomas schaute mir aber weiter in die Augen und kam mir ziemlich nahe. „Wenn du den Typen auf der Straße wieder siehst, dann rufst du einen von mich an. Okey?", fragte er mich und ich nickte. Dann klingelte es zum Unterricht und zusammen liefen wir wieder in die Schule rein.

Ricardo

„Oh mein Gott. Mein Baby.", platzte plötzlich eine schrille Stimme in das Krankenhauszimmer rein. Tante Vanessa stürzte sich in das Zimmer und kam zu mir gerannt. Bei mir angekommen, drückte sie mich erstmals fest und küsste mich mehrmals an der Backe.
„Ich hab mir solche Sorgen gemacht, Rico.", sagte sie besorgt und sah mich mit großen Augen an. Darf ich vorstellen, meine überfürsorgliche Tante Vanessa. Nach ihr kam mein Onkel Carlos und meine Cousine Lizy und mein Cousin Adrian rein. Mein Onkel ist der große Bruder von meinem Vater und Tante Vanessa seine Frau. „Ricardo, mein Kumpel. Wie geht es dir.", sagte Onkel Carlos, kam zu mir rüber und wuschelte durch meine Haare. „Was eine Überraschung. Was macht ihr hier?", fragte ich. Nicht das ich mich nicht freuen würde meine Familie zu sehen, aber sie wohnen sehr weit entfernt von hier. Man sieht sie sehr selten.

„Als wir gehört haben was geschehen ist, sind wir sofort hier her geeilt.", erklärte mir meine Tante. Auch Adrian und Lizy umarmten mich. Lizy war nur ein paar Jahre jünger als Adrian und ein richtiger Sonnenschein. Ich hab sie ungelogen noch nie traurig oder wütend gesehen. „Lange nicht mehr gesehen, Sonnenschein.", sagte ich und Lizy lachte. „Wieso schaffst du es nicht einmal dich nicht in Lebensgefahr zu bringen?", sagte sie kopfschüttelnd. „Tja, mein Cousin halt. Die Gefahr liegt bei uns Lopéz im Blut.", sagte Adrian und klopfte mir stolz auf die Schulter. „Ihr und eurer Stolz. Ich hab langsam genug davon.", sagte Tante Vanessa und ich musste lachen. Sie war schon immer gegen unser Familiengeschäft.

„Na, wer hat mich vermisst.", platzte plötzlich jemand wieder in das Zimmer rein und eine rothaarige kam zum Vorschein. Meine Tante Sam, gefolgt von meinem Onkel Marco und deren drei Kinder.

Jetzt kann die verrückte Party wirklich beginnen.

RICARDOWhere stories live. Discover now