Kapitel 10

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( M e l o d y )

Ich saß in der Bibliothek, mein Blick fokussiert auf das Buch vor mir über Neurobiologie, doch meine Gedanken kreisten nur um eines: Silas De Clare. 

Er hatte unser Haus mit einem Knall verlassen, den niemand so schnell vergessen würde. Mein Vater war sekundenlang wie erstarrt, drehte sich dann zu mir und sah mich an. Ich wollte zurückschrecken, kannte seinen Blick nur allzu gut, doch Silas Worte hallten in meinem Kopf wieder. 

In seinem vermutlich auch, denn sein Kiefer entspannte sich wieder, seine Hände lösten sich aus den Fäusten, zu denen sie geballt waren.  

"Woher weiß er davon?", fragte er hinter zusammengepressten Zähnen. 

"Oh, ich weiß nicht...", begann ich sarkastisch. "Vielleicht hat der Psycho, dem du weiß Gott was versprochen hast, es herausgefunden als er mich an meiner Taille gepackt und ich wie am Spieß geschrien habe" 

Er setzte an, um etwas zu sagen, doch dann schloss er seinen Mund wieder. Ich wusste nicht, wie ich den Mut aufbringen konnte, so mit ihm zu reden. Vielleicht war es das Adrenalin, das durch meinen Körper jagte, ausgelöst durch den Kuss. 

Der Kuss. 

Silas hatte mich einfach zu sich herangezogen und geküsst. Ich hasste es, dass ich so viel darüber nachdachte, doch noch mehr hasste ich, WIE ich darüber nachdachte. 

Der Kuss war so viel sanfter, als Silas De Clare überhaupt küssen können sollte.

Ich schreckte auf, als ein dunkler Schatten auf dem Buch auftauchte und erkannte sofort, wer vor mir stand. 

"Hallo... Saint", sagte ich und warf ihm einen triumphierenden Blick zu. Er schnaubte, zog eine Augenbraue hoch und stützte sich an dem Bücherregal zu seiner Rechten ab. 

"Hallo... Melody", antwortete er in dem gleichen Ton. 

Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, um ihm in die Augen sehen zu können. "Bist du sein Bruder oder sein Freund?" 

Saints Augen wanderten über die Bücher, die auf dem Tisch lagen. "Vielleicht bin ich ja beides"

"Und was davon warst du zuerst?" Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust, sah den Jungen an, der so lässig an dem Regal lehnte. Saint war ebenso hübsch wie Silas. Er hatte keine Tattoos, was ihn unschuldiger wirken ließ, doch schaute man ihm etwas länger in die Augen, erkannte man sofort, dass dieser Schein trügt. 

Er lachte sein lautes, kehliges Lachen, wie ich es bereits auf Silas Geburtstag gehört hatte und es brachte mich erneut zum Schmunzeln. "Du gehst aber schnell zur Sache"

Ganz nebenbei zog er ein Buch aus dem Regal und kam damit auf mich zu. "Silas will dich heute Abend sehen", begann er und ich wurde sofort kleiner auf meinem Stuhl. "Um 20 Uhr an unserem Gemeinschaftsraum" 

"Ich darf euren Flügel doch gar nicht betreten", erinnerte ich ihn. "Wie soll ich zu eurem Gemeinschaftsraum kommen?" 

"Mach dir darum keine Sorgen, ich bringe dich rein" Saint ließ das Buch aus seiner Hand und auf meinen Tisch gleiten. "Versuch's mal damit" 

Dann verschwand er hinter dem Bücherregal und verließ die Bibliothek. 

~

(M e l o d y )

"Ich habe nicht ansatzweise so viele Notizen, wie du. Woher weißt du das alles?", fragte Emma, während sie unsere Stichpunkte verglich. Sie saß auf dem Sessel vor unserem Fenster, die Beine eng angewinkelt, ihre dunklen Haare zu einem Dutt gebunden, aus dem sich eine Locke gelöst hatte und ihr nun ins Gesicht hing. Alle paar Sekunden versuchte sie, sie wegzupusten. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWhere stories live. Discover now