7. Kapitel

656 37 0
                                    

,,Ich....''
,,Lex!'' Taric kam aus dem Wald auf uns zu gerannt. ,,Hier bist du! Ich such dich schon die ganze Zeit.''
Erleichtert atmete ich leise auf und unsere Umarmung löste sich.
,,Was ist denn los, Kleiner?'' Liebevoll sah Lex seinem kleinem Bruder entgegen.
,,Die Äpfel sind endlich reif. Wir sollen alle helfen die Apfelbaumwiese zu ernten!'' Aufgeregt strahlte er uns an und Stana klatschte erfreut in die Hände. ,,Super, dann gibt es endlich wieder Apfelmus!''
Ich zog enttäuscht eine Schnute. ,,Na toll und ausgerechnet jetzt muss ich gehen.''
,,Ja, du wirst wirklich etwas verpassen.'', rieb mir Lex nochmal unter die Nase und grinste dabei schadenfroh.
,,Du bist echt fies.'' Ich versuchte ernst zu bleiben, konnte letztendlich aber ein kleines nach oben Zucken meiner Mundwinkel nicht verhindern.
Lex legte einen Arm um meine Schultern und begann loszulaufen. ,,Und es macht dir nichts aus.''
Ich verdrehte die Augen, gab ihm aber mit meinem Schweigen im Stillen Recht. Gemeinsam folgten wir Taric, der halb laufend halb hüpfend vor uns entlang lief und es anscheinend kaum abwarten konnte endlich unser Ziel zu erreichen.
Die Apfelbaumwiese erstreckte sich in einem satten Grün vor uns, dass immer mal wieder von roten Tupfern unterbrochen wurde. Einige Rebellen waren bereits dabei auf die Bäume zu klettern, um an die Äpfel ganz oben in der Baumkrone dranzukommen, andere lesten sie vom Boden auf und wiederum andere verteilten und leerten Körbe.
,,Hier.'' Eine Rebellin kam zu uns und drückte jedem von uns einen geflochtenen Korb in die Arme, bevor sie zu einer anderen kleinen Gruppe weiter lief. Wir suchten uns ein paar Bäume am anderen Ende der Obstwiese aus, wo bisher noch kaum Rebellen beschäftigt waren und es nicht ganz so voller Trubel war.
,,Ich klettere hoch und ihr fangt die Äpfel auf, die runter fallen.'' Lex krempelte seine Ärmel hoch und trat auf den knorrigen Stamm zu. Kurz ließ er seinen Blick abschätzend, auf der Suche nach einem geeigneten Weg, den Baum hinaufgleiten und begann dann flink den Baum hinaufzuklettern. Beeindruckt sahen Stana und ich ihm dabei zu wie er sich geschickt von einem Ast zum Nächsten hangelte und dabei kein einziges Mal mit dem Fuß wegrutschte oder ins Stocken geriet. Als Lex einen der oberen Äste erreicht hatte, hielt er an und sah kurz zu uns runter, wo er unsere sprachlosen Blicke einfing. ,,Was? Ich habe euch doch gesagt, dass ich die Arbeit auf der Farm gehasst habe. Natürlich habe ich da jede Sekunde genutzt, um etwas anderes zu machen. Auf Bäume klettern gehörte eben auch dazu.'' Dann kehrte er zum eigentlichen Thema zurück. ,,Seit ihr bereit? Ich werde versuchen, nicht allzu viele Äpfel gleichzeitig runterfallen zu lassen. Und denkt dran nur die reifen Äpfel aufzufangen, nicht die verfaulten.''
,,Das wissen wir auch. Und jetzt mach.'' Stana und ich stellten uns, unsere Körben in den Händen bereithaltend, um den Baum herum auf gegenüberliegenden Seiten auf. Lex umfasste den Stamm und rüttelte kräftig an ihm.
,,Was..MACHST DU?!'' Die Äpfel fielen wie ein Steinhagel auf uns herab und wir versuchten gar nicht erst sie mit unseren Körben zu fangen, sondern wichen aus und versuchten unbeschadet unter dem gewaltigen Apfelbaum wegzukommen.
,,Autsch!'' Stana schrie auf, als ihr ein Apfel auf dem Kopf fiel und brachte sich dann mit einem Hechtsprung außer Reichweite der nächsten herabfallenden Geschosse.
,,Lex, verdammt nochmal, was soll das? Hör sofort damit auf!'', brüllte ich und sprang zur Seite. Genau an der Stelle, wo ich eben noch stand, lag nun ein aufgeplatzter Apfel. Dummerweise traf mich dafür direkt ein anderer und ich stolperte über einen anderen am Boden liegenden Apfel. Ich schlug der Länge nach im Gras auf und schloss in Erwartung der nächsten auf mich aufschlagenden Früchte die Augen. Doch nichts geschah. Kein dumpfer Schmerz. Nichts.
Nur ein zischendes Geräusch und ein überraschtes Aufkeuchen von Stana oder Lex.
Irritiert öffnete ich die Augen und sah gerade noch wie ein Schwert zurück in die Schneide geschoben wurde. Das Sonnenlicht schien mir grell in die Augen und ich konnte nichts weiter als einen leicht über mir stehenden Schatten erkennen, der eindeutig männlich war. Mit Erleichterung merkte ich, dass der Apfelhagel aufgehört hatte und rappelte mich auf. Der Mann wich einen Schritt zurück. Erst als ich stand, konnte ich erkennen, dass es sich bei dem Mann um keinen anderen als Xander handelte. Überrascht riss ich meine Augen auf, doch bevor ich etwas sagen konnte, wandte sich Xander auch schon mit unleserlichem Gesichtsausdruck ab und schlenderte seelenruhig davon.
Ich starrte ihm hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war und für einen Moment war es still, bis Stana fassungslos hervorbrachte: ,,Hat er....er hat....ist das gerade wirklich passiert oder hat der verfluchte Apfel mich doch fester getroffen als gedacht?'' ,,Wenn du auch gesehen hast wie unsere Eisskulptur hier fast schon hin gehechtet ist, um jeden Apfel in der Luft mit seinem Schwert zu zerfetzen, der Lyana hätte treffen können.....dann ja, das ist gerade wirklich passiert.'' Leiser fügte Lex noch hinzu: ,,Auch wenn ich es selbst kaum glauben kann.''
Ihre Augen hefteten sich beinahe synchron auf mich. ,,Warum hat er das getan, Lyana?''
,,Das würde ich auch gerne wissen.'' Ich klopfte mir immer noch ein wenig irritiert die Erde von der Hose, wischte mir den Apfelmus aus dem Gesicht und wandte mich dann mit angesäuerter Miene Lex zu. ,,Und was ich auch gerne wissen würde ist, was zur Hölle dein Problem ist!''
,,Was meinst du?'' Unschuldig sah er mich an und erst jetzt fiel ihr auf, dass er immer noch im Baum saß, zwar nicht mehr fast ganz oben, aber dennoch recht weit vom Erdboden entfernt. Auch Stana schien jetzt wieder einzufallen wie dieser kleine Vorfall überhaupt erst zu Stande kam, denn sie starrte mit finsterem Gesicht zu Lex nach oben. ,,Du, mein Lieber, kannst was erleben, wenn du hier wieder runter kommst!''
Lex kicherte etwas nervös. ,,Weißt du, so eilig habe ich das gar nicht. Ich finde es hier oben eigentlich ganz schön.''
,,Achja? Nun, dann warte ich einfach hier, bis du runter kommen musst.''
,,Das könnte aber ne Weile dauern.''
,,Wieso? Irgendwann bekommst du Hunger oder Durst und dann werde ich dich hier unten freundlich empfangen.''
Lex grinste überheblich. ,,Schon vergessen? Ich sitze in einem Apfelbaum.''
Stana zuckte mit den Schultern. ,,Dann werde ich eben warten, bis deine anderen Bedürfnisse zuschlagen.''
Es dauerte einen Moment bis Lex ihre Anspielung verstand und peinlich berührt den Kopf schüttelte. ,,Du bist echt unmöglich.''
,,Ich weiß.'' Stana lächelte strahlend und seufzte dann. ,,Entschuldige dich einfach und Lyana und ich verzichten auf eine kleine Racheaktion, okay? Keiner von uns hat nämlich Bock Lyana's letzten Tag hier in und unter einem Apfelbaum zu verbringen.''
,,Es wird nicht mein letzter Tag hier sein.'', stellte ich klar.
Stana warf mir einen zweifelnden Blick zu. ,,Aber für eine ganze Weile wird es das sein.''
,,Ja, aber ich komme wieder.'' Ich sah zu Lex hoch. ,,Und jetzt lasst uns endlich ein paar Äpfel sammeln. Unsere Körbe sind immer noch leer. Gnade dir Gott, Lex, wenn du diesmal nicht vorsichtig bist und nur sachte die Äste schüttelst.''
Lex salutierte gespielt ernst und kletterte wieder ein paar Äste höher, während Stana und ich uns wieder unsere Körbe schnappten und uns bereit machten.
,,Achtung, Äpfel im Anflug.'', ertönte seine Stimme über uns und wir begannen die Früchte aufzufangen.
Es war eine gelungene Ablenkung von der Frage, warum Xander mich vor so etwas banalem wie Äpfeln beschützt hatte oder es generell getan hatte.
Xander, wieso beschützt du mich?

Lyana- The Story of a QueenWhere stories live. Discover now