Kapitel 61

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( M e l o d y )

Ein dumpfes Geräusch holte mich aus den tiefen meines Schlafes. Kurz darauf ertönte es ein weiteres Mal, brachte mich dazu die Augen zu öffnen.

Das Mondlicht erhellte den Raum gerade so weit, dass ich die Umrisse der Einrichtung erkannte.

Ich stützte mich auf meine Ellenbogen, scannte mit zusammengekniffenen Augen den Raum, als ich sah, wie Silas' Körper sich unruhig auf dem Sofa hin und her bewegte.

Er hatte einen Albtraum.

Sofort rollte ich mich aus meinem Bett und kniete mich vor ihn. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, seine Atmung schnell und unruhig. Ich erkannte erst, dass er um sich schlug, als es beinahe zu spät war.

Mit ein wenig mehr Abstand, versuchte ich ihn zu wecken. Mein Herz raste wie wild, konnte es kaum ertragen, ihn so zu sehen. Ich konnte mir nicht ausmalen, was für Dämonen ihn gerade heimsuchten, wollte ihn schnellstmöglich von seinem Leid erlösen.

"Silas", rief ich und rüttelte an seinem Arm, verzweifelt weil alles andere nicht funktioniert hatte.

Silas riss seine Augen auf und zuckte zusammen. Aus einem Reflex richtete er sich aus, die Hand zu einer Faust geballt.

Ich stolperte erneut zurück, landete auf meinem Hintern. "Ganz ruhig, du hast schlecht geträumt", versuchte ich ihn zu beruhigen.

Es dauerte einen Moment, ehe er realisierte, dass er nun wach war. Langsam ließ er seine Hand sinken, schloss die Augen und lehnte sich gegen die Rückenlehne.

"Fuck", brummte er und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht.

Ich saß einfach bloß da, gab ihm den Raum, den er brauchte und schwieg.

"Wo sind meine Pillen?", fragte er unruhig und suchte das Sofa ab. Er hob die Kissen an, warf sie unsanft beiseite.

"Was für Pillen?", fragte ich skeptisch, erhob mich aber trotzdem und suchte halbherzig mit.

Silas antwortete nicht. Seine Nervosität färbte auf mich ab, ließ meine Sorge um ihn wachsen.

"Geh zu Saint und sag ihm, dass ich neue Pillen brauche", forderte er hektisch und ohne mich anzusehen.

"Silas, was sind das für Pillen? Schlaftabletten?" Ich ging einen Schritt auf ihn zu, als sein ganzer Körper sich verkrampfte. "Bleib wo du bist, Melody", befahl er in warnendem Ton und ich blieb stehen.

"Warum?", hauchte ich.

"Weil ich in diesem Zustand unberechenbar bin", sagte er mit einer Selbstverständnis, das mich schwer schlucken ließ.

Ich hielt einen Moment inne, dann stand ich auf. Ich griff nach der Wasserflasche auf meinem Nachttisch, reichte sie ihm ehe ich das Zimmer verließ.

Wie in einem Tunnel ging ich die Treppe herunter, öffnete die Haustür. Ich lief an den Leuten vorbei, die unser Haus bewachten und mich komisch ansahen, den Kiesweg entlang bis zur Tür von Asher und Saint.

Ich klopfte, immer und immer wieder, bis Saint mit mir zusammengekniffenen Augen die Tür öffnete. Als er mich und meinen Zustand erkannte, riss er die Augen auf. "Was ist los?", fragte er besorgt.

"Er braucht seine Pillen", antwortete ich hinter zusammengepressten Zähnen. Saint verzog den Mund und nickte, kehrte mir für wenige Sekunden den Rücken zu, ehe er mit einer kleinen Schatulle wiederkam.

"Soll ich mitkommen?", fragte er als er sie mir überreichte. "Nein", antwortete ich schnell und ohne groß darüber nachzudenken.

Ich kehrte ihm den Rücken zu, wollte mich gerade auf den Weg zurück machen, als ich zögerte. "Saint?", fragte ich. "Was sind das für Pillen?"

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWhere stories live. Discover now