Kapitel 76

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( M e l o d y )

Ich zog mir eine dicke, schwarze Strumpfhose an, dazu ein dunkelrotes Kleid. Langsam wurde es wärmer in England und ich war froh, dass die Tage wieder freundlicher zu einem wurden. 

Heute strahlte die Sonne kräftig und der blaue Himmel gab mir die Hoffnung, dass alles gut werden würde. 

Ein letzter Blick in den Spiegel, meine Haare waren offen und leicht gewellt. Ich nahm meine Ohrringe von der Kommode und ging runter. 

"Guten Morgen", begrüßte Saint mich. Er stand in der Tür von der Küche zur Terrasse. Das Gesicht in Richtung Sonne gestreckt, in einer Hand eine Zigarette, in der anderen dampfte eine Tasse Kaffee vor sich hin. 

"Guten Morgen", lächelte ich und schenkte mir ebenfalls einen Kaffee ein. 

"Du frühstückst noch, bevor wir losfahren", mit hochgezogener Augenbraue fixierte er mich, während er einen Schluck trank. 

"Soll ich mir ein Beispiel an dir nehmen und eine Zigarette frühstücken?", witzelte ich, lief dabei bereits zum Kühlschrank. 

"Untersteh dich", schnaubte er und drückte die Zigarette aus. 

Ich nahm mir Joghurt, Müsli und einen Apfel, setzte mich damit an den Tisch und er gesellte sich zu mir. 

Saint trug ein Hemd und eine Anzughose. In den vergangenen Tagen hatte man ihn bloß in schwarzen Jogginganzügen gesehen, in denen er sich vermutlich am besten tarnen und verstecken konnte. 

"Bist du bereit für das Meeting?", fragte er mich und ich nickte, während ich den Joghurt in die Schüssel vor mir gab. 

"Es wird komisch sein, ihn zu vertreten, aber ich habe mir alles so oft angesehen, dass ich es auswendig kann" 

Heute würde ich Silas das erste Mal in einem großen Meeting vertreten. Glücklicherweise würde Saint, der sonst auch immer dabei war, den größten Anteil übernehmen. Meine Aufgabe bestand eher darin, präsent zu sein, zu zeigen dass es nichts gab, worüber man sich Sorgen machen musste. 

"Du wirst das toll machen, da besteht kein Zweifel, Sweetheart", ermutigte Saint mich und wir lächelten uns an. "Danke"

"Ich habe heute morgen kurz mit meiner Schwester gesprochen", erzählte ich aufgeregt. Vor wenigen Tagen hatte ich vollkommen unerwartet die erste Nachricht von ihr bekommen. Erst war ich nicht bereit, zu antworten, konnte das nicht an mich heranlassen, denn der Schmerz und die Sorge um Silas waren zu groß. 

Doch in einer weiteren, schlaflosen Nacht antwortete ich ihr. 

Seither schrieben wir uns mehrmals am Tag. Es fühlte sich an, als wäre keine Zeit vergangen. Als hätte es keine Monate gegeben, in denen vollkommene Funkstille gewesen war. 

Natürlich war Summer ein wenig zurückhaltender als sonst, schließlich hatte sie keine Ahnung davon, wie mein Leben in den vergangenen Monaten ausgesehen hatte.

Aber der Kontakt zu ihr half mir, gab mir die Kraft, die ich brauchte und ließ meine Hoffnung auf ein Happy End wachsen. 

~


( M e l o d y )

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Saint fuhr selbst, hinter uns zwei weitere Autos. Jedes Mal kam ich mir vor wie in einem Film, würde mich wohl nie an diese Sicherheitsmaßnahmen gewöhnen. 

Im Radio lief "Back for Good" von Take That, als plötzlich ein Auto von der linken Seite vor uns zog. Saint bremste scharf, zog wütend die Augenbrauen zusammen. "Was für ein Vollidiot", schimpfte er. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWhere stories live. Discover now