6. Kapitel

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Schon früh wurde ich am nächsten Morgen zu unserem Anführer gerufen und kam dem natürlich umgehend nach. Ich legte die Gabel zurück auf meinen Teller, erhob mich vom Tisch und verabschiedete mich kurz mit einem Winken von Stana und Lex, bevor ich den Weg zu Roywen's Arbeitszimmer antrat. Gleich beim Eintreten fiel mir auf, das etwas anders war.  Xander stand zwar wie immer als Roywen's Rechte Hand an seiner Seite, jedoch lagen nun verschiedene Gegenstände und Waffen auf dem Schreibtisch vor ihnen.
Roywen hatte anscheinend meinen Blick bemerkt, denn er bedeutete mir näher zu treten. Als ich nun dicht vor dem Tisch stand und meine Augen über die ganzen Waffen gleiten ließ, machte sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen breit.
,,Was du hier vor dir liegen hast, sind die Waffen, die dir bei deiner Mission zur Verfügung gestellt werden. Natürlich kannst auch Dinge aus dem Palast dafür verwenden, aber das hier sind deine offiziellen Möglichkeiten.'', erklärte Roywen. ,,Ich werde sie dir kurz vorstellen, wenn du nichts dagegen hast?'' Es war keine Frage, dennoch nickte ich.
Er hob eine dünne Kette mit einem piolenförmigen Anhänger hoch. ,,In dieser Piole befindet sich ein starkes Gift. Du kannst es ihm unauffällig in sein Getränk mischen.'' Roywen zeigte auf ein paar Dolche. ,,Die kannst du unter deinem Kleid verstecken und ihn, wenn sich die Gelegenheit bietet, abstechen. Die kleinen Messer da dienen einem ähnlichem Zweck.'' Als nächstes nahm er einen hochwertigen Stiefel in die Hand und tippte auf den Absatz. ,,Darin ist Betäubungsgas. Dreh den Absatz einmal, dann geht er ab und du musst ihn nur noch auf den Boden werfen, damit sich das Gas freisetzten kann.'' Zuletzt deutete er auf ein paar lange spitze Nadeln. ,,Die wirst du am besten immer bei dir tragen. Lass sie in deine Frisur einarbeiten oder steck sie in deinem Kleid fest. Nadeln sind immer nützlich. Entweder um dich irgendwo rein- oder rauszubringen oder auch um jemanden auszuschalten. Bei letzterem musst du die Nadel entweder in den Hinterkopf rammen, in die Augen oder in den Hals.'' Mit einem kurzen Blick versicherte er sich nichts vergessen zu haben. ,,Hast du noch irgendwelche Fragen zu deinem Auftrag? Wenn ja, stell sie jetzt. Morgen wirst du nämlich Punkt genau bei Sonnenaufgang abgeholt werden und dann werden wir uns wahrscheinlich für eine längere Zeit nicht mehr wiedersehen.''
Ich dachte kurz nach, bis mir eine entscheidende Frage einfiel. ,,Wenn ich den Prinzen getötet habe, wie komme ich dann wieder aus dem Palast raus?''
,,Wir haben unsere Augen und Ohren überall. Wenn er gestorben ist, werden wir unter den ersten sein, die es erfahren und dementsprechend schnell handeln können. Genau um Mitternacht nach seinem Tod wird ein Gefährt für dich am Dienstboteneingang bereitstehen und dich hierher zurückbringen.''
Ich nickte beruhigt.
,,Gut, dann pack ein paar deiner Habseligkeiten zusammen. Die Reise zu den Dorados wird zwei Tage in Anspruch nehmen.'' Roywen gab Xander, den ich bislang so gut wie möglich ignoriert hatte, ein Zeichen, der sofort vortrat und die Waffen in einem Sack verstaute, den er wohl die ganze Zeit über in der Hand gehalten hatte, mir aber aufgrund meines gemiedenen Blickkontaktes mit Xander gar nicht aufgefallen war.
,,Sei vorsichtig Lyana. Und lass bloß keine Gefühle zu. Bau keinerlei emotionalen Bindungen zu deiner Zielperson oder jemand anderem im Palast auf. Verlieb dich nicht in den Prinzen, das würde alles zerstören.'' Ernst durchbohrten mich Roywen's Augen und ich erwiderte seinen Blick unbeeindruckt. ,,Das werde ich nicht.''
Roywen deutete mit einem Nicken zur Tür. ,,Viel Glück, Lyana. Enttäusch uns nicht.''
Ich ging mit sicheren Schritten auf den Flur zu, von einem plötzlichen Ehrgeiz gepackt. ,,Sie können sich auf mich verlassen.''
Ich werde den Prinzen töten und nichts und niemand wird mich davon abhalten.

Ich saß mit Lex und Stana am Flussufer und ließ die Füße ins eisige Wasser baumeln, doch darum kümmerten weder meine beiden Freunde noch ich mich. Wir hatten uns mittlerweile sogar schon fast an diese kalten Temperaturen gewöhnt.
,,Erinnert ihr euch noch an unseren ersten gemeinsamen Auftrag?'' Lex lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und die warmen Sonnenstrahlen, die auf sein Gesicht fielen, betonten seine weichen Züge.
Jetzt wo seine Augen zu waren und man den ernsten Ausdruck in ihnen nicht mehr sehen konnte, wirkte er fast friedlich und unschuldig. Wahrscheinlich wäre er ein ziemlich fröhlicher Junge gewesen, hätte er nicht auch schon genauso wie wir alle früh erwachsen werden müssen.
Stana lächelte versonnen. ,,Wie könnten wir das je vergessen? Wir sind uns zum ersten Mal in Roywen's Arbeitszimmer begegnet. Ich war gerade neu dazugestoßen und sollte gleich zu meiner ersten Mission. Ich war so aufgeregt, dass ich euch beide erstmal umgerannt habe, weil ich solche Angst hatte gleich beim ersten Auftrag zu spät zu kommen und euch in meiner Hast glatt übersehen hatte.''
Lex schnaubte belustigt. ,,Ja, du hast wirklich einen ausgezeichneten ersten Eindruck hinterlassen. Wir können von Glück sagen, dass er es mit Humor genommen hat und anfing zu lachen.''
,,Ach komm. Wir müssen aber auch einen witzigen Anblick geboten haben wie wir drei da der Länge nach vor ihm auf dem Boden lagen und wahrscheinlich mit total belämmerten Gesichtern zu ihm aufgestarrt haben.'', gab ich kichernd dazu und schaute hinauf in den ausnahmsweise wolkenlosen Himmel.
,,Ich hatte für einen Moment wirklich Angst, dass er uns für zu unfähig einstuft und uns in die Küche schickt oder so. Zum Glück haben wir trotzdem unseren Auftrag erhalten.''
,,Du warst damals echt unsportlich und bist es noch heute, auch wenn es sich zugegeben etwas verbessert hat.'', zog Lex sie auf und fing sich dafür einen nicht gerade sanften Schlag auf den Oberkörper ein.
,,Ich finde, ich habe echt große Fortschritte gemacht.''
Lex lachte leise. ,,Stimmt, du hast ja Recht.''
,,Wir sollten damals in eine Fabrik einbrechen und und einen Plan über das Gebäude erstellen, in welchem Raum sich was befand und eine genaue Anzahl der jeweiligen vorhandenen Produkte abschätzen. Stana, du hättest damals beinahe den Feueralarm ausgelöst und du, Lex, wärst fast einem Wachmann in die Arme gelaufen.'' Ich musste bei der Erinnerung grinsen.
,,Ja, aber nur, weil du vergessen hast mich zu warnen.'', wandte Lex ein und drehte sich leicht auf die Seite, sodass sein Körper und sein Gesicht nun in unsere Richtung zeigten.
,,Wir haben halt noch nicht lange als Team zusammen gearbeitet und ich musste mich auch erst daran gewöhnen.'', verteidigte ich mich und zog mit meinen Zehen kleine Kreise im Wasser.
,,Ich finde, wir sind mit der Zeit aber ein richtig gutes Team geworden.'' Stana setzte sich auf und tauchte nun auch mit den Fingern ins Wasser ein, wo sie sanfte Wellen verursachte. ,,Was soll denn jetzt aus unserem Team werden, wenn du nicht mehr da bist, Lyana?''
Die Stimmung wurde plötzlich bedrückt.
,,Ich will doch auch nicht gehen. Aber ich muss. Doch ich verspreche, ich tue alles, um so schnell wie möglich zurück zu sein.''
,,Und was, wenn etwas schief geht?'' Lex konnte seine Besorgnis nicht länger unterdrücken und so klang sie überdeutlich in seiner Stimme mit.
Fest sah ich ihn an. ,,Ich komme zurück.''
Ich wollte meinen Worten selbst glauben, wirklich. Aber tief in mir drinnen blieben die Zweifel dennoch konstant.
