Kapitel 53

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( M e l o d y )

Mit gesenktem Blick lief ich die Flure entlang, die einst so etwas wie mein zu Hause waren. Kleine Gruppen an Schülern standen an jeder Ecke, tuschelten während ich an ihnen vorbei lief. Ihre Blicke wanderten zu dem Ring an meinem Finger, der sich mit jedem Tag, der verstrich, schwerer anfühlte. 

Dieser Ring war eine Bürde, die ich niemals lebendig loswerden würde. 

Allein dieser Gedanke erschwerte ihn erneut, schnürte den ihn enger um meinen Finger. 

In meiner Hand hielt ich einen Beutel, in denen sich mein Abschlusszeugnis, ein Vertrag zur Verschwiegenheit und ein paar wenige Dinge befanden, die ich in meinem Zimmer vergessen hatte. 

"Ignoriere sie einfach", brummte Asher neben mir, durch den es nicht gerade leichter wurde, weniger Blicke auf sich zu ziehen. 

Auf dem Weg zum Eton College erfuhr ich, dass keiner der Jungs mehr auf unsere alte Schule ging. Dadurch, dass Silas seine Verpflichtung angetreten war, hatte sich unser aller Leben verändert. 

Die Schulleitung hatte ihnen ihr Abschlusszeugnis ausgestellt. Ob sie dafür Prüfungen absolviert hatten, blieb offen und mir wurde erneut bewusst, was für Kräfte hier am Werk waren.

"Klar, mache ich", nuschelte ich, konnte den Sarkasmus kaum zurückhalten. Ich zählte meine Schritte, so wie ich es damals getan hatte, als er mich so sehr eingeschüchtert hatte. Als mein größtes Problem darin lag, unter dem Radar der anderen zu bleiben. 

"Dass er so eine wirklich geheiratet hat", hörte ich jemanden lachen. Ich widerstand dem Drang, meinen Kopf in ihre Richtung zu neigen und sie anzusehen. Vor einer Woche hätte ich vielleicht etwas dagegen gesagt, mich und uns verteidigt, doch nun wusste ich, dass sie recht hatten. 

Silas wurde schließlich keine Wahl gelassen, genau wie mir. Ich war naiv gewesen, dachte er hätte sich in mich verliebt, doch ich war bloß eine Bürde. Ein zusätzliches Problem, welches Juri ihm aufgelastet hatte. 

Erst als wir wieder im Wagen saßen, atmete ich durch. Ich wartete darauf, dass es mir schlecht ging, ich traurig sein würde, doch nichts passierte. 

~

( M e l o d y )

Zu allem Überfluss luden Silas' Eltern uns am Tag vor der Hochzeitsfeier ein, gemeinsam mit ihnen zu essen. Ich war mir sicher, dass diese Einladung von Katherine und weniger von Richard kam. 

Im Spiegel begutachtete ich, ob mein schwarzes, enges Kleid richtig saß, ehe ich mein Zimmer verließ. 

Silas stand bereits an der Treppe, tippte etwas in sein Handy während er auf mich wartete. Erst als ich unten ankam, hob er seinen Blick. Für einen kurzen Moment ließ er ihn über meinen Körper schweifen, betrachtete das Kleid und meine Schuhe, ehe sein ausdrucksloser Blick meine Augen fand. 

Schweigend setzte er sich in Bewegung und ich folgte ihm. 

"Danke", flüsterte ich, als er mir die Tür aufhielt, die uns in den Bereich des Anwesens führte, der seinen Eltern gehörte. 

Sie warteten bereits im Essbereich auf uns, standen vor dem Kamin und unterbrachen ihr Gespräch, als sie uns erblickten. 

"Da seid ihr ja", begrüßte Katherine uns. Sie schritt mit ausgebreiteten Armen auf uns zu, umarmte ihren Sohne und dann mich. 

Richard nickte uns zu, umklammerte das Glas in seiner Hand fester. 

Wir fanden uns am Esstisch ein und der erste Gang wurde serviert. Ich stocherte in dem Salat herum, verspürte seit Tagen keinen Appetit mehr. Silas und sein Vater unterhielten sich oberflächlich über die Arbeit, doch meine Gedanken drifteten viel zu oft ab, als dass ich ihren Worten folgen konnte. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWhere stories live. Discover now