31. Kapitel

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Ich hatte mir hunderte von Ausgängen vorgestellt. Wie ich in Ketten gelegt und in den Kerker geworfen wurde, um auf meine Hinrichtung zu warten oder wie sie mich gleich töteten. Ich hatte mir überlegt, welche Art von Tod mich wohl erwarten würde.
Enthauptung? Der Galgen? Ein Schwert in die Brust gerammt?
Ich wusste nicht, welche dieser Arten zu Sterben die angenehmste war. Aber ein Mitspracherecht würde ich wohl eh nicht haben, in sofern spielte es eigentlich keine Rolle. Sicher war nur, dass ich in einem öffentlichen Prozess sterben würde. Denn der Adel, das Volk würden sehen wollen wie dieVerlobte des Prinzen -die Frau, die beinahe ihre Königin geworden wäre- für ihren Hochverrat und ihr falsches Spiel bezahlte.
Ob der Prinz es wohl selber tun würde? Oder ein Vollstrecker?
Genau mit solchen Gedanken beschäftigte ich mich, während ich von den Wachen durch die Gänge eskortiert wurde. Zu meiner Überraschung waren mir keine Ketten angelegt worden und auch die Griffe, mit denen mich Drew und Ferin an den Oberarmen gepackt hatten, waren erstaunlich locker. Zwar fest, aber nicht grob oder schmerzhaft. Für einen Moment zweifelte ich, ob die beiden oder eine der anderen Wachen, die uns begleiteten, überhaupt Bescheid wussten. Würden sie es wissen, würden sie mir sicherlich niemals noch solch eine nette Behandlung zukommen lassen. Nein, sie würden mich in Ketten durch die Korridore schleifen, auf direktem Weg zum Verlies.
Noch verwunderter war ich, als wir wieder den königlichen Flügel betraten, anstatt uns ins finstere Kellergewölbe des Palastes zu begeben. Hoch erhobenen Hauptes ließ ich mich zurück ins Arbeitszimmer des Prinzen führen, keines meiner aufgewühlten Gefühle drang nach außen. Meine Fassade war genauso steinern wie die unbezwingbare Mauer des Palastes.
Nur noch Drew und Ferin waren noch bei mir, die anderen Wachen hatten wir im Flur zurückgelassen. Der Prinz stand mit dem Rücken zu uns und schien abwesend auf ein paar Papiere in seinen Händen zu starren. Ferin räusperte sich vernehmlich. ,,Eure Hoheit, wir haben Eure entlaufene Braut gefunden.''
Entlaufene Braut? Bei diesen Worten musste ich beinahe lachen, doch nur beinahe. Regungslos wie eine Katze auf der Lauer beobachtete ich einfach nur, wie Leyon die Papiere weglegte und sich quälend langsam zu uns umdrehte. Mit stolz gerecktem Kinn und emotionslosen Blick erwiderte ich seinen ausdruckslosen. Sein ganzes Gesicht spiegelte nicht eine Rührung wieder, es war genauso glatt wie ein Spiegel, der nichts zeigte. Er lehnte sich gegen den Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Ohne die Augen von mir abzuwenden, befahl er meinen beiden Leibwachen: ,,Lasst uns alleine.''
Wortlos kamen sie seinem Befehl nach und schlossen leise die Tür hinter sich.
,,Das war dämlich.'', entfloh es mir ungehalten, bevor ich es verhindern konnte. Leyon's Mundwinkel hoben sich ein wenig. ,,Kann sein.''
Seine Aussage irritierte mich. Sein Verhalten war ganz anders, als ich erwartet hatte. Wusste er etwa noch gar nicht, wer ich wirklich war? Nein, das konnte nicht sein....oder? Ich spürte die aufkommende Unsicherheit. Jede erdenkliche Situation bei meiner Identitätsaufdeckung hatte ich im Geiste durchgespielt, doch diese hier war nicht dabei gewesen. Ich wusste nicht recht, wie ich mich nun verhalten sollte. Also tat ich erstmal gar nichts.
Leyon's Mundwinkel hoben sich weiter. ,,So still kenn ich dich ja gar nicht, Lyana. Gibt es da etwas, dass du mir sagen möchtest?''
Reflexartig schüttelte ich den Kopf. ,,Hm, nein. Nein.''
Nun verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck etwas. ,,Lüg mich nicht an, Lyana!'' Ein bedrohliches Funkeln trat in seine Augen. ,,Lüg mich nie wieder an!''
Ich merkte, wie mir die Situation entglitt. Es geriet gerade einfach alles außer Kontrolle. Hektisch wanderte mein Blick durch den Raum und blieb bei dem länglichen, silbernen Gegenstand auf der Tischplatte neben Leyon hängen. Schnell richtete ich meine Augen wieder auf Leyon. Er durfte nicht auch nur den Hauch eines Verdachts schöpfen, wenn das funktionieren sollte. Und das musste es. Ich war nicht bereit, ein solch würdeloses Ende wie durch eine öffentliche Hinrichtung zu erfahren. Mein ganzes Leben lang hatte ich gekämpft, also würde ich jetzt nicht damit aufhören. Selbst wenn ich Leyon dafür verletzen musste.
Mit langsamen, vorsichtigen Schritten nährte ich mich dem Schreibtisch und damit Leyon. Der Prinz betrachtete meine Reaktion mit Argwohn. Er misstraute mir, war bis aufs Äußerte gespannt. Seine dunkelgrünen Augen fixierten mich, registrierten jede kleinste Regung. Er wappnete sich für alles mögliche, wurde mir klar. Verdammt, so würde mein Plan nicht klappen. Ich musste ihn ablenken.
,,Wieso glaubst du lüge ich? Gibt es da etwas das du mir sagen möchtest?'' Mit ein wenig Abstand blieb ich vor ihm stehen und sah unter gesenkten Lidern zu ihm auf, biss mir aufreizend auf die Unterlippe. Doch zu meinem Pech ließ die Wachsamkeit in seinem Blick keine Sekunde nach, auch wenn ich genau erkennen konnte, wie er mit sich kämpfte. Dann musste ich eben zu härteren Geschützen greifen.
Ich trat noch näher an ihn heran und legte verführerisch eine Hand auf seine Brust. Und genau diese eine Sekunde, in der er unkontrolliert auf meine Berührung reagierte, nutzte ich. Blitzschnell griff ich nach dem Brieföffner neben ihm, doch Leyon hielt ihn fest, bevor ich ihn wegziehen konnte. Meine Augen wanderten langsam von seiner Hand, die die Klinge auf die Tischplatte runter drückte, über seinen Arm hinauf in sein Gesicht. Unsere Augen trafen aufeinander, in beiden blitzte die Wut.
,,Netter Versuch, Lyana'', zischte Leyon beherrscht. ,,Hast du wirklich geglaubt, ich hätte dich nicht durchschaut?''
Ich antwortete nicht, presste nur verbissen die Zähne aufeinander. Dann schlug ich ohne Vorwarnung mit der anderen Hand zu. Ich zielte auf seinen Hals, doch Leyon fing meine Hand ohne Probleme ab. Angriffslustig funkelte ich ihn an, als ich den Überraschungsmoment nutzte, in dem sich Leyon's Griff um den Brieföffner gelockert hatte, und ihn befreite. Ohne eine bestimmte Taktik zu haben, stach ich rücksichtslos auf ihn ein. Dem Prinzen gelang es gerade noch rechtzeitig auszuweichen, wobei er jedoch meinen anderen Arm loslassen musste. Ich wich einen Schritt zurück, um einen übersichtlichen Abstand zwischen uns zu bringen und drehte die provisorische Waffe einmal in meiner Hand, während Leyon und ich uns keine Sekunde aus den Augen ließen.
Es war still, während wir uns wie zwei Boxer im Ring taxierten und versuchten die nächste Handlung des Gegenübers einzuschätzen.
,,Das ist doch kindisch, Lyana. Leg den Brieföffner weg'' Ich schnaubte als Antwort nur. ,,Wenn du es als kindisch empfindest, von einer-‚'' Ich unterbrach mich selber. Sollte Leyon aus unerfindlichen Gründen immer noch im Unwissen schwimmen, würde ich ihn ganz sicher nicht mit dem Kopf voran auf meine wahre Identität stoßen.
,,Von einer Rebellin mit einer provisorischen Waffe bedroht zu werden, haben wir ein etwas anderes Verständnis davon?'', beendete er fast schon müde klingend meinen Satz. Nun doch noch überrascht schaute ich ihn an. ,,Ich hatte eigentlich mittlerweile fast schon angenommen, dass du noch nicht daraufgekommen wärst.''
Leyon erwiderte meinen Blick ernst. ,,Ich bin nicht dumm, Lyana. Ich-‚'' Ich ließ ihn nicht ausreden, sondern stürzte mich ohne irgendwelche Vorzeichen auf ihn. Erbarmungslos stach ich nach ihm, doch Leyon wich aus oder blockierte jeden meiner Angriffe, auch meine Schläge konnten nicht bei ihm landen. Und das machte mich immer aggressiver. Verbissen konzentrierte ich mich mit aller Macht darauf, einen Treffer zu erzielen, während Leyon dabei unablässig  versuchte mit mir Konversation zu betreiben und mich zu einem vernünftigen Gespräch zu überreden.
,,Hör endlich auf zu Reden!'', fuhr ich ihn harsch an. ,,Kämpfe!''
,,Ich werde nicht gegen dich kämpfen, Lyana'' Obwohl es Leyon anstrengen musste, keuchte er nichtmal. Seine Koordination war wirklich beeindruckend.
,,Wieso nicht?'', fauchte ich und stach nach seinem Bauch, während ich gleichzeitig einen Seitkick ausführte. Mit einer eleganten Drehung wich der Prinz aus. Ich fragte mich, warum er nicht einfach sein Schwert zog, das in der Schneide an seinem Gürtel steckte. 
,,Weil ich nicht bereit bin das Risiko, dass du dabei verletzt wirst, einzugehen.'', erklärte er und beantwortete damit auch meine stille Frage.
,,Wieso nicht?'', giftete ich erneut voller Unverständnis. Bei der Hinrichtung würde ich doch später auch verletzt, beziehungsweise getötet, werden. Was machte es also für einen Unterschied?
,,Lieber sterbe ich tapfer im Kampf als würdelos bei einer Hinrichtung!'', knurrte ich verbissen und ging in ein weiteres Manöver über. Diesmal gelang es mir den Prinzen mit der Klinge zu streifen, doch sie war zu stumpf um auch nur einen Kratzer unter dem Stoff seines Oberteils zu hinterlassen. Ich musste ihn richtig erwischen, frontal, um etwas zu erreichen.
Als ich gerade erneut ansetzen wollte, ging plötzlich Leyon völlig unerwartet in die Offensive. Er gab seine defensive Haltung auf und griff mich an. Jedoch verletzte er mich nicht direkt, sondern beförderte mich mit einem geschickten Griff an ihm vorbei und ließ mich schwungvoll gegen den Schreibtisch stoßen. Ich ignorierte das dumpfe Pochen des Schmerzes beim Zusammenprall und drehte mich wutschnaubend um. Nur um direkt von Leyon nach hinten runter gedrückt zu werden. Der Brieföffner fiel mir aus der Hand und landete mit einem leisen Klirren auf der Platte, als  Leyon meine Handgelenke auf den Tisch drückte und sich über mich beugte. Keuchend sah ich zu ihm hoch. Meine Brust hob sich schnell und ich brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen. Auch Leyon's Atem hatte sich beschleunigt. Dunkle Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn, sein Gesicht schwebte über meinem.
Mein Puls raste. Ich konnte nichtmal genau sagen, ob das nur von unserem kleinen, eher einseitigem Gefecht oder von etwas ganz anderem, sehr viel gefährlicherem kam.
,,Es wird keine Hinrichtung geben, Lyana.'', brachte der Prinz ernst hervor.
,,Was?'' Verwirrt hielt ich Inne.
,,Du hast schon richtig gehört. Ich würde dich niemals wissentlich verletzen, Lyana. Das wollte ich auch nie. Und deinen Tod würde ich erst recht nicht zulassen, geschweige denn selber verkraften. Ich würde vermutlich das ganze Land in Schutt und Asche legen. Und ich bin der Prinz, demnächst König, ich kann das, glaub mir.'' In seine Augen trat ein weicher Ausdruck und ich wusste, dass diese Worte sein voller Ernst waren. Trotzdem konnte ich es nicht so recht glauben.
,,Aber-‚''
,,Kein Aber, meine kleine Rebellin. Nichts würde mir ferner liegen.'', unterbrach Leyon mich sanft. Sein Griff um meine Handgelenke lockerte sich etwas, als er erkannte, dass ich nicht nochmal den Versuch unternehmen würde, ihn anzugreifen, blieb aber dennoch bestimmt. Wie als würde er mir zeigen wollen, dass er mich festhielt, nicht loslassen würde, egal, was kommen würde. Ein leichtes Lächeln trat für einen Moment auf meine Lippen, bevor ich ihn wieder ernst ansah, als mir etwas klar wurde. ,,Du wusstest es schon länger, nicht wahr?''
Leyon schien sich kurz unwohl zu fühlen. ,,Ja.''
,,Seit wann?''
,,Ich bin dir nach dem misslungenen Heiratsantrag im Wintergarten am Tag des Verlobungsballs nachgelaufen.'', gab er zu. ,,Doch ich konnte dich nicht mehr finden. Ich habe mich echt miserabel gefühlt, also wollte ich Rat bei meiner kleinen Schwester suchen.''
Eine meiner Augenbrauen wanderte in die Höhe.
,,Kleà liest ziemlich viele Romane. Ich dachte, sie könnte mir vielleicht irgendwie helfen.'', verriet er und schob rechtfertigend hinterher: ,,Außerdem ist sie meine Schwester!''
,,Jedenfalls habe ich dich dann mit ihr dieses Stück spielen gehört- wie hieß es noch?''
,,Schweigender Schmetterling'', murmelte ich leise.
,,Genau.'' Leyon nickte leicht. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich völlig. ,,Ich habe euer Gespräch gehört....das was dir alles angetan wurde, wie viel Leid dir widerfahren ist, wer du bist, die Narben auf deinem Rücken -es tut mir alles so schrecklich Leid, Lyana.'' Seine Augen nahmen einen glasigen Schimmer an.
Ich brauchte einen Moment, um das eben gehörte zu verdauen. Dann stellte ich Leyon leise, unsicher die alles entscheidende Frage: ,,Wieso lebe ich dann noch, Leyon?''
,,Hast du mir gerade nicht zugehört? Ich könnte dir nie absichtlich weh tun. Ich liebe dich, Lyana. Egal, ob du nun Lady Lyana Dorados oder einfach nur Lyana Kariba bist. Es spielt für mich keine Rolle. Ich will nur dich.'' Liebevoll küsste Leyon mir die kleine Träne von der Wange, die sich aus meinem Augenwinkel gelöst hatte.
,,Dankeschön, Leyon'', hauchte ich erstickt. Das waren die schönsten Worte, die je jemand zu mir gesagt hatte. Ich konnte förmlich spüren wie meine Seele  sich diesem aufgehenden Licht entgegenstreckte, in ihm baden, endlich geheilt werden wollte. Mein Herz glühte auf.
,,Ich- Ich glaube, ich liebe dich auch...'', flüsterte ich und mied seinen Blick. Der Prinz ließ meine Handgelenke los. Seine eine Hand wanderte zu meinem Kinn und drehte meinen Kopf zu ihm. Dicht beugte sich sein Gesicht zu mir herab. ,,Was hast du gesagt?'' Seine Stimme klang leise, ungläubig und dennoch hoffnungsvoll.
Ich sah ihm direkt in die Augen. ,,Ich liebe dich.'' Bei diesen Worten leuchteten seine Augen auf. Sie strahlten, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Voller Glück und unbändiger Liebe.
,,Sag es nochmal.'', forderte er mich auf. ,,Wiederhole es.''
Ich lächelte leicht. ,,Ich liebe dich, Leyon.'', wiederholte ich liebevoll und strich ihm sanft über die Wange, über seine Kieferknochen, bis zu seinen Lippen. Leyon hielt meine Finger fest und drückte seinen Mund auf meinen. Der zuerst zärtliche Kuss wandelte sich schnell in einen leidenschaftlichen, besitzergreifenden um. Ich befreite meine Hand aus Leyon's Griff und verschränkte sie in seinem Nacken, zog ihn noch dichter zu mir herunter. Das unbequeme, harte Holz in meinem Rücken blendete ich dabei vollkommen aus. Ganz im Gegensatz zu Leyon.
,,Lass uns das hier ins Schlafzimmer verlagern. Der Tisch ist viel zu hart. Ich will nicht, dass du dir weh tust oder Beschwerden bekommst.'' Ohne eine Antwort abzuwarten hob Leyon mich in seine Arme und ich schlang fest meine Beine um ihn. Wir schafften es ohne unseren Kuss zu unterbrechen in das Schlafgemach des Prinzen zu kommen, wo Leyon sich mit mir in die weiche Matratze sinken ließ.
Gierig erkundeten seine Hände meinen Körper, fuhren seine Konturen entlang und dann unter mein dünnes, kurzes Kleid. Das Gefühl seiner Hände auf meiner nackten Haut sandte einen heißen, prickelnden Schauer über meinen Rücken und eine Gänsehaut breitete sich an jeder Stelle aus, die er berührte. Seine Finger, sein Mund -er- liebkosten mich und erweckten in mir Gefühle wie noch nie jemand vor ihm. Selbst als er über meine Naben strich, sie zärtlich nachfuhr, störte es mich nicht. Im Gegenteil, an diesen Stellen fühlte es sich noch intensiver an. Mein ganzer Körper stand unter Strom.
Ich ließ meine eine Hand in seine weichen Haare fahren, während die andere nun über seinen Rücken fuhr, leicht über den Stoff seines Oberteiles kratzte. Leyon stieß eine Mischung zwischen Knurren und Stöhnen aus, und erregte meinen Körper damit nur noch mehr. Ich riss an seinem Oberteil und Leyon half mir dabei es ihm auszuziehen. Wir verwickelten uns immer mehr in der Leidenschaft, bis ich, als ich seine Finger über meinen intimsten Bereich strichen, wieder zu mir kam. Es gelang mir nur schwer den benebelten Zustand, in dem ich mich befand, abzuschütteln, doch ich schaffte es seine Hand aufzuhalten. ,,Nicht'', murmelte ich.
Für einen Moment sah mich Leyon etwas enttäuscht an, bevor er verständnisvoll nickte und sich zurückzog. Er legte sich still neben mich und umfasste mich von der Seite. Schmunzelnd drehte ich mich in seinen Armen so, dass ich mich mit dem Gesicht zu seiner Brust wiederfand. Während ich mit den Fingern leichte Kreise über seine bloße Haut zog, breitete sich eine Gänsehaut auf seiner Brust aus und mein Lächeln vertiefte sich.
,,Hast du denn gar keine Aufgaben zu erledigen, mein kleiner Prinz?''
Leyon zog mich noch enger an seinen warmen Oberkörper. ,,Die sind mir gerade sowas von egal. Du bist viel wichtiger als alles andere, meine kleine Rebellin.''
,,Schleimer.''
,,Nein, wenn schon Schmeichler. Aber eigentlich ist es nur die Wahrheit.''
Ich lächelte. ,,Du bist süß.''
,,Bin ich nicht.'', kam es empört zurück.
,,Bist du doch.''
,,Nein.'', beharrte er.
,,Dann bist du eben niedlich, wenn dir das lieber ist.'' Ich konnte es nicht lassen, ihn ein wenig aufzuziehen.
,,Pass auf, Prinzessin. Sonst muss ich dir den Mund verbieten.'', drohte Leyon mir mit einem verschlagenem Unterton.
,,Das würdest du nicht.'' Ich klang sicherer, als ich es eigentlich war.
,,Möchtest du es drauf ankommen lassen?'' Der lauernde Ton, in dem vielleicht sogar ein wenig Vorfreude mitschwang, ließ mich dann doch lieber den Mund halten. Auf mein Schweigen hin, lachte Leyon kurz dunkel auf.
,,Weise Entscheidung, kleine Rebellin. Wobei es mir eindeutig mehr Freude bereitet hätte, würdest du deinen vorlauten Mund weiter aufreißen.'', raunte der Prinz mit einem verheißungsvollen Unterton, der mich fast tatsächlich dazugebracht hätte, darauf einzugehen. Ich konnte mich gerade so noch kontrollieren.
,,Willst du mich in Versuchung führen?'', ging ich darauf ein und kratzte leicht mit meinen Nägeln über seine Brust. Sein ganzer Körper spannte sich an. ,,Tust du nicht gerade das Gleiche?''
Nahezu widerwillig zog ich meine Hand zurück. ,,Ich fürchte, wir müssen solche kleinen Spielchen auf nach die Hochzeit verlegen -vorausgesetzt natürlich, du möchtest mich noch heiraten?'' Ich konnte den unsicheren Nachklang in meiner Stimme einfach nicht verbergen.
Leyon schob einen Finger unter mein Kinn und drückte es hoch, sodass ich gezwungen war, ihn anzusehen. ,,Daran gab es nie einen Zweifel, hörst du?'' Ein kleines, zögerliches Lächeln trat auf seine Lippen. ,,Möchtest du, dass ich dir noch einen Antrag mache?''
Ich lachte leise. ,,Klingt der stolze Prinz gerade wirklich unsicher, ja geradezu ängstlich?''
Leyon presste unwillig die Lippen aufeinander. Das neue Thema schien ihm nicht sonderlich zu gefallen. ,,Nun, beim letzten hast du mich zurückgewiesen und die Flucht angetreten. Es ist also nicht sehr verwunderlich, wenn ich nun dieser Sache nicht mehr ganz so....sicher gegenübertrete.''
Ich schloss für einen Moment die Augen. Natürlich. ,,Du hast diesen Antrag aber gar nicht wirklich an mich gerichtet. Aus dem einfachen Grunde, dass du zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht meinen wahren Namen und Herkunft kanntest, aber trotzdem. Ich wollte keinen Antrag annehmen, in dem Wissen das er auf Lügen basiert.'', gestand ich.
Nach ein paar Sekunden stillen Schweigens, fragte Leyon leise: ,,Das bedeutend, sollte ich dir jetzt nochmal einen Antrag machen, du ihn dann annehmen würdest?''
Die Antwort war für mich erstaunlich klar. Nie hätte ich es für möglich gehalten, aber ich war tatsächlich dazu bereit. Nein, nicht nur das. Ich wollte es. Von ganzem Herzen. Es wurde Zeit einmal einfach das zu tun, was mein Herz für richtig hielt, was ich mir tief in mir drinnen wünschte. Ich musste endlich die Vergangenheit loslassen, mich mit ihr abfinden und einer besseren Zukunft entgegensehen. Nicht nur für mich. Ich könnte für eine generell bessere Zukunft sorgen- als Königin an Leyons Seite. Ich konnte Leyon nicht für alles Leid verantwortlich machen, das hatte ich nun eingesehen. Seine Eltern vielleicht- aber nicht ihn.
Es gab vielleicht einiges, was dagegensprach, aber noch mehr Gründe  dafür. Ich würde diesen Schritt wagen, möge er noch so groß sein. Und mit Leyon an meiner Seite, da war ich mir sicher, würde ich jede Hürde überwinden können.
,,Ja.''

Lyana- The Story of a QueenWhere stories live. Discover now