Kapitel 69

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( M e l o d y )

"Silas, ich...", er kam näher auf mich zu, drückte mich gegen die Wand und stützte seine Hände neben mir ab.

"Du was?", fragte er provokant, starrte mir direkt in die Augen. Seine Atmung war schnell und sein ganzer Körper angespannt, weil die Wut in ihm brodelte.

Saints Worte hallten in meinen Ohren. Es ging hierbei nicht um mich, sondern um ihn.

"Ich habe die Nerven verloren, es tut mir Leid", sagte ich ruhig. "Ich wollte mich nicht so verhalten, wirklich nicht..."

Er schnaubte, sagte jedoch nichts. Seine Hände ballte er an der Wand zu Fäusten, musterte mich mit einem wütenden, aber nachdenklichen Blick.

"Bitte verzeih mir", fügte ich leise an, unterbrach den Blickkontakt nicht. Es war kaum zu erkennen, doch sein Körper entspannte sich ein wenig. Ich stand einfach da, machte keine Anstalten weg- noch auf ihn zuzugehen. 

"So wie Saint und Asher arbeiten hunderte Menschen für mich", sagte er mit heiserer Stimme. "Die alle darauf warten, dass ich einen Fehler mache", er schnaubte verachtend auf, "Ich musste sie bestrafen, sonst hätten sie an mir gezweifelt"

Ich zog die Lippen ein, meine Augen wanderten zwischen seinen hin und her. Ich sah den Schmerz, den er spürte, wenn er daran dachte.

"Sie haben selbst entschieden, was ich tun soll"

Er stützte sich von der Wand ab, stellte sich mir gegenüber aufrecht hin.

"Wofür haben sie sich entschieden?", fragte ich, ergriff damit meine vermutlich einzige Chance, es zu erfahren, auch wenn sich mir meine Kehle vor Aufregung zuschnürte. 

"Peitschenhiebe"

Mit einem Mal fühlte ich mich, als müsste ich mich übergeben. Ich öffnete meinen Mund, doch hatte keine Worte, die ich hätte sagen können.

Silas beobachtete meine Reaktion genau, als wäre sie seine persönliche Strafe. Er saugte jedes bisschen davon in sich auf. Meine Mimik, meine Körperhaltung, meine Blicke. 

"Das..." - "ist grausam?" Ich nickte. "Für euch alle", fügte ich an und er schnaubte lachend auf.

"Klar, so grausam für den Mann, der die Peitsche in der Hand hält"

Er wollte mich provozieren, wollte von mir die Bestätigung, dass er ein Monster war.

Doch die würde er von mir nicht bekommen.

"Du warst gezwungen, deine Freunde zu bestrafen. Auf die Art, die sie gewählt haben. Das ist Wahnsinn, niemand hat verdient so etwas durchzumachen"

Er nickte geistesabwesend. "Klar", sagte er verbittert.

"Nun hast du deine Antwort", seufzte er und wandte sich ab.

"Danke", sagte ich und er drehte seinen Kopf irritiert zu mir. "Dass du mir vertraust und es mir gesagt hast"

Silas lachte. "Was habe ich bloß mit dir gemacht" Unruhig lief er in dem Zimmer auf und ab, hatte den Part übernommen, der mir zuvor gehörte.

"Was meinst du?"

"Du bist nicht ansatzweise so schockiert, wie du sein solltest", antwortete er.

Ich ging auf ihn zu. "Ich lerne deine Welt immer besser kennen, wie kommst du darauf, dass mich so etwas noch schockiert?"

"Du kannst einem nur Leid tun"

Das hatte gesessen. Ich verzog traurig den Mund, sah zu Boden. "Das sehe ich anders", flüsterte ich mir selbst zu.

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora