13. Kapitel

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,,Bist du schon aufgeregt?''
Querin drehte sich auf die Seite und stütze seinen Kopf auf einen Arm. Seine blonden Locken waren noch mehr verwuschelt als sonst und seine braunen Augen sahen neugierig zu mir hoch. Ich rutschte ein wenig weiter nach unten und lehnte mich mit geschlossenen Augen gegen das große Kissen in meinem Rücken.
Querin und ich waren uns in den letzten Tagen immer näher gekommen und verstanden uns überraschenderweise ziemlich gut. Er war anders, als ich erwartet hatte. Kein herablassender, pikierter Adeliger, sondern ein angenehmer Zeitgenosse mit einer liebevollen, aber frechen Seite. Ich mochte ihn.
,,Ich weiß nicht. Ist es nicht normal aufgeregt zu sein?''
,,Bestimmt. Mach dich nur nicht verrückt. Nervösen Leuten unterläuft viel schneller ein Fehler als Ruhigen.''
Ich musste grinsen. ,,Das beruhigt mich jetzt ungemein.''
Um ehrlich zu sein, ich war viel aufgeregter darüber, ob ich es schaffen würde meinen Auftrag zu erfüllen, als über den Grund des Balls. Ich wusste einfach, das der Prinz nie mich auswählen würde, also machte ich mir darüber erst gar keinen Kopf. Mehr beschäftigte mich stattdessen, wie ich es in die Nähe des Kronprinzen schaffen sollte, wenn er sich -wovon ich stark ausging- nicht für mich interessieren sollte. Denn wenn mir das nicht gelang, wie sollte ich dann einen unauffälligen Mord hinbekommen, der möglichst nicht auf mich zurückfällt? Jeder hier schien davon auszugehen, dass Prinz Leyon sich für mich interessieren würde, aber wenn dem nicht so war, dann hatten wir ein mächtiges Problem. Keiner schien in diesem Fall einen Plan zu haben, jedenfalls hatte mir niemand gesagt, was passieren würde, sollte er mich nicht wollen und wegschicken. Überhaupt wurde mir gerade bewusst, dass niemand Grenzen fest gesetzt hatte, wie weit ich für diese Rolle, diesen Auftrag, gehen musste. Was wenn der Prinz mich doch auswählen sollte, wäre ich wirklich bereit die Pflichten einer Frau gegenüber ihres Gatten zu erfüllen? Falls es mir bis dahin noch nicht gelungen war ihn zu töten, meine ich? Bei diesem Gedanken wurde mir schlecht und ich spürte wie eine altbekannte Angst in mir aufkam.
,,Hey, alles okay, Cousinchen? Ich wollte dir keine Angst machen. Das wird schon. Du wirst sie alle verzaubern.''
Ich öffnete meine Augen, um ihn belustigt anzusehen. ,,Natürlich.''
Er richtete sich ein wenig auf. ,,Das meine ich ernst, Lyana. Du bist wunderschön und hast im Gegensatz zu den anderen jungen Adelstöchtern einen guten Charakter. Und glaub mir, ich habe schon mit einigen die Bekanntschaft gemacht. Eine verzogener und arroganter als die andere.'' Sein Lächeln war sanft, aber ehrlich. ,,Aber du bist nicht wie sie. Du bist anders, aber im positiven Sinne. Da haben deine Eltern wohl mit ihrer Entscheidung dich von der Öffentlichkeit und dem Leben am Hofe fernzuhalten, etwas sehr richtig gemacht. Du würdest die perfekte Königin abgeben. Sie müssten blind sein, um das nicht zu erkennen.''
Ich schwieg. Seine Worte rührten mich, auch wenn ich wusste, das sie nicht ganz treffend waren. Strenggenommen war ich ja schließlich keine Adelige, sondern ein Straßenkind und Rebell. Es war also kein Wunder, dass ich mich von den anderen Mädchen, die er kannte, unterschied. Wer wusste schon wie ich wäre, wenn ich wirklich eine adelige Abstammung hätte und nicht nur vorgab eine zu haben.
Trotzdem bedankte ich mich leise.
,,Weißt du, eigentlich ist der Ball ja nur für junge, adelige Damen. Verwandte dürfen allerdings als Begleitung mitkommen. Der Prinz kann ja nicht mit allen tanzen, also braucht jede Lady einen Tanzpartner. Wenn du es wünschst, kann ich deiner sein.'' Fragend sah er mich an.
Ich lächelte ihn strahlend an. ,,Darüber wäre ich äußerst entzückt.''
Er grinste. ,,Wie galant Sie doch die gehobene Sprache beherrschen, Mylady.''
,,Wie reizend von Ihnen, Sir.'' Ich kicherte und wollte gerade Querin bitten mit mir ein letztes Mal den Tanz durchzugehen, als er plötzlich von meinem Bett aufsprang. ,,Du entschuldigst mich, ich muss meinem Diener ausrichten, dass er die nötigen Vorkehrungen für mich als deine Begleitung treffen soll.''
Als ich wieder alleine war, kehrte die Aufregung zurück. Morgen war es soweit. Morgen würde ich den Prinzen und die gesamte königliche Familie treffen und vielleicht schon meinen ersten Mordversuch wagen können. Je schneller ich es hinter mir hatte, desto weniger problematisch wurde es.
Ich konnte nur hoffen, das alles gut ging.

Lyana- The Story of a QueenWhere stories live. Discover now