Kapitel 54

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( M e l o d y )

Silas' Anspannung war unübersehbar und übertrug sich auf mich, je näher er auf mich zukam. 

"Ich will, dass du in das Ankleidezimmer gehst, die Tür abschließt und von dem Fenster wegbleibst", sagte er in einem viel zu ruhigen Ton. 

"Und wieso sollte ich das tun?", fragte ich, ballte meine Hände zu Fäusten. 

Silas fuhr mit seiner Zunge über die Innenseite seiner Wange. "Zum Einen weil du grundsätzlich das zu tun hast, was ich dir sage... Zum anderen weil ich einen dringenden Termin habe, den ich nicht verschieben konnte"

"Also hast du nicht mal den Anstand am Tag unserer Hochzeit die Geheimnisse sein zu lassen", stellte ich verbittert fest. 

"Das hier ist nicht unsere Hochzeit, Melody", antwortete er trocken und viel zu schnell. 

"Du weißt genau, was ich meine" Es war schwer, die Tränen zurückzuhalten, die seine kalte, abweisende Art heraufbeschwor. 

"Geh jetzt", befahl er, doch ich bewegte mich keinen Millimeter. 

Er wollte gerade erneut den Mund öffnen, als ein Rauschen aus der Innenseite seines Anzuges kam. Irritiert beobachtete ich, wie er ein Funkgerät hervorholte. 

"A703 gesichert", es rauschte so sehr, dass ich die Stimme nicht erkannte. "Verbleibende Zeit: Drei Minuten" 

Silas drückte einen Knopf und antwortete. 

"Du musst jetzt wirklich verschwinden", knurrte er an mich gewandt. Ich antwortete ihm nicht, schaute ihm bloß in die leeren Augen; fragte mich wo das Licht geblieben war. 

"Es tut mir Leid, aber ich werde nicht freiwillig gehen", antwortete ich mechanisch. Ich hatte es so satt, ihm zu gehorchen und glauben zu müssen, dass all das, was wir hatten, bloß eine Lüge war. Dass der Mann, der vor mir stand der selbe war, der immer mehr anfing sich für mich zu interessieren. 

Der Hoffnung hatte, ein normales Leben führen zu können. 

Silas atmete laut aus, schaute auf seine Uhr. Seine Nervosität stieg und meine auch, nur wollte ich das nicht zugeben. Vor geraumer Zeit hätte ich mich das nicht getraut, doch was hatte ich nun zu verlieren? 

Mit wem auch immer er sich traf, die Person war vermutlich gefährlich... aber na und? So musste es sich anfühlen, Lebensmüde zu sein. Ich war müde, richtig müde. 

Silas kämpfte einen inneren Kampf, in dem sekundenlange Stille über uns lag. 

Nach einem weiteren Schritt stand er direkt vor mir, ich sah zu ihm hoch, rechnete damit von ihm am Arm gepackt und aus dem Raum geschliffen zu werden. 

Er sah mir in die Augen. Und mein Magen zog sich zusammen. 

Es war wie ein Zauber, er schloss die Augen und als er sie im nächsten Moment öffnete, waren seine Augen wieder da. Seine richtigen Augen, die in die ich mich verliebt hatte. 

"Melody", sagte er und ich biss mir auf die Zunge. 

"Bitte schließ dich in dem Ankleidezimmer ein, ich werde dir alles erklären, sobald ich kann" 

Ich begann zu zittern, überfordert mit dem, was hier vor sich ging. "Was bedeutet *alles*?" 

Mit angespanntem Kiefer schaute er auf mich herab, seine Augen wanderten zwischen meinen hin und her. 

"Ich habe dich nicht betrogen. Ich musste das alles tun, um dich zu beschützen. Du musst mir vertrauen und jetzt gehen, okay?"

Ich schluckte schwer, spürte dass ich kaum noch Zeit hatte, seine Worte zu verarbeiten. "Wie könnte ich dir noch glauben?" 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt