Kapitel 90

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- wenige Stunden vorher - 

( S i l a s )

Ohne große Umschweife kam Silas direkt zum Punkt. Er sprach Saint und Asher darauf an, dass sie auf seine Ehefrau standen. 

Ihre Augen wurden groß, wie er erwartet hatte, ging Asher sofort in eine Verteidigungshaltung und Saint versuchte, auf ruhige Weise alles abzustreiten. 

"Ich weiß es...", Silas sah Saint an, "Ich weiß auch, dass du mit ihr in einem Bett geschlafen hast"

Asher schien davon gewusst zu haben, denn sein überraschter Blick war aufgesetzt. 

"Hört mir erstmal zu", sagte er in strengem Ton, brachte beide zum Schweigen. Angespannt saßen sie auf den Sesseln, Saint krallte seine Finger in die Lehne und ließ Silas nicht aus den Augen. 

"In den letzten Monaten hatte ich viel Zeit, um nachzudenken. Ich habe stundenlang darüber nachgedacht, wie ich am Ende in diesem Rattenloch von Juri landen konnte" 

Bei dem Gedanken daran zog sich sein Magen zusammen. 

"Ich dachte über unsere Ausbildung nach", eine Ausbildung, die nichts anderes als Folter für Jugendliche war, "darüber, dass dieser Weg von Geburt an für mich vorbestimmt war" 

Dann sah er zwischen ihnen hin und her. "Genau wie für euch"

Saint strich mit seiner Zunge über die Lippen, hörte Silas aufmerksam zu. Asher rutschte weiter nervös hin und her. 

"Und deshalb brauche ich euch nicht erzählen, wie beschissen das ist", er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas, das brennende Gefühl vertrieb die Verbitterung, die sich von kleinauf in ihm festgesetzt hatte. 

"Ich hab sie mit mir in den Abgrund gerissen", fuhr er fort. "Ich hab ihren Vater entdeckt, mein Vater hat ihn eingestellt und von da an war sie schon mit meinem beschissenen Leben verbunden" 

Sie wussten, dass er die Wahrheit sagte. Selbst wenn er nicht diese bescheuerte Idee gehabt hätte, wären sie sich irgendwann begegnet. 

Vielleicht wären sie Harry Thompson irgendwann überdrüssig gewesen, dann hätte Silas das Problem gelöst. 

Vielleicht hätte Harry Thompson versucht sich einen anderen Job zu suchen, dann hätte er seiner Familie gedroht. 

Oder er hätte etwas gefunden, was er nicht hätte finden sollen, dann hätte Silas ihr vielleicht sogar weh tun müssen. 

"Ihr habt euch um sie gekümmert, so wie ich es euch aufgetragen habe. Ihr solltet ihr Sicherheit geben, sie unterstützen und beschützen... weil ich all das nicht konnte. Was für eine Ironie, dass ich nicht daran gedacht habe, dass so etwas passieren könnte"

Silas schenkte sie erneut an, hatte sein Glas als erster geleert. 

"Wir würden niemals...", fing Saint an, doch Silas schüttelte den Kopf. 

"Ich weiß das alles. Ich weiß, dass sie mich liebt und mich nie hintergehen würde. Ich weiß, dass ihr nie einfach etwas mit ihr anfangen würdet... ich weiß das alles", die letzten Worte gingen in einem lauten Seufzen unter. 

Silas wusste das alles nur zu gut, doch das machte alles nur noch schlimmer. 

"Ihr alle würdet es niemals tun...wegen mir. Nicht, weil ihr es nicht wollt. Genau da liegt der Punkt: Ich will, dass sie sich für mich entscheidet - und das freiwillig. Und ich will, dass ihr endlich aufhört darüber nachzudenken, wie es wäre wenn..."

Asher schnaubte, schüttelte verächtlich den Kopf. 

"Was willst du uns damit sagen?" 

"Eine Nacht", sagte Silas laut und deutlich, "Eine Nacht, in der sie alles machen darf, was sie will.In der sie entscheiden darf, ob sie etwas mit euch ausprobieren will und ob sie etwas mit mir machen will... und ob sie danach zu mir zurückkommen möchte"

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWhere stories live. Discover now