Kapitel 32

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( S i l a s )

Sie trug das Kleid, welches er ihr ausgesucht hatte. Dazu eine geflochtene Hochsteckfrisur, aus der zwei gewellte Strähnen ihr Gesicht umrandeten. 

Sie war wunderschön.

Silas schluckte schwer, als er beobachtete, wie sie die Treppe herunter kam. 

Er hatte gewusst, dass sie in dem Kleid umwerfend aussehen würde, doch nun bereute er es schon fast. Er wollte, dass sie an dem heutigen Abend beachtet wird- und verdammt, die anderen würden sie beachten. 

Melody sollte so vielen wie möglich auffallen. Je mehr Männer an ihr interessiert waren, desto größer wäre die Chance, dass darunter jemand wäre, mit dem sie glücklich werden könnte. 

Der Gedanke schnürte ihm die Luft zu. Silas fühlte sich verantwortlich für ihr Glück. Natürlich wusste er, dass er nicht alleine schuld daran war; dass Harry Thompson vermutlich so oder so versucht hätte, sie in die Gesellschaft einheiraten zu lassen - und dennoch war er schuld daran, dass andere aktiv ihr Interesse an ihr bekundeten. 

Und wenn sie es nun sowieso taten, dann würde er alles dafür tun, dass sie jemanden findet, der sie verdient. 

Selbst wenn er nicht dazu verpflichtet wäre, eine andere zu heiraten, hätte er sie nicht verdient. 

"Du siehst wunderschön aus, Darling", flüsterte er ihr zur Begrüßung ins Ohr und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. 

Melody sah an ihm herab, begutachtete den schwarzen, maßgeschneiderten Anzug den er trug. 

"Du auch, Darling", lächelte sie und er erwiderte es. 

Wie sehr er ihre spielerische Art doch mochte. 

"Cousin", ertönte Juliets Stimme hinter ihr und Silas wandte nur ungern seinen Blick von Melody ab. "Juliet", begrüßte er sie und legte seinen Kopf schief. "Vielen Dank, dass du Melody geholfen hast" 

Juliet stellte sich zu ihnen, begutachtete voller stolz ihr Werk. "Ich hatte gar nicht so viel zu tun", antwortete sie schulterzuckend und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. 

"Also gut, ich mache mich auf den Weg. Mein Verlobter wartet", sie wackelte mit ihren Augenbrauen und lief zwischen ihnen hindurch in Richtung Tür. 

"Was hast du Melody eigentlich damals erzählt?", rief er ihr hinterher. Er konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Melody sich sofort versteifte. Juliet hingegen lief unbeirrt weiter. "Dass du nicht nur für sie unerträglich bist" 

Sie lachte. 

Und Silas schnaubte lachend auf. 

Dann zog er eine Augenbraue hoch und sein Blick wanderte zu Melody, die nervös an ihm vorbei sah. "Ist das so, ja?"

Sie schürzte die Lippen, weigerte sich ihn anzusehen. "Naja, du warst nicht gerade nett", murmelte sie. 

"Ich BIN nicht nett", korrigierte er sie und drehte sanft ihren Kopf in seine Richtung. 

Sie sah ihn an, direkt in die Augen und Silas konnte jede einzelne Farbe darin sehen. Das Grün, das den größten Anteil hatte; das dunkle Blau, welches wie ein  Faden um die Pupille verlief und die braunen Punkte, welche überall verteilt waren. Ihre Augen waren einzigartig. 

"Dann habe ich mich wohl nur daran gewöhnt", entgegnete sie. Seine Hand ruhte weiter an ihrem Kinn. Er strich ihr mit dem Daumen über die Wange. "Wie gerne ich dich für diese Antwort bestrafen würde", raunte er ihr zu. Dann wendete er sich ab. 

Er nahm sein Handy von der Anrichte, hielt ihr den Arm hin, damit sie sich unterhaken konnte. 

Melody sah ihn perplex an, ehe sie mit roten Wangen einen Schritt nach vorne machte und sie gemeinsam das Haus verließen. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWhere stories live. Discover now