Ich würde ein gefährliches Spiel spielen und noch konnte ich nicht sagen, ob ich es beherrschen werde.
,,Hey, wenn wir hier jetzt schon so eine offene Erinnerungsstunde haben, dann möchte ich gerne auch noch etwas loswerden.'' Stana's Tonfall ließ mich aufhorchen und Lex schien zum ersten Mal in seinem Leben freiwillig die Klappe zu halten.
,,I-Ich....Ich möchte euch gerne erzählen wie ich hier gelandet bin. Ich meine, hier ist es irgendwie so eine ungeschriebene Regel, dass niemand wirklich über seine Vergangenheit redet....aber ich muss das einfach loswerden.'' Sie schwieg kurz und schien sich innerlich zu sammeln. ,,Ich....Ich stamme aus einer Familie von Händlern. Also uns ging es finanziell nicht gut, aber doch viel besser als manch anderen. Wir waren ständig unterwegs. Sind von einem Dorf ins nächste gereist. In die richtigen Städte durften wir nicht, da wir kleine Händler waren und nur die Großhändler reingelassen werden, um Schutz für die Bewohner der Städte zu garantieren. Sagen wir, unser Ruf war nicht der Beste. Viele von uns galten als schmutzig und ausbeuterisch.
Wir fuhren gerade über eine kleine, kaum befahrene Straße tief im Wald, als....als es passierte.'' Ihr Blick war ins Nichts gerichtet und es schien als wäre sie geistig nicht mehr anwesend. Sie war gefangen in ihrer schrecklichsten Erinnerung.
Eine Träne kullerte über ihre Wange. ,,Meine Eltern und ich wurden überfallen. Es war eigentlich alles wie immer, bis der Wagen auf einmal ruckartig stoppte. Meine Mum und ich saßen hinten im Wagon drinnen, hatten gerade noch geschlafen. Wir wussten zuerst gar nicht was los war und Mum wollte gerade aussteigen, um meinen Vater, der draußen auf dem Kutschbock saß, zu fragen, ob alles in Ordnung wäre, da hörten wir plötzlich seine Schreie und fremdes Gebrüll. Dann nur noch einen dumpfen Knall. Ich hatte solche Angst wie noch nie zuvor in meinem Leben. Mum hatte mich mit schreckgeweiteten Augen angesehen und ihr Blick strahlte so eine Endgültigkeit aus, dass mir für einen Moment vor Panik das Herz stehen blieb, bevor es noch mehr zu rasen begann als vorher schon. Mir wurde bewusst wie das hier enden würde. Mir wurde bewusst, dass Dad tot war, sonst hätte er jetzt ganz der fürsorgliche Mann, der er gewesen war, nach uns gesehen und sich versichert, dass es uns gut ging. Doch er kam nicht. Ich war in dem Moment so sehr von Angst eingenommen, dass ich nicht mal richtig weinen konnte. Auch meine Mutter gab keinen einzigen Ton von sich, ihr flossen nur still die Tränen übers Gesicht, bevor sich mich plötzlich mit einem so ernsten und strengen Ausdruck, wie ich ihn noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte, unter dem von Tränen verschleierten Blick ansah, während sie die eine Sitzbank anhob und den darunter verborgenen Hohlraum enthüllte. Eigentlich sollte er als zusätzlicher Verstauraum für Decken und so etwas dienen, aber Mum war immer sehr auf Sicherheit bedacht und lieber gut auf jegliche Situationen vorbereitet. Also war er ein kleines Versteck. ,Ich gehe da jetzt raus und du versteckst dich da drinnen und kommst erst wieder raus, wenn du dir absolut sicher bist, das keine Gefahr mehr droht. Ich liebe dich, Stana, vergiss das nie.' Das waren ihre letzten Worte.'' Stana musste kurz stoppen und ein Schluchzer entwich ihr, bevor sie fortfuhr: ,,Ich bin natürlich ihrer Anweisung gefolgt und habe mich in den schmalen Hohlraum gequetscht, ich hätte mich nie meiner Mutter widersetzt. Sie hat mit einem letzten liebevollen Blick auf mich das hoch geklappte Gestell über mir wieder geschlossen und dann war da nur noch Stille. Ein paar Sekunden später hörte ich schwere Schritte den Wagon betreten und ein paar dumpfe Stimmen, die miteinander sprachen. Ich habe nur ein paar Wortfetzten verstanden. Sie sagten, das mein Vater sich nicht hätte weigern sollen, die Hälfte seiner Waren an sie abzutreten. Und der König wurde einmal erwähnt. Dann war da nur noch Gepolter, bis es wieder still wurde. Ich blieb noch einige Minuten liegen, bis die Luft zu stickig wurde und ich dringend frischen Sauerstoff benötigte. Als ich mein Versteck verließ und ausstieg, wünschte ich ich hätte es nicht getan. Es war so unheimlich still. Meine Mutter lag direkt vor der Tür in einer Blutlache. Mein Vater um die Ecke mit einem Messer in der Brust. Unsere beiden Pferde und der Wagen mit den Waren waren verschwunden. Ich weiß nicht genau, wer uns damals angriff. Ob es Räuber oder die Soldaten des Königs waren, wobei ich aufgrund der mitangehörten Gesprächsfetzen auf letzteres tippte. Damals begann an diesem Tag mein Hass gegen den König. Er unternahm bei solchen Vorfällen nicht, es interessierte ihn nicht. Oder er war gleich selbst mit Schuld an solchen Übergriffen, wenn ich das Mitangehörte richtig deuten konnte. Mir wurde in dieser Nacht klar, dass dem König sein Volk egal war. Ich rannte damals einfach blind los, konnte nicht an diesem Ort des Schreckens bleiben. Irgendwann, ich war völlig durchgefroren und am Ende meiner Kräfte, kam ich bei einem Wirtshaus an. Ich betrat es, auch wenn ich wusste, dass ich keinerlei Geld hatte und nur solange die Wärme genießen konnte, bis ich rausgeschmissen werden würde. Doch so kam es nicht. Der Wirt war ziemlich nett und wie ich später erst erfuhr; ein Rebell. Ich erzählte ihm von dem Überfall im Austausch für eine Mahlzeit, erwähnte jedoch nichts von meinem Hass auf das Königshaus, da ich genau wusste, was dann mit mir geschehen würde. Als der Wirt mich auf einmal fragte, ob ich den König nun verachten würde, und ich schwieg -nicht im Stande zu lügen, aber auch nicht bereit die Wahrheit aus Angst vor den Konsequenzen zu sagen- schien ich ihm dennoch eine genügende Antwort geliefert zu haben, denn er bat mich auf einmal in ein separates kleines Hinterzimmer hinter der Theke, wo einige Sachen gelagert wurden und in dem wir sicher vor unliebsamen Zuhörern waren. Er erzählte mir damals von Leuten, die sich zu einer großen Gruppe zusammengeschlossen hatten und die meine Empfindungen gegenüber dem König teilen würden. Sie würden immer neue Leute aufnehmen, die bereit wären, mit ihnen zu kämpfen, um die Umstände im Land zu verbessern. Auch ich wäre dort willkommen. Mir war sofort klar von wem er sprach; Rebellen. Überall in Crowen gingen Gerüchte über sie herum, doch das meiste war nicht sonderlich positiv, was aber auch daran liegen könnte, dass es niemand wagen würde sich offen gegen den König auszusprechen und somit den Rebellen zuzustimmen. Der Wirt bot mir einen Platz in ihren Reihen an. Auf die Gefahr hin, dass ich sie -ihn- verraten würde. Doch wir beide wussten damals, das ich das nie tun würde. Und mir blieb eigentlich eh kaum eine andere Wahl. Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Also beschloss ich mich den Rebellen anzuschließen und landete dann irgendwie hier. Und ich bin sehr dankbar dafür.''
Nach Stana's Geschichte herrschte Schweigen.
Niemand wollte etwas sagen, in demWissen das kein Wort dieser Welt, das was ihr passiert war ungeschehen machen und den Schmerz nehmen konnte.
Schließlich räusperte sich Leix. ,,Nun, wenn wir gerade schon dabei sind, dann möchte ich auch meine Geschichte erzählen. Meine Familie bestand schon immer aus Bauern. Eine andere Möglichkeit hatten wir auch nie. In dieser Gesellschaft ist es undenkbar, das ein Bauer jemals in die Geschäftswelt eingelassen und etwas erreichen würde können. Nie könnte es möglich sein, dass ein Bauer einen anderen Weg einschlägt und etwas anderes werden könnte. Ich begann schon früh dieses System zu hassen. Ich wollte immer Soldat werden, den Menschen helfen. Naja, jedenfalls bis mir klar wurde wie irrtümlich mein Denken war und ich lernen musste, das die Soldaten den Menschen Schaden zu fügten anstatt ihnen zu helfen wie es einst der Fall gewesen war. Ich wollte es zu etwas bringen. Aufstiegsmöglichkeiten bekommen. Aber für ein Bauernkind ist das reine Wunschvorstellung und ich musste mich schon als kleines Kind damit abfinden, das meine Träume nie in Erfüllung gehen würden.'' Seine Stimme war voller Bitterkeit. ,,Und das nur wegen dem König und seinen dämlichen Gesetzten. Ich hasste die Arbeit auf dem Hof und das Wissen nie etwas anderes als Feldarbeit verrichten zu werden. Doch meinen Eltern zu Liebe tat ich es trotzdem und half genauso mit wie meine beiden Brüder. Ein Aufstand hätte eh nichts gebracht. Wir hatten nicht viel Geld, Bauern waren nunmal arm, aber trotzdem waren wir als Familie im Großen und Ganzen glücklich. Doch oft fühlte ich mich eingeengt und unglücklich und mein Hass auf das Königshaus wuchs mit der Zeit in der ich älter wurde immer mehr, aber ich verschloss ihn tief in mir. Als ich zum ersten Mal von einer Rebellion gegen den König hörte, wurde ich aufmerksamer und bemerkte, dass es nicht gerade wenige Menschen gab, die mit dem Regime des Königs nicht zufrieden waren. Die ihren eigenen Weg gehen wollten und keinen Vorgeschriebenen ohne jegliche Perspektive. Doch niemand gab es offen zu. Das Ganze fand im Untergrund hinter vorgehaltener Hand statt. Ich erfuhr erst, dass mein Vater zu den Rebellen gehörte, als eines Tages die Soldaten vor unserer Tür standen. Es ging alles so schnell. Mein großer Bruder Rahul drückte mir den schlafenden Taric in die Arme und zog mich rennend hinter sich her in den Keller. Ich hörte meine Eltern oben schreien. Rahul dirigierte uns zu der Falltür, die als Notfallausgang diente, während er ununterbrochen fluchte. Sagte etwas von schlechte Idee, Rebellen und Verrat. Bevor er die Falltür öffnete, hielt er mich nochmal zurück. ,Falls ich es nicht schaffen sollte, flieh so schnell und weit weg wie du kannst. Schau nicht zurück. Halte Ausschau nach einer Spirale mit zwei Flügeln. Es ist das Symbol der Rebellen. Jeder Rebell trägt es. Es ist unser Erkennungszeichen. Suche jemanden mit diesem Symbol und sage ihm, dass du nach Zerada möchtest. Wenn das nicht reicht, gib ihm die Kette.' Er hat plötzlich eine unter dem Kragen seines Pullovers versteckte Kette hervorgeholt, die genau dieses Zeichen als Anhänger hatte.'' Gedankenverloren spielte er mit seiner Kette herum und mein Blick wanderte automatisch zu meinem eigenen Zeichen. Ich hatte es mir als ein kleines Tattoo an der Innenfläche meines Handgelenks stechen lassen. Ich mochte es sehr. Das Zeichen der Unendlichkeit verbunden mit dem Zeichen der Freiheit. Ewige Freiheit. Das Ziel der Rebellion. ,,Dann hat er die Luke geöffnet und wir sind losgerannt. Aber da waren so viele Soldaten. Rahul hat plötzlich ein Kurzschwert aus seinem Stiefel gezogen und ist mit einem um Vergebung bittenden Blick zu mir stehen geblieben und hat den ersten Soldaten abgefangen. ,Pass gut auf Taric auf, Lex.' Rahul hielt uns den Rücken frei und ich rannte so schnell mich meine Beine tragen konnten mit Taric in den Armen in den Wald. Als ich kurz einen Blick zurück warf, hat unser Haus gebrannt und überall waren Soldaten, die mir folgten. Sie haben alles in Flammen aufgehen lassen. Ich weiß nicht wie ich es schaffte zu entkommen. Es war ein Wunder.'' Verloren starrte er ins Wasser. Ich rutschte näher an Lex heran und umarmte ihn schweigend. Es dauerte keinen Moment, da spürte ich auch schon seine Arme um mich und wurde an seinen Körper gedrückt.
,,Hey, und was ist mit mir?'', kam es beleidigt von Stana und wir öffneten unsere Umarmung etwas, damit sie sich dazu quetschen konnte. Keine Sekunde später lagen wir uns alle drei in den Armen, bis die Frage aufkam, vor der ich mich schon die ganze Zeit fürchtete. ,,Und was ist mit dir, Lyana? Wieso bist du bei den Rebellen?''

Lyana- The Story of a QueenWhere stories live. Discover now