Kapitel 13

3.2K 115 5
                                    

( M e l o d y )

Genervt rüttelte ich an dem Reißverschluss meines kleinen Koffers, den ich jeden Sonntag ordentlich packte, um am darauffolgenden Freitag alles unsanft wieder hineinzuwerfen. 

Ich schaute irritiert hoch, als es plötzlich an der Tür klopfte. Emma war vor einer halben Stunde gegangen, doch vielleicht hatte sie etwas vergessen und wollte es umgehen, ihren Schlüssel zu suchen. 

Doch es war nicht Emma, die vor der Tür stand, sondern Saint. 

"Unsere heimlichen Treffen müssen aufhören", scherzte ich und fühlte den Triumph, als er das Lachen nicht verkneifen konnte. "Bist du fertig?"

Ich zog eine Augenbraue hoch. "Fertig?", wiederholte ich und er legte seinen Kopf schief. "Du weißt schon, dass du die nächsten zwei Wochen bei Silas verbringst?" 

Mit zusammengekniffenen Augenbrauen schaute ich zu ihm auf, stütze mich an der Tür zu meiner linken ab. "Wie könnte ich das vergessen", begann ich, "aber ich bin davon ausgegangen, dass ich vorher meine Sachen von zu Hause abholen kann" 

Ich würde sicher nicht in den nächsten zwei Wochen in meiner Schuluniform oder meinem Pyjama durch die Gegend laufen. Ein Lächeln huschte über meine Lippen bei dem Gedanken daran, Silas mit meinem hellgrünen Pullover auf die Nerven zu gehen. 

"Keine Sorge, du wirst alles haben, was du brauchst. Und jetzt komm mit"

Schlagartig veränderte sich meine Mimik, als ich verstand, was er da sagte. Ich würde nicht nach Hause fahren. Vielleicht hatte meine Mutter eine Tasche gepackt und sie hinbringen lassen. Doch das war es nicht, was mich traf, sondern dass ich nicht einmal die Gelegenheit bekam, mit ihr oder meine Schwester zu sprechen. 

"Alles in Ordnung?", fragte Saint und tritt einen Schritt auf mich zu. Ich schüttelte die Gedanken ab, zwang mich ihm ins Gesicht zu sehen. "Ja, alles gut", sagte ich und schluckte schwer. "Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass ich sofort mitfahren würde" 

Automatisch wendete ich mich meinem Koffer zu, der auf meinem Bett lag. Mein Herz fing wie verrückt an zu pochen und ich spürte eine Angst in mir aufsteigen, die unbändig zu sein schien. 

Auch wenn Silas mir versichert hatte, dass er mich zu nichts körperlichem zwingen würde, hieß das nicht, dass er mir nicht anders schaden konnte. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf, als plötzlich zwei Hände neben mir auftauchten. 

Erschrocken sprang ich zur Seite und mein Blick fand das besorgte Gesicht von Saint. "Melody, atme durch", sagte er sanft, zog an dem Reißverschluss meines Koffers und hob ihn dann für mich vom Bett. 

"Sorry", murmelte mich und fragte mich sofort, für was ich mich eigentlich entschuldigt hatte. 

Saint zog meinen Koffer zur Tür, während ich mir meine Tasche und meinen Schlüssel schnappte. Ich predigte mir selbst beruhigende Worte; dass Saint mich nicht in die Hölle schicken würde, denn er macht einen wirklich netten Anschein. 

Ich schloss die Tür hinter uns, griff zu meinem Koffer als Saint ein ermahnendes Geräusch von sich gab. "Sicher nicht", murmelte er und zog meinen Koffer weiter hinter sich her. 

~

( S i l a s )

Silas hatte in seinem Wagen auf Melody und Saint gewartet. Er hatte darauf verzichtet, sie selbst abzuholen, denn das hätte ihre Ängste vermutlich nur noch mehr getriggert. 

Saint öffnete ihr die Beifahrertür, woraufhin sie zögerlich in den Wagen einstieg. "Hey, Love", begrüßte er sie und sie schenkte ihm ein gequältes Lächeln, widmete sich hastig ihrem Anschnallgurt. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt