Kapitel 44

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( M e l o d y )

Mrs. Peterson war der Name meiner neuen Hauslehrerin. Sie unterrichtete mich in den Fächern des neuen Halbjahres und ich konnte mir niemanden vorstellen, mit dem Schule noch langweiliger werden könnte, als mit ihr. 

Sie war eine ältere, sehr strenge Dame, die ihre Brille immer wieder abschätzig mit ihren Nasenflügeln nach oben bugsierte. Ihre dunklen Haare waren zu einem strengen Dutt eingedreht und sie roch merkwürdig intensiv nach Salbei. 

Jeden Tag verbrachte ich mehrere Stunden mit dieser Frau - und mit jeder Minute davon vermisste ich das Eton College umso mehr. 

Ich träumte vor mich hin, während sie mir mathematische Formeln erklärte. Meine Gedanken driftete zu Silas ab... 

Vor wenigen Tagen hatte er mir ein neues Handy überreicht, auf dem ein bestimmtes Schutzprogramm installiert war. Bisher konnte ich die Vorsichtsmaßnahmen, die diese Familie traf, nie ganz nachvollziehen... bis ich eines abends in das Wohnzimmer schlenderte und mich ein männliches, unbekanntes Gesicht ansah. 

Es stellte sich heraus, dass dieser Mann ein Journalist war, der sich auf das Grundstück geschlichen hatte. Er arbeitete an einem Artikel über die Königsfamilie und ihre - wie er es sagte - Handlanger, wollte über die De Clares recherchieren. 

Die De Clares waren eher berüchtigt als berühmt und dennoch wollte ständig jemand in ihre Nähe gelangen. 

Was mit diesem Mann passiert ist, nachdem die Sicherheitsleute sich auf ihn gestürzt haben, weiß ich nicht und ich würde auch nicht nachfragen... 

Mit meinem neuen Telefon rief ich sofort Emma an, die bereits den Artikel über meine Eltern und mich gelesen hatte. Ich bemühte mich nicht darum, eine Ausgabe der Zeitschrift zu erhalten. Niemand aus meiner Familie schien den Kontakt zu mir zu suchen. Ich war mir sicher, dass sie Summer nicht erlaubten, mich anzurufen. Und mich beschlich das vage Gefühl, dass das fürs Erste auch besser so war. Wie könnte ich ihr all das schon erklären?

Ich erzählte Emma nur das nötigste über die plötzliche Eheschließung, behauptete dass das Mädchen, mit dem er zuvor verlobt war, nicht mehr wollte und Silas und ich kurzerhand beschlossen hatten, zu heiraten ehe seine Eltern sich etwas neues für ihn - oder für mich - ausdachten. 

"Das ist echt die merkwürdigste und irgendwie süßeste Geschichte, die ich je gehört habe", lachte sie. "Das bedeutet, für dich verändert sich gerade viel, mh?" Der sorgenvolle Ton in ihrer Frage legte sich schwer auf meine Brust. 

"Kann man so sagen", hauchte ich und biss mir auf die Lippe. 

"Wie wäre es mit ein wenig Normalität?", wechselte sie das Thema. "Ich feiere am Samstag meinen Geburtstag und es wäre einfach fantastisch, wenn du und dein EHEMANN kommen würdet" Ich schnaubte, fand dieses Wort selbst noch befremdlich. 

"Meinst du, das ist eine gute Idee? Werden viele unserer Schule da sein?", fragte ich unsicher. Zu Hause bekam ich nicht viel darüber mit, was andere über mich sagten. "Mach dir keine Gedanken, es kommen nur coole Leute", versicherte sie mir und nahm mir ein Versprechen ab, dass ich mit Silas darüber sprechen würde. 


~

( M e l o d y )

Nervös klopfte ich mit meinen Fingern an meinen Oberschenkel, während ich in der Eingangshalle der De Clares auf den Butler wartete, der mir zuvor die Tür geöffnet hatte. 

Am heutigen Nachmittag war ich mit Katherine De Clare zum Tee verabredet. Es war das erste Mal, dass ich mit Silas Mutter alleine war und meine Aufregung nahm mit jeder verstreichenden Sekunde zu. 

Secrets of London I Dark Romance / AbgeschlossenWhere stories live. Discover